Yobybo Card20 im Test: Die dünnsten TWS-In-Ears halten mit Apple und Co mit
tl;dr: Die Yobybo Card20 sind die dünnsten kabellosen In-Ear-Kopfhörer auf dem Markt. Trotzdem halten sie mit der Konkurrenz mit, lassen technisch nichts vermissen und überzeugen auch klanglich, obwohl sie etwas kühl und hart klingen. Für 70 US-Dollar auf Kickstarter macht man als Käufer absolut nichts falsch.
Mit den Card20 möchte Yobybo zwei Gegensätze vereinen: extrem kleine kabellose In-Ear-Kopfhörer und eine sehr gute Klangqualität. Über Kickstarter wird dafür nach Unterstützern gesucht – das Finanzierungsziel wurde schon nach kurzer Zeit erreicht. ComputerBase konnte bereits vor Abschluss der Kampagne ein erstes Exemplar einem Test unterziehen.
Die sehr kurzen und dünnen Ohrhörer werden wie Apples AirPods, Huaweis FreeBuds 3 oder Razers Hammerhead ins Ohr gehängt und kommen so ohne Silikonaufsätze aus, die in den Gehörgang geführt werden. Trotz der sehr kleinen Abmessungen setzen die Card20 auf Bluetooth 5.0, unterstützen dank Qualcomm QCC3020-SoC auch den Bluetooth-Codec aptX und nutzen Treiber mit 13 mm Durchmesser.
Technische Daten im Vergleich
Die wichtigsten technischen Details der Card20 sind in nachfolgender Tabelle den anderen Earbuds zum Einhängen aus dem Vergleichstest von 12 TWS-In-Ears gegenübergestellt.
Apple AirPods (2. Gen.) | Huawei FreeBuds 3 | Razer Hammerhead | Yobybo Card20 | |
---|---|---|---|---|
Akkulaufzeit Ohrhörer | 5 h | 4 h | 4 h | |
Akkulaufzeit mit Ladecase | 24 h | 20 h | 16 h | 20 h |
Wireless Charging | Nein/Ja | Ja | Nein | |
Bluetooth-Standard | 5.0 | 5.1 LE | 5.0 | |
Audio-Codecs | SBC, AAC | SBC | SBC, AAC | SBC, aptX |
USB-Typ | Lightning | USB-C | ||
Gewicht je Ohrhörer / nur Ladecase | 4 / 40 g | 4,5 / 48 g | 5,5 / 37 g | 3,5 / 29 g |
Zertifizierung | Keine | Keine | IPX4 | |
Preis | 180 / 230 Euro | 180 Euro | 120 Euro | 70 – 130 US-Dollar |
Card20-In-Ears können mit der Konkurrenz mithalten
Trotz der kompakten Maße, nicht nur der Ohrhörer selbst, müssen sich die Card20 somit nicht vor der Konkurrenz verstecken. Denn die Akkulaufzeit ist vergleichbar, lediglich Apples AirPods bieten in zweiter Generation eine etwas längere Akkulaufzeit. Von den vier Vertretern im Testfeld warten aber nur die Razer Hammerhead und die Card20 mit einer IPX4-Zertifizierung auf, was sie besser vor Staub und Wasser schützt.
Sehr klein, ohne Kompromisse
Mit nur 3,5 Gramm sind sie die leichtesten Ohrhörer der getesteten Kontrahenten und auch das Ladecase fällt mit Maßen von 8,4 × 3,5 × 1,3 cm angenehm klein aus. Dies erreicht Yobybo durch einen Kniff: Der Deckel des Ladecases verfügt in der Mitte über eine Aussparung, so dass die Ohrhörer nicht abgedeckt werden, was das Ladecase aber rund 2 mm dünner werden lässt. Sicher verstaut sind die beiden Ohrhörer trotzdem und auch der magnetische Halt ist gut.
Die drei LEDs zur Anzeige des Ladezustandes sind zwischen den Ohrhörern platziert und durch die Aussparung auch im geschlossenen Zustand zu sehen. Werden die Ohrhörer geladen, leuchten deren LEDs und es bedarf keiner weiteren LED am Ladecase. Der USB-C-Anschluss an der Unterseite ist gerade nach unten ausgeführt, so dass das Ladecase auf der Seite liegt, wenn es geladen wird. All diese Kleinigkeiten zeigen, dass sich der Hersteller tatsächlich sehr genau überlegt hat, wie er die Card20 und das Ladecase möglichst klein umsetzen kann.
Wie bei fast allen kabellosen Kopfhörern startet auch bei den Card20 das Pairing zum Smartphone automatisch, wenn das Ladecase geöffnet wird. Bei den Card20 muss nur einer der beiden Ohrhörer verbunden werden, der andere wird daraufhin automatisch verbunden.
