Wolcen: Lords of Mayhem im Test: Spielkritik und das Fazit

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Update Wolfgang Andermahr (+1)
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Wie gut ist Wolcen: Lords of Mayhem?

Für Action-Rollenspiele liegt das aktuelle Zeitfenster günstig. Diablo 4 ist nicht in Sicht und, schaut man sich den aktuellen Kurs von Activision an, sicher keine sichere Bank, andere Genre-Größen sind wiederum schon lange erhältlich und angestaubt – oder freundlicher formuliert: ab- und durchgespielt. In diese Lücke stößt Wolcen. Für das vor fünf Jahren über Kickstarter finanzierte Indie-Projekt ist sie allerdings ein Sirenenruf gewesen.

Von den auf Kickstarter skizzierten Ideen hat sich das damals Umbra genannte Spiel wegentwickelt. Was nun Wolcen heißt, legen Rezensionen dar, folgt weitgehend der üblichen Genre-Formel. Zwei Elemente lassen Wolcen neben dem typischen Sog frischer Beute dennoch attraktiv werden. Das ist einmal die komplexe, aber freie Progression ohne Charakterklassen, die GameStar derjenigen in Path of Exile vorzieht, zum anderen die CryEngine, die für ansehnliche Bildqualität sorgt. Dass das ansprechend wirkt, demonstrieren die Spielerzahlen auf Steam.

Die Veröffentlichung in einem attraktiven Zeitfenster war trotz dieses Erfolgs ein Fehler, den Wolcen fehlt überdeutlich der Feinschliff. Was den Spaß trüben, sind Bugs, Bugs, Bugs und eine Review-Politik, die ans Unverschämte grenzt. Eine zu Testzwecken freigegebene Version wurde nach Fall des Embargos rückwirkend als „Vorschau“ deklariert, Rezensionen sind deshalb nur von zwei Magazinen verfügbar, ansonsten stehen als Informationsquelle ausschließlich Nutzerwertungen zur Verfügung. Ob Absicht oder nicht, unter dem Chaos leiden zuvorderst die Spieler mangels etablierter Informationsquellen.

The only thing causing mayhem so far is the online functionality and the hundreds of major and minor bugs they couldn't be bothered to fix before launching the game out of early access.

Steam-Nutzer „Link”

Die Bewertung unterscheidet sich indes nicht. Moniert werden in schönster Regelmäßigkeit Bugs aller Art. Auf der Fehlerliste finden sich unter anderem eine spontan invertierte Charakterausrichtung, den Fortschritt vernichtende Server-Abstürze im Online-Modus, Audiofehler, Gegenstände, die zum Aufheben manchmal mehrfach angeklickt werden müssen, und Input-Lag in Kämpfen. Von banalem Kleinkram bis hin zu echten Gamebreakern ist also alles dabei, daran scheint auch ein erster Patch nichts geändert zu haben.

Darüber hinaus fehlt inhaltlicher Feinschliff, so etwa beim Balancing der Fertigkeiten, der Treffergenauigkeit und der Story. Gerade sie wirke, urteilt GameStar, zum Ende hin wie etwas, das fertig werden musste. Weniger betroffen von der Misere ist laut dem Magazin der erste Akt des Spiels, der schon in der Early-Access-Version spielbar war. Dadurch erklärt sich auch, warum die Durchschnittswertung auf Steam von „sehr positiv“ seit dem offiziellem Start auf „ausgeglichen“ abgestürzt ist.

Der Eindruck von Wolcen schwankt. PC Gamer sieht konzeptionelle Schwächen und ein Spiel, das sich als „durchschnittliches“ Produkt nur dann empfiehlt, wenn alle großen Action-Rollenspiele schon gespielt wurden. GameStar sieht hingegen mehr Potential, das lediglich von fehlender Entwicklungszeit aktuell deutlich getrübt wird und ansonsten ein durch seine Kämpfe und den Charakter-Bau spannendes Spiel. Unabhängig der inhaltlichen Qualitäten wird aber deutlich, dass Wolcen zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht fertiggestellt ist. Ein Kauf oder auch ein genauerer Blick kann erst dann lohnen, wenn die Entwickler die gröbsten Fehler ausgebügelt und ihre Early-Access-Phase nicht nur dem Namen nach hinter sich gelassen haben.

Wertungsüberblick für Wolcen: Lords of Mayhem
Publikation Wertung
GameStar 69/100
PC Gamer -
Metacritic (PC) Presse: 69/100
Nutzer: 6.1/10 (163 Wertungen)

Fazit

An und für sich ist die PC-Version von Wolcen: Lords of Mayhem in Sachen Technik gut gelungen. Für ein Hack'n'Slay sieht die Grafik richtig gut aus und ein High-End-Rechner ist dafür nicht notwendig.

Wolcen benötigt primär eine flotte Grafikkarte, wobei die Anforderungen nicht übertrieben sind. Eine aktuelle Einsteiger-Grafikkarte ist für Full HD bei maximalen Details ausreichend, für WQHD reicht auch ein Mittelklasse-Beschleuniger. Erst für UHD muss es wirklich schnell werden, zumal Wolcen: Lords of Mayhem über Presets und Einzeloptionen im Grafikmenü nur bedingt mehr Leistung ermöglicht. Auch der Prozessor hat einen Einfluss auf die Performance, allerdings ist bereits ein Vier-Kern-Prozessor für dreistellige Frameraten ausreichend. Mehr Details wird die Redaktion nachliefern.

Keine abschließende Aussage kann derzeit zu einem anderen Thema getroffen werden: Die Review-Version (die später zu einer Preview-Version degradiert worden ist) hatte mit so einigen störenden Bugs zu kämpfen hatte – sie reichten von Abstürzen (nicht im Test der Redaktion) bis hin zu fehlenden Übersetzungen, einen Überblick liefert Gamestar. Ob der Day-One-Patch diese Probleme behoben hat, diese Erkenntnis steht noch aus. Das ist umso ärgerlicher, als dass das Spiel an sich richtig Spaß macht. Zusammen mit den CPU-Benchmarks wird die Redaktion Anfang kommender Woche aber auch zu diesem Thema ein Update nachliefern.

Wolcen: Lords of Mayhem im Technik-Test

ComputerBase hat Wolcen: Lords of Mayhem vom Publisher zum Testen erhalten. Das Spiel wurde unter NDA zur Verfügung gestellt. Die einzige Vorgabe war der frühstmögliche Veröffentlichungszeitpunkt. Eine Einflussnahme des Entwicklers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.

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