Im Test vor 15 Jahren: ATis absolut abstruses Radeon-X800-Angebot
tl;dr: Im März 2005 erreichte ComputerBase eine Radeon X850 XT Platinum Edition (PE) für AGP (Test) – das Seltsame daran? Weder ATi noch seine Boardpartner hatten die Grafikkarte je angekündigt. Mit dieser Ergänzung wuchs das X800/850-Portfolio des Herstellers auf 16 Grafikkarten mit AGP und PCI Express.
Ein wirres Aufgebot
Im März 2005 mussten ATi und Nvidia zweigleisig fahren, um möglichst viele Besitzer einer Plattform mit dem alten AGP anzusprechen und gleichzeitig Grafikkarten für PCI Express als Schnittstelle der Zukunft anzubieten. Nachdem ATi die High-End-GPU R480 mittels PCIe-zu-AGP-Brückenchip zu dem älteren Standard kompatibel machte, folgte mit der R481 eine überarbeitete GPU, die nativ AGP beherrschte, sonst aber der R480 glich.
Auf dieser basierte die neue Radeon X850 XT PE, die wie das ältere PCI-Express-Modell mit 540 MHz Chip- und 590 MHz Speichertakt arbeitete. Vor der Vorstellung dieser erwarteten Kunden und Medien eine Radeon X850 XT ohne PE-Zusatz – diese wäre aber langsamer als die bereits für AGP erhältliche Radeon X800 XT PE mit R420-GPU gewesen.
Chip | Interface | Chiptakt [MHz] |
RAM-Takt [MHz] |
Typ | Interface | Pipelines | Shader | |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|
Radeon X850 XT PE | R481 | AGP | 540 | 590 | GDDR3 | 256 Bit | 16 | 6 |
Radeon X850 XT PE | R480 | PCIe | 540 | 590 | GDDR3 | 256 Bit | 16 | 6 |
Radeon X850 XT | R480 | AGP/PCIe | 520 | 540 | GDDR3 | 256 Bit | 16 | 6 |
Radeon X850 Pro | R480 | PCIe | 520 | 540 | GDDR3 | 256 Bit | 12 | 6 |
Radeon X800 XL | R430 | AGP/PCIe | 400 | 500 | GDDR3 | 256 Bit | 16 | 6 |
Radeon X800 | R430 | AGP/PCIe | 390 | 350 | GDDR3 | 256 Bit | 12 | 6 |
Radeon X800 XT PE | R423 | AGP/PCIe | 520 | 560 | GDDR3 | 256 Bit | 16 | 6 |
Radeon X800 XT | R423 | AGP/PCIe | 500 | 500 | GDDR3 | 256 Bit | 16 | 6 |
Radeon X800 Pro | R423 | AGP/PCIe | 475 | 450 | GDDR3 | 256 Bit | 12 | 6 |
Radeon X800 SE | R423 | AGP | 425 | 400 | GDDR3 | 256 Bit | 8 | 6 |
Das volle Ausmaß des Chaos zeigte sich erst bei einem Blick auf das gesamte Portfolio. So gab es für PCI Express eine Radeon X850 Pro, die es für AGP nicht gab. Und auch die Nummerierung gab keinen Aufschluss darauf, ob es sich nun um eine aktuelle oder alte Grafikkarte handelte: Sowohl für PCIe als auch für AGP waren die Radeon X850 XT PE, X850 XT, X800 XL und X800 als aktuelle Modelle verfügbar. Ausgedient hatten in beiden Fällen die Radeon X800 XT PE, X800 XT und X800 Pro – unter AGP aber zusätzlich noch die X800 SE.
Radeon X800 XT PE | Radeon X850 XT | Radeon X850 XT PE | GeForce 6800 GT | GeForce 6800 Ultra | |
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Chip | R420/423 | R480/481 | NV40/45 | ||
Transistoren | ca. 160 Mio. | ca. 222 Mio. | |||
Fertigung | 130 nm | ||||
Taktung (MHz) | 520 | 540 | 350 | 400 | |
Renderpipes | 16 | ||||
Pixelfüllrate | 8.320 MPix/s | 8.640 MPix/s | 5.600 MPix/s | 6.400 MPix/s | |
TMUs je Pipe | 1 | ||||
Texelfüllrate | 8.320 MTex/s | 8.640 MTex/s | 5.600 MTex/s | 6.400 MTex/s | |
Vertexeinheit | DX9 VS 2.0+ | DX9 VS 3.0 | |||
Vertexpipes | 6 | ||||
Interface | PCIe x16/AGP | ||||
SLI-Modus | nein | ja | |||
Texturen pro Pass | 16 (32) | ||||
Pixelshader | PS 2.0+ | PS 3.0 | |||
Speicher (MByte) | 256 GDDR3 | ||||
Anbindung | 256 Bit | ||||
Speichertakt (MHz) | 560 | 540 | 590 | 500 | 550 |
Bandbreite (MByte/s) | 35.840 | 34.560 | 37.740 | 32.000 | 35.200 |
RAMDAC | 2 × 400 MHz | ||||
Präz. pro Kanal | 24 Bit (FP24) | 32 Bit (FP32) |
Ein neues Modell für minimal mehr Leistung
Mit der Radeon X850 XT PE (AGP) führte ATi eine weitere Grafikkarte ein, die am Ende der Benchmarks nur marginal mehr Leistung als die bisherigen Modelle erzielte. Gegenüber der PCIe-Variante lag der Zuwachs zwischen durchschnittlich 1 und 2 Prozent. Auf das bisher schnellste AGP-Modell X800 XT PE waren es zwischen 2 und 4 Prozent und auf die Radeon X850 XT waren es bis zu 8 Prozent.
Die Radeon X850 XT PE war eine gelungene Grafikkarte, die über AGP eine außergewöhnlich hohe Leistung erbringen konnte. Im Kontext von ATis Portfolio war sie aber vor allem eins: verwirrend. Durch die geringen Leistungsunterschiede zwischen den zahlreichen Modellen des Herstellers, wurde Kunden die Auswahl nur unnötig erschwert. Dass die Karte im Vorhinein nicht angekündigt wurde, sondern einfach aus dem Blauen heraus auf dem Markt auftauchte, machte dies nicht besser.
In der Kategorie „Im Test vor 15 Jahren“ wirft die Redaktion seit Juli 2017 jeden Samstag einen Blick in das Test-Archiv. Die letzten 20 Artikel, die in dieser Reihe erschienen sind, führen wir nachfolgend auf:
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