Marktanalyse: HDD als primärer Notebook-Speicher bald Geschichte
Schon Ende des Jahres 2020 sollen in Westeuropa keine neuen Notebooks mehr in den Verkauf gelangen, die noch eine HDD als primären Massenspeicher nutzen. Diese Prognose wagt das britische Marktforschungsinstitut Context und liefert Statistiken zur Verbreitung von SSDs bei Notebooks Ende 2019.
„Angesichts dieser Trends kann man mit ziemlicher Sicherheit sagen, dass bis Ende 2020 kein neuer in WE [Anm. d. Red.: Westeuropa] verkaufter Laptop über eine Festplatte als primäre Speicherkomponente verfügen wird - und es besteht wenig Zweifel daran, dass das Desktop-Segment im Jahr 2021 auf den Fuß folgen wird“, so lautet die aktuelle Einschätzung der Firma Context aus Großbritannien, die sich nach eigenen Angaben seit einigen Jahrzehnten unter anderem mit Analysen zum Handel mit Technikprodukten beschäftigt.
HDD bei weniger als 10 % der PCs ein primärer Speicher
Diese Einschätzung fußt auf Statistiken zur rasant wachsenden Verbreitung von SSDs, die die klassischen Festplatten (HDDs) insbesondere bei Notebooks schon jetzt nahezu verdrängt haben. Laut der Studie seien in Westeuropa im vierten Quartal 2019 nur noch 9,4 Prozent der verkauften PCs (Notebook, Desktop, Workstation) primär mit einer HDD bestückt gewesen.
Bei Notebooks, wo SSDs vor allem aufgrund ihrer kompakten Bauweise den eher sperrigen HDDs vorgezogen werden, zeigt sich der Trend am stärksten. Im vierten Quartal 2019 seien laut den Marktforschern schon 93,3 Prozent der neu verkauften Laptops mit einer SSD als primären Massenspeicher verkauft worden. Zwei Jahre zuvor habe der Anteil noch bei 66,7 Prozent gelegen. Bei den Desktop-PCs soll der SSD-Anteil im gleichen Zeitraum bei 82 Prozent gelegen haben, während es 2017 nur 48,5 Prozent gewesen seien.
In Europa sei der SSD-Anteil im besagten Zeitraum in den Niederlanden mit fast 98 Prozent besonders hoch ausgefallen. Für Deutschland wird ein Wert von 93,4 Prozent für PC-Systeme (PC und Desktop) mit SSD als primärem Datenspeicher genannt. In Südeuropa sei die Verbreitung der SSDs mit etwa 85 Prozent im Durchschnitt noch etwas geringer. Weitere Zahlen der Context-Studie zu anderen europäischen Ländern finden sich in einem Medienbericht.
Die zunehmende Verbreitung der SSDs wird zum einen mit sinkenden Preisen begründet, obgleich SSDs pro Gigabyte (ab ~10 Cent) noch immer erheblich teurer als HDDs (ab ~2 Cent) sind. Doch die Vorzüge bei Leistung, Platzbedarf und Leistungsaufnahme überwiegen den Preisnachteil der SSD. Zudem ist der persönliche Bedarf an Speicherplatz auch durch die Auslagerung auf Online-Speicher (Cloud) für viele Anwender nicht mehr so hoch. So genügt vielen etwa eine 512 GB große SSD im Notebook, die mit rund 60 Euro im Einzelhandel ähnlich teuer wie eine HDD mit 2 TB ausfällt.
Blick in den Handel bestätigt den Trend
Um eine „zweite Meinung“ neben der Studie einzuholen, hilft ein Blick in den ComputerBase-Preisvergleich. Anhand der Filteroptionen lässt sich dort die zunehmende SSD-Verbreitung bei Notebooks ebenfalls abbilden. Wird die Auswahl auf ab dem Jahr 2017 aufgeführte Notebooks beschränkt, sind 93 Prozent mit einer SSD und 18 Prozent mit einer HDD bestückt (Konfigurationen mit beidem inklusive). Bei den neuen Notebooks nur ab diesem Jahr 2020 liegt der Anteil mit SSD bereits bei 97 Prozent und der mit HDD nur noch bei 12 Prozent. Daher erscheint die Prognose der Marktforscher nicht allzu weit hergeholt. HDDs als sekundärer Massenspeicher für Notebooks werden aber sicher noch nach dem Jahr 2020 eine (immer seltenere) Option für weniger kompakte Notebooks und mobile Workstations bleiben.