GPUs von Intel: Xe mit ein bis vier „Tiles“ von 75 bis 500 Watt
In diesem Jahr erfolgt der Stapellauf für Intels erste diskrete GPU-Architektur seit Larrabee: Xe. Offiziell sind bisher allerdings nur ausgewählte Details bekannt, Intel hat angekündigt zur GDC 2020 im März mehr zu verraten. Durchgesickerte interne Folien zu geplanten Server-Varianten zeigen aber schon jetzt weitere Eckdaten.
Drei Grafikkarten in vier Konfigurationen
Auszüge aus der internen Präsentation mit Datum von Anfang 2019 hat Digital Trends veröffentlicht. Sie sollen aus der Data-Center-Sparte des Konzerns stammen und enthalten rudimentäre Informationen zu drei Referenz-Plattformen zu Validierungszwecken (Reference Validation Platform, RVP) und vier Software-Development-Plattformen (Software Development Vehicle, SDV), die die Leistungsaufnahme sowie die Stromversorgung und die Anzahl der verbauten Recheneinheiten betreffen.
Demzufolge wird es Intel Xe sowohl in Varianten mit nur einem also auch mit zwei und vier „Tiles“ (höchstwahrscheinlich Chips respektive Chiplets) geben. Die Leistungsaufnahme soll von 75 Watt (1 Tile, auch mit 150 Watt) über 300 Watt (2 Tiles) bis zu 500 Watt (4 Tiles) variieren. Die „Ein-Chip-Variante“ mit 75 Watt TDP korrespondiert mit dem von Intel seit Januar ausgelieferten ersten Software Development Vehicle, das keinen PCIe-Stromanschluss aufweist und gemäß den Spezifikationen maximal 75 Watt elektrische Leistung über den PCIe-Slot aufnehmen darf.
Von Intel unbestätigt ist, dass diese Version 96 Ausführungseinheiten (Execution Units, EUs) mit 768 Shadern nutzt. Intels Treiber hatten wiederum schon im vergangenen Jahr drei Varianten mit 128, 256 und 512 EUs genannt – was gut mit 1, 2 und 4 Tiles korrespondieren würde, wenn der Vollausbau eines Chips 128 EUs und damit 1.024 Shader beträgt. Die 300-Watt-Klasse würde damit 2.048 Shader, die 400-bis-500-Watt-Klasse sogar 4.096 Shader bieten.
Variante | Anzahl Tiles | Anzahl EUs | Anzahl Shader | TDP |
---|---|---|---|---|
1 | 1 | 128 | 1.024 | 75 Watt |
2 | 1 | 128 | 1.024 | 150 Watt |
3 | 2 | 256 | 2.056 | 300 Watt |
4 | 4 | 512 | 4.096 | 400/500 Watt |
Alle Angaben unbestätigt |
Wie AMD bei Zen 2 und im starken Kontrast zu Intels aktuellen CPU-Architekturen wird der Konzern beim Wiedereinstieg in den GPU-Markt auf ein Multi-Chip-Design setzen. Spekuliert wurde darüber schon lange, Ende 2019 gab Intel mit „Ponte Vecchio“ dann einen Ausblick auf eine Multi-GPU-Lösung für High-Performance-Computing, die 2021 starten soll. Mit Co-EMIB, Foveros und ODI hat Intel über die vergangenen Jahre verschiedene Technologien entwickelt, um Chips auf einem Package mit extrem hoher Bandbreite und niedriger Latenz zu verbinden.
Intel Xe im Vergleich zu Navi und Turing
Und wie steht es um Xe im Vergleich zur etablierten Konkurrenz? Eine Grafikkarte mit 75 Watt TDP hat im aktuellen Portfolio von AMD keinen direkten Gegenspieler, die Radeon RX 5500 XT (Test) verlangt bereits nach 130 Watt TDP, die Radeon RX 5600 XT (Test) nach 160 Watt. Bei Nvidia gibt es in der 160-Watt-Klasse die GeForce RTX 2060 (Test), die GeForce GTX 1650 (Test) liegt bei 75 Watt. 300 Watt für eine 2.048-Shader-Variante mit zwei Tiles würde wiederum noch über dem Niveau einer GeForce RTX 2080 Ti liegen, die 250 Watt TDP aufweist.
Über die Leistungsfähigkeit der Shader sind allerdings noch überhaupt keine Informationen bekannt, ein Vergleich einzig und allein auf Basis dieser zwei Eckdaten (TDP, geschätzte Anzahl Shader) fußt daher aktuell auf wenig Substanz.
Eine weitere von Digital Trends gezeigte Folie spricht allen diskreten GPUs mit Xe-Architektur beispielsweise die Nutzung von HBM2e zu, auch PCI Express 4.0 soll unterstützt werden. HBM2e würde deutlich höhere Bandbreiten als GDDR6 aufweisen, den derzeit AMD und Nvidia auf Grafikkarten für Endkunden nutzen. Das könnte auch erklären, warum Samsung diese Technologie erst vor einer Woche wieder in den Fokus gerückt hat.
Die 4-Tile-Variante dürfte Intel ausschließlich für den Einsatz in Servern vorgesehen haben, denn bei bis zu 500 Watt TDP scheint nicht nur die Kühlung in Desktop-PCs unmöglich, auch benötigt diese Variante eine Versorgung über 48 statt 12 Volt – und das bieten nur Server-Netzteile. Hinter dieser Variante dürfte Ponte Vecchio stecken.
Wann kommt Intel Xe für wen?
Mehr offizielle Details zu Xe sind bereits zur GDC 2020 im März zu erwarten, dann dem Anlass entsprechend höchstwahrscheinlich bereits mit Fokus auf Gaming-Varianten. Auch dazu, wann welche Variante auch wirklich in den Handel kommen wird, könnte Intel bereits im Frühling, vielleicht aber auch erst zur Computex Anfang Juni mehr verraten. Bisher ist nur bekannt, dass Xe in diesem Jahr erscheint und „Ponte Vecchio“ 2021 verfügbar sein soll. Der Rest bleibt Spekulation.