XPG Precog im Test: Klang und Mikrofon
2/3Großes, aber ungenutztes klangliches Potenzial
XPG präsentiert das Precog als erstes Headset mit einem Hybridsystem bestehend aus dualen Wandlern, die elektrostatisch und dynamisch agieren. In der Tat listet der Preisvergleich derzeit kein anderes Headset dieser Art im deutschen Einzelhandel. Und auch bei den Kopfhörern gibt es diesen Ansatz derzeit nicht. Ende der 90er Jahre hatte AGK dieses Konzept einmal beim K340 verfolgt.
Adata verspricht sich von der Kombination, die sonst niemand verfolgt, dass Tief- und Hochtöne besser voneinander getrennt werden. Bei den laut Hersteller angegebenen 5 Hz bis 50 kHz geht es nicht um einen werbewirksamen hohen Frequenzgang, den kein Mensch wahrzunehmen in der Lage ist, sondern darum, genügend Reserven zu schaffen, um die hörbaren Frequenzen verzerrungsfrei abzubilden. Wegen dieser technischen Grundlage ist das Headset auch für Hi-Res-Audio zertifiziert.
Dass das System funktionieren kann, zeigt das Headset vor allem im Hochtonbereich. Im Musikmodus, der als einziger einen reinen Zweikanalton liefert, wirkt die Wiedergabe luftig und das Stereo-Bild sehr breit. Dass die Wiedergabe hier manchen Hörern etwas zu grell klingen könnte, hat mit der generellen Abstimmung der Kopfhörereinheit zu tun, die erst einmal sehr neutral ausgelegt ist. Das bedeutet aber ebenso, dass tiefe Frequenzen trotz der vorhandenen Möglichkeiten zu gering ausgegeben werden. Dies wird vor allem bei Spielen mit entsprechender Tonkulisse deutlich, bei denen die Ausgabe ein gewisses Bassfundament vermissen lässt und eine Atmosphäre mit Sog-Effekt sich daher nur bedingt einstellen will. Die Abstimmung hat Vorteile, denn je stärker der Bassbereich dargestellt wird, desto größer ist die Gefahr, dass leisere und/oder hochfrequente Geräusche untergehen. Wenn der Hersteller dem Headset doch eine zusätzliche Software mit einem guten Equalizer an die Seite gestellt hätte, könnte der Kunde hier aber zu Hause auch selber eingreifen.
Manchem Hörer könnte das Precog auch bei der Wiedergabe von Musik oder Filmen zu brav erscheinen, denn wer hier einen knackigen Bass bevorzugt, wird sich ebenfalls enttäuscht sehen. Musikliebhaber, die dagegen ein ausgeglichenes Klangbild bevorzugen, könnten bei dem Headset auf ihre Kosten kommen, denn hier kann das neue System ein wenig seine Vorteile ausspielen. Bei Filmen mit einer ausgeprägten Geräuschkulisse sieht es wiederum anders aus, denn bei diesem Szenario kommt aufgrund des geringen Fundaments erneut nur wenig Spaß auf.
Das Precog verfügt zusätzlich über den obligatorischen 7.1-Modus, der auf der Kabelfernbedienung ausgewählt werden kann. Dieser vermittelt jedoch einen recht künstlichen Klang und den Eindruck, dass lediglich ein gewisser Hall auf das Signal gelegt wird. Eine räumliche Ortung wird hiermit höchstens erschwert.
Vorteile für Shooter-Spieler
Für Spiele, bei denen es aber vor allem auf die Ortung ankommt, hat XPG den First-Person-Shooter-Modus (FPS) konzipiert, der über denselben Schieberegler ausgewählt werden kann. Bei diesem Modus werden die tiefen Frequenzen komplett herausgefiltert und Umgebungsgeräusche verstärkt. Im ersten Moment wirkt die Darstellung ungewohnt, bei entsprechenden Spielen kann sie jedoch wirklich einen kleinen Vorteil darstellen, da selbst leise Schritte besser erkennbar sind.
Störende Geräusche
Störend sind hingegen die leichten Fiep-Geräusche im Hintergrund der Tonausgabe, die im USB-Modus direkt nach dem Anschluss zu vernehmen sind und die Nutzung deutlich einschränken. Die Störgeräusche konnten darüber hinaus an verschiedenen Quellgeräten mit unterschiedlichen Betriebssystemen bestätigt werden. Lediglich bei der rein analogen Nutzung traten sie im Test nicht auf.
Werden all diese Aspekte zusammen betrachtet, kann das Precog bei der Audio-Ausgabe nur bedingt überzeugen. Natürlich sind Gaming-Headsets, wie der Name schon vorgibt, in erster Linie für die Verwendung in Spielen gedacht. Doch auch hier fehlt oftmals der nötige „Rumms“. Wenn dazu noch mit Hi-Res-Audio geworben wird, kann zumindest eine vernünftige Musikwiedergabe erwartet werden, doch auch hier müssen sich Musikliebhaber mit dem vorgegebenen Klangcharakter zufriedengeben. Da jeder Mensch einen anderen Klang – eben „seinen“ Klang – bevorzugen dürfte, hätten die Entwickler Eingriffsmöglichkeiten per Software ermöglichen müssen.
Patzer machen gute Mikrofonqualität obsolet
Beim ersten Blick auf das Datenblatt erweckt auch das Mikrofon zunächst einen positiven Eindruck, nicht zuletzt durch den vom Hersteller angegebenen Frequenzumfang von 20 Hz bis 20 kHz – bei den meisten Headsets begnügen sich Hersteller mit 100 Hz bis 10 kHz, wenn überhaupt. Aber auch der direkt auf dem Mikrofon angebrachte Popschutz lässt einige Hoffnung auf eine gute Abbildung der Stimme aufkommen. Über den Schwanenhals kann der Klangaufnehmer zudem frei vor dem Mund positioniert werden.
Erste Sprachtests bestätigen die auf dem Papier abgebildete gute Qualität, die Stimme wirkt im direkten Vergleich zur Konkurrenz deutlich voller sowie luftiger und könnte so durchaus auch für die Vertonung von Videos herhalten. Der Popschutz kann Störgeräusche gut fernhalten, ohne die Stimmenabbildung negativ zu beeinflussen. Das spricht für ein positives Urteil, wäre da nicht das ständige und deutlich hörbare Fiepen im Hintergrund, das die Mikrofonfunktion im Grunde genommen für die meisten Szenarien unbrauchbar macht.
Bei aktiver ENC-Rauschunterdrückung („Environmental Noise Cancellation“) wird die Störung zwar zu einem großen Teil gefiltert, taucht jedoch hin und wieder erneut auf und wird so noch unangenehmer. Darüber hinaus nimmt die Stimmqualität mit der Unterdrückung deutlich ab. Bei starken Störgeräuschen greift die automatische Filterung umso stringenter durch, sodass die Sprachqualität noch einmal deutlich abnimmt. Wie bereits das Fiepen der Audiowiedergabe konnten auch die Störgeräusche des Mikrofons auf verschiedenen Systemen bestätigt werden.
Rein analog genutzt, ist von dem störenden Fiepen nichts mehr zu vernehmen, dafür tritt ein sehr viel stärkeres Hintergrundrauschen auf und die Stimme wirkt deutlich gedrückter. Somit ist dies kein wirklicher Ersatz für die rein digitale Variante.