Eine App, in der nun Einstellungen vorgenommen oder ein Equalizer genutzt werden könnte, gibt es nicht. Dies hat aber auch zur Folge, dass man selbst keinerlei Firmware-Updates einspielen kann, die den Klang verändern, und auch die Steuerung nicht angepasst werden kann.
Steuerung über schnelles Tippen per Sensor
Durch die einzelne Verbindung der Ohrhörer mit dem Smartphone reduziert sich nicht nur die Latenz, da eine Synchronisierung und ein Austausch des Audiosignals zwischen den Ohrhörern ausbleibt, sondern es ermöglicht auch eine vollständig einzelne Nutzung beider Ohrhörer.
Interessant ist dabei, dass sich auch die Steuerung anpasst, wenn nur ein Ohrhörer genutzt wird. Grundsätzlich erfolgt sie nicht über Knöpfe, sondern wird über einen Beschleunigungssensor in jedem Ohrhörer erfasst, wie es auch bei den Apple AirPods (Test) und Huawei FreeBuds 3 (Test) der Fall ist. Dies hat zudem den Vorteil, dass sie sich problemlos mit Handschuhen bedienen lassen. Yobybo spricht der Einfachheit halber zwar von Touch, die silbernen Flächen muss man zur Steuerung allerdings nicht genau treffen, was diese wiederum vereinfacht. Wie oft man tippt, entscheidet über die ausgeführte Aktion. Etwas Gewöhnung erfordert der Umstand, dass man bei den Card20 im Vergleich zur Konkurrenz schnell und kurz tippen muss. Tippt man zu langsam, werden die Eingaben nicht umgesetzt.
Lautstärke nur über Smartphone regelbar
Wird nur ein Ohrhörer genutzt, lässt sich über diesen die Wiedergabe pausieren und fortsetzen (2 × tippen) und Anrufe können angenommen, abgelehnt oder beendet werden. Zudem kann durch dreifaches Tippen der Sprachassistent des Smartphones aktiviert werden. Das Wechseln zu einem vorherigen oder nächsten Track ist bei der Nutzung eines Ohrhörers nicht möglich, auch die Steuerung der Lautstärke kann nicht über die Card20 erfolgen, sondern muss am Smartphone geregelt werden.
Auch bei der Nutzung von beiden Ohrhörern kann die Lautstärke nicht über diese gesteuert werden. Dafür wird die Steuerung der Wiedergabe auf den linken Ohrhörer verlagert und über den rechten kann durch zweifaches Tippen ein Track weiter und durch dreifaches Tippen ein Track zurück gesprungen werden.
Ausgezeichneter Tragekomfort
Als Earbuds, die lediglich ins Ohr gelegt werden, ist das Tragegefühl der Card20 sehr angenehm und drückt nicht. Eine Anpassung ans eigene Ohr ist allerdings nicht möglich. Silikonhüllen, wie sie etwa Razer den ähnlich geformten Hammerhead beilegt, gibt es zudem nicht. Beim Tester erwies sich dies jedoch nicht als Nachteil, da die Card20 durch ihr geringes Gewicht und ihre kurze Bauform jederzeit optimal im Ohr sitzen und auch durch das Bedienen nicht störend verrutschen.
Uneingeschränkt für jede Sportart lassen sich sich, wie auch die anderen Vertreter dieser Bauart, nicht empfehlen. Je nach persönlichem Halt können sie aber durchaus beim leichten Joggen genutzt werden. Im Alltag halten die Card20 auch bei schnelleren Kopfbewegungen jederzeit sicher im Ohr.
Der individuelle, subjektive Tragekomfort ist bei den Card 20 besser als bei Apples AirPods und Huaweis FreeBuds 3. Die Razer Hammerhead dichten im Zusammenspiel mit der Silikonhülle aufgrund ihrer Größe beim Tester jedoch etwas besser ab.
Guter, aber kühler Klang
Der dynamische, 13 mm große Treiber in jedem Ohrhörer sorgt für einen klaren Klang, der vergleichsweise neutral ausfällt. Der Klang ist allerdings nicht so warm wie bei vielen anderen TWS-In-Ears, sondern gerade die Höhen sind eher kühl und hart. Die Höhen und Mitten sind die Stärken der Card20. Dem Bass fehlt es etwas an Dynamik und er fällt für heutige Verhältnisse sehr zurückhaltend aus. Ein etwas wärmerer, kräftigerer Bass würde dem Klang allerdings guttun. Letzterer ist hier nicht so gefällig wie bei anderen Kopfhörern. Wer den modernen, basslastigen Sound bevorzugt, der wird mit dem harten, klaren Klang der Card20 nicht warm.
