Coronavirus: RKI erhält erneut Handy-Daten von der Telekom
Die Deutsche Telekom hat dem Robert-Koch-Institut (RKI) zum zweiten Mal einen Datensatz mit anonymisierten Standortdaten der Mobilfunk-Kunden übermittelt. Das RKI will damit Bewegungsmuster erstellen, um zu überprüfen, ob die im Rahmen der Corona-Krise verhängten Kontaktsperren und Ausgangsbeschränkungen wirken.
Die Telekom selbst betont, dass anhand der Daten keine Rückschlüsse auf einzelne Kunden möglich sind. Das wäre auch ohnehin nicht das Ziel. Vielmehr gehe es darum, Bewegungsströme zu erkennen. Vergleichbar wäre das mit den Aufnahmen von Wärmebildkameras, erklärt die Telekom auf Twitter.
Die erste Datenlieferung am Dienstag letzter Woche umfasste Analysen des letzten Quartals 2019, erklärt eine Telekom-Sprecherin auf Anfrage von ComputerBase. Die Bewegungsströme, die sich damit abbilden lassen, sind nun die Ausgangsbasis. Den zweiten Datensatz hat das RKI am Freitag erhalten, dieser enthält aktuelle Daten bis zum 19. März. Damit lässt sich analysieren, wie sich Maßnahmen wie Schulschließungen, Kontaktsperren und die Ausgangsbeschränkungen auswirken.
Wie die Telekom betont, handelt es sich bei diesen Daten um Massenstatistiken, die der Konzern seit 2015 anbietet. Geprüft und freigegeben werden diese von der Bundesdatenschutzbehörde. Bürgerrechtler und Datenschützer fordern allerdings mehr Transparenz von der Telekom. Für Constanze Kurz vom Chaos Computer Club (CCC) sind solche Anwendungen laut einem Bericht der Tagesschau zwar grundsätzlich in Ordnung, man müsse aber wissen, wie etwa die Telekom die Daten anonymisiert hat.
Weiterhin Streit um Standortdaten
Was derweil weiterläuft, ist die Debatte um das Tracking von Personen, die sich mit Covid19 Infiziert haben. In diesem Fall geht es also – anderes als bei der Telekom – um personalisierte Daten. Ursprünglich wollte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) einen entsprechenden Passus in dem Entwurf für das überarbeitete Infektionsschutzgesetz unterbringen. Am Wochenende hieß es noch laut einem Bericht des Handelsblatts: Von Corona-Kontaktpersonen sollten die Gesundheitsbehörden die Handy-Standortdaten auswerten können, um Bewegungen zu verfolgen. Hinzu kommen sollte zudem noch das Auswerten von Bewegungsdaten, die die Mobilfunkanbieter erfassen.
Nach Widerstand von der SPD, Opposition sowie Datenschützern ist Spahn allerdings von diesem Plan abgerückt. Der entsprechende Passus befand sich nicht mehr in dem Entwurf, der am Montagvormittag vorgestellt wurde. Die Kritik: So eine Regelung wäre ein massiver Eingriff in die Persönlichkeitsrechte und datenschutzrechtlich äußerst bedenklich. Außerdem ist zweifelhaft, inwieweit sich die Bewegungserfassung anhand von Funkzellendaten überhaupt für das Infizierten-Tracking eignet. So erklärt Anke Domscheit-Berg, digitalpolitische Sprecherin der Linken, im Interview mit dem Spiegel: „Man würde Bewegungsprofile erstellen, um am Ende zu wissen, dass Hunderte oder Tausende Menschen in einer Funkzelle waren. Womöglich Dutzende oder Hunderte Meter voneinander entfernt. Was soll man damit anfangen?“
Freiwillig installierte App als Alternative
Befürworter wie Jens Spahn verweisen derweil vor allem auf asiatische Staaten, die das Tracking von Infizierten und Kontaktpersonen nutzen, um die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Als Alternative scheint nun eine App-Lösung an Popularität zu gewinnen. Wie die Tagesschau berichtet, arbeitet auch das Robert-Koch-Institut mit weiteren Institutionen an einer entsprechenden Lösung. Das Ziel: Der Kontakt und die Nähe zwischen zwei Personen soll auf dem Handy für zwei Wochen anonym gespeichert werden. So könnten sich Infektionsketten digital rekonstruieren lassen, sagte eine RKI-Sprecherin.
Die Opposition steht so einer Lösung offener gegenüber. Im Spiegel sagte der Grünen-Digitalpolitiker Konstantin von Notz, die Installation müsse freiwillig erfolgen und die übermittelten Daten einer strengen Zweckbindung samt klarer Löschfristen unterliegen. Dann wäre so etwas grundsätzlich denkbar. Auch Anke Domscheit-Berg sagt, dass Apps mit GPS-Erfassung nicht neu wären. Sie merkt allerdings an, dass sich so ein System allerdings auch missbrauchen lies – eine „solche Karte wäre massiv trollbar“, so Domscheit-Berg.