Ryzen Threadripper 3990X im Test: Leistungsaufnahme, Effizienz, Temperatur und Overclocking
4/6Die Leistungsaufnahme ist sehr hoch
Im Leerlauf zeigt sich der neue 64-Kern-Prozessor beim Verbrauch als stromfressend, doch mit dem ganz neuen BIOS von Asus fällt der Wert gegenüber dem Auftakt markant geringer aus. Bedingt durch die extrem gut ausgestatteten Mainboards und auch den neuen Chipsatz ist die Leistungsaufnahme im Schnitt aber noch immer ein Stück höher als zuvor – die Parallelen von X570 zu X470 sind ebenso bei TRX40 zu X399 erkennbar.
Die Stromstärke-Grenzen bremsen die CPU ein
In den Lastszenarien ist beim 64-Kerner erstmals ein Punkt deutlich zu erkennen, der vorher nicht so direkt aufgefallen war. AMD definiert für einen Prozessor drei wesentliche Parameter: 280 Watt PPT, die der TDP entspricht, hinzu kommen 215 Ampere TDC („Thermal Design Current“) sowie 300 Ampere EDC („Electrical Design Current“) als maßgebende Stromstärken.
In den Lastszenarien greifen die Grenzwerte für die beiden Stromstärken nun jeweils eher als die komplette Package-Power und bremsen die CPU somit knapp unterhalb der TDP ein. Cinebench R20 ist ein Paradebeispiel, TDC und EDC sind exakt am Maximum, das PPT mit 275 Watt noch knapp unter dem Limit. In Prime95 greifen die Stromstärke-Grenzen noch ein wenig früher, das PPT erreicht dann nur noch etwas über 250 Watt.
Hohe Temperaturen trotz 280-mm-AiO
280 Watt TDP müssen auch gekühlt werden und in der Tat sind einer herkömmlichen Luftkühlung hier Grenzen gesetzt. Der mit Threadripper 2000 noch genutzte Noctua NH-U14S für TR4 (Test) kühlt die neuen Threadripper unter Dauerlast zu nah an den Temperaturgrenzwerten, eine All-in-One-Wakü (AiO) musste her.
ComputerBase hat eine NZXT Kraken X62 für den Test genutzt, die AMD bereitgestellt hat. Die Temperaturen bleiben dennoch auf hohem, wenn auch bei 21 Grad Celsius Raumtemperatur unkritischem Niveau. In einem schlecht belüfteten Gehäuse geht ohnehin schnell der Spielraum aus. AMD selbst liefert die Threadripper-Prozessoren in den Handel nur ohne Kühler aus.
Overclocking ist ein extremer, aber imposanter Grenzfall
Einen Prozessor mit sehr vielen Kernen zu übertakten, gestaltet sich immer etwas schwieriger als bei Modellen mit beispielsweise nur vier oder sechs Kernen. Das Prozedere ist dank freiem Multiplikator der CPUs hingegen stets identisch.
Der Fokus liegt bei CPUs mit sehr vielen Kernen an der Steigerung des Taktes für alle Kerne. Bei AMDs Threadripper-Prozessoren geht dies zum Teil automatisch, denn die Modelle werden in der Regel über das Power-Limit von allein eingebremst. Wird diese Bremse gelöst, taktet die CPU selbstständig höher.
Dies geschieht in erster Linie über die Parameter Package-Power (PPT) sowie die maximal erlaubten Stromstärken (EDC/TDC) im BIOS. Alternativ kann auch AMDs Software Ryzen Master genutzt werden – der Hersteller hat es beim 64-Kern-Modell jedoch nicht geschafft, vorab zumindest eine Betaversion bereitzustellen. Also muss der Weg klassisch über das BIOS erfolgen, dort können die gleichen Parameter angepasst werden.
Wer die großen CPUs übertakten will, hat allerdings wie zuletzt schnell ein Problem: die Temperatur. 3,7 GHz wollte der 64-Kerner zwar problemlos als Takt auf allen Kernen akzeptieren, doch die 280-mm-AiO-Wasserkühlung war am oder sogar über dem Limit. Den Grund zeigt der Blick auf das Stromverbrauchsmessgerät: Über 700 Watt liegen an, das Ergebnis sind fast 29.000 Punkte in Cinebench R20. Sehr teuer erkauft, aber imposant. Um es ins Verhältnis zu setzen: Die nun 430 Watt Package-Power der CPU entsprechen 17 Ultrabook-Prozessoren, die mit rund 25 Watt im Alltag unterwegs sind.
Zwischenfazit: Rein theoretisch und wenig überraschend machen auch die Chiplets von Threadripper 3000 viel höhere Taktraten mit. In Summe über alle acht CPU-Dies steigt die Leistungsaufnahme dann aber schnell in Regionen, die nur noch schwer zu kühlen sind. Die Übertaktung von 64 Kernen dürfte letztlich im Alltag wohl kaum eine Handvoll Menschen machen, im primären Einsatzgebiet soll das System eher wie ein Server fehlerfrei arbeiten. Das letzte Megahertz Takt wird dann irrelevant.