Eine aktive Geräuschunterdrückung bieten die Card20 nicht, bei Telefongesprächen werden allerdings Umgebungsgeräusche gefiltert, wofür auf Algorithmen von Qualcomm zurückgegriffen wird. Die Card20 können deshalb durchaus für Telefongespräche genutzt werden, bei denen der Gesprächspartner den Anrufer auch versteht.
Latenz
Bei den Latenzen konnten sich im Vergleichstest nur Razer, Huawei und Anker positiv hervortun. Bei Razer profitiert der Nutzer dabei vom plattformunabhängigen Gaming-Mode, der die Latenz spürbar reduziert.
Auch die Card20 bieten bei der Latenz nur gewohnte Verzögerungszeiten zwischen 160 und 180 ms. Aus aptX, das die Card20 unterstützen und im Test genutzt wurde, können sie keinen Vorteil ziehen. Durch aptX kann die Verzögerung von SBC theoretisch halbiert werden. aptX LL (Low Latency) zur weiteren Reduzierung der Latenz unterstützen die Card20 nicht.
In-Ear-Kopfhörer | Latenz |
---|---|
Yobybo Card20 | 160–180 ms |
Apple AirPods (2. Gen.) | 160–180 ms |
Huawei FreeBuds 3 | 60–80 ms |
Razer Hammerhead | 180 ms / Gaming-Mode: 60–80 ms |
Creative Outlier Gold | 160 ms |
Anker Soundcore Liberty 2 Pro | 60–80 ms |
Cambridge Audio Melomania 1 | 180 ms |
Xiaomi Redmi AirDots | 160–180 ms |
Jaybird Vista | 160 ms |
Skullcandy Indy | 160–180 ms |
Skullcandy Sesh | 160–180 ms |
TaoTronics SoundLiberty 53 | 200 ms |
EarFun Free | 160–180 ms |
Fazit
Überzeugende, extrem kleine TWS-In-Ear-Kopfhörer von einer unbekannten Marke, so könnte das Kurzfazit zu den Yobybo Card20 lauten. Denn die Card20 zeigen, dass es kein Großunternehmen braucht, um die kleinsten und dünnsten TWS-In-Ears zu entwerfen und erfolgreich auf den Markt zu bringen. Die Card20 beeindrucken dabei vor allem, weil ihre geringe Größe nicht dazu führt, dass sie sich vor der Konkurrenz verstecken müssen. Selbst die Akkulaufzeit liegt auf dem Niveau der Huawei FreeBuds 3 und Razers Hammerhead und nur leicht hinter den Apple AirPods. Dass sie mit rund 4 Stunden nicht mit den 14 Stunden des größeren Spitzenreiters dieser Kategorie, den Creative Outlier Gold (Test), mithalten können, ist ihnen ob ihrer Größe verziehen. Auch technisch wissen die Card20 mit Bluetooth 5.0, IPX4, aptX und Beschleunigungssensor zu gefallen.
- Sehr angenehmes Tragegefühl
- Sehr klein und leicht
- Guter, etwas harter Klang
- Keine Lautstärkeregelung über die Ohrhörer
- Vergleichsweise kurze Akkulaufzeit
- Nur eingeschränkt für Sport geeignet
Der Tragekomfort der kabellosen Ohrhörer ist sehr hoch, Körpergeräusche übertragen sich gar nicht und die Bedienung ist dank des Beschleunigungssensors einfach und im Winter auch mit Handschuhen problemlos. Jeder Ohrhörer kann zudem einzeln genutzt werden und Telefonate über die Ohrhörer sorgen ebenso wenig für Entsetzen beim Angerufenen.
Auch klanglich müssen sich die Card20 nicht verstecken, obwohl sie einen eher harten und kühlen Klang mit Fokus auf die Höhen bieten. Einen warmen, druckvollen Bass, der heutzutage meistens bevorzugt wird, bieten sie nicht.
Eine Anpassung der Wiedergabesteuerung über eine App wäre allerdings ebenso wie die Option auf Firmware-Updates über diese wünschenswert. Und wenn man sich für einen Nachfolger etwas wünschen sollte, dann das automatische Pausieren, wenn man die Ohrhörer aus dem Ohr nimmt.
Der geplante Verkaufspreis der Yobybo Card20 liegt bei 129 US-Dollar, noch sind sie über Kickstarter aber für 69 und 79 US-Dollar erhältlich. Ein Preis, zu dem man absolut nichts falsch macht.
ComputerBase hat die Card20 leihweise von Yobybo zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.
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