GOG: Neue Rückgabeoption war ein Alleingang
GOG ermöglicht es Kunden seit kurzem, Spiele ohne Angaben von Gründen innerhalb von 30 Tagen nach dem Kauf zurückzugeben. Einschränkungen gibt es nicht, nur bei Verdacht auf Missbrauch soll im Einzelfall die Erstattung verweigert werden. Diese für Kunden großzügige Regelung wurde vorab mit Entwicklern nicht abgesprochen.
Offenkundig wurde dieser Umstand durch eine Diskussion von Indie-Entwicklern auf Twitter, die Eurogamer aufgefallen ist. Er gibt einen Einblick in die Vorgehensweise großer Plattformen bei der Änderung ihrer Richtlinien und Vorgaben. An diesem entzündet sich ein Teil der Kritik: Weder wurden Entwickler im Vorfeld nach ihren Bedenken gefragt, Lösungen für mögliche Probleme skizziert, noch hat man sie vorab informiert.
Verzicht auf DRM schafft Lücken
Darüber hinaus äußern sich die Entwickler, im Gegensatz zu den profitierenden Endkunden weniger begeistert über die erweiterten Rückgabemöglichkeiten als solche. Bedenken werden auf Twitter einmal über Möglichkeiten zum einfachen Missbrauch geäußert: Es ist nun möglich, ein Spiel zu kaufen, es herunterzuladen und trotzdem zu behalten, weil GOG auf ein DRM-System verzichtet.
Mit der strikteren, alten Reglung, die eine Erstattung nur bei nicht lösbaren technischen Problemen vorsah, gab es dieses Problem nicht, skizziert Eurogamer – oder zumindest war es weit schwerer, solche Probleme zu simulieren und das System auszunutzen. Die DRM-freie Auslieferung von Spielen ist zudem ein Grund, warum die Politik derart großzügig ausfällt: Eine Kompromisslösung wie bei Steam biete sich für GOG nicht an, weil auch dann das Spiel weitergespielt werden könne, schlussfolgert die Seite. Für die Plattform bietet es sich deshalb an, mit einer als großzügig empfundenen Regelung ein Alleinstellungsmerkmal zu schaffen.
Auswirkungen nicht absehbar
In einer Stellungnahme gegenüber Eurogamer schrieb GOG, dass zur Verhinderung von Missbrauch jeder Erstattungswunsch manuell geprüft werde. Zum Schlimmsten, nämlich massenhaften Missbrauch der Funktion, muss es ohnehin nicht zwingend kommen: David Szymanski (Dusk) bemerkte auf Twitter, dass er nach Einführung einer Rückgabeoption auch bei seinen sehr kurzen Story-Spielen keine nennenswerten Einbußen beobachten konnte. Eine Menge Spieler würden die Entwickler der Spiele unterstützen, die sie gerne spielen, auch wenn es eine Möglichkeit zum Betrügen gebe oder sogar dann, wenn sie bereits eine illegale Kopie besitzen. Ein gutes Beispiel für eine solche Sichtweise ist außerdem The Witcher 3. Das Rollenspiel wurde ohne Kopierschutz auf GOG verkauft und war trotzdem oder gerade deswegen ungemein erfolgreich.
Andere von der Seite kontaktierte Entwickler äußerten sich skeptischer. Ragnar Tørnquist (Draugen) berichtete von deutlich höheren Rückgabequoten auf Steam, nachdem die Plattform ein Rückgaberecht eingeführt hatte. Er hielt gegenüber der Seite aber auch für Möglich, dass die neue GOG-Politik keine weiteren Auswirkungen haben werde. Dennoch müsse ein Studio Erstattungen in das Budget rechnen. Dieses sowie die Gewinnmarge sei bei kleinen Entwicklern ohnehin knapp, weshalb sich die wirtschaftliche Situation eher verschlechtere.