Huawei Geschäftsjahr 2019: Consumer-Sparte leidet am stärksten unter Sanktionen
Huawei hat heute in Shenzhen die Geschäftszahlen für das Fiskaljahr 2019 vorgelegt. Mit 858,8 Milliarden Yuan (110,14 Milliarden Euro) liegt der Umsatz 19,1 Prozent über dem des Vorjahres, allerdings unterhalb des selbst gesteckten Ziels. Dafür seien vor allem die US-Sanktionen verantwortlich, erklärte Vorstandschef Eric Xu.
Der Umsatz von 858,8 Milliarden Yuan entspricht dem zu Beginn des letzten Jahres gesteckten Ziel für das gesamte Fiskaljahr. Ende April 2019 hatte Huawei die Umsatzerwartung jedoch nach oben angepasst und war seitdem von einem Umsatz in Höhe von umgerechnet 121 Milliarden Euro ausgegangen. Der Nettogewinn lag 2019 bei 62,7 Milliarden Yuan (8,05 Milliarden Euro) – ein Minus von rund 5 Prozent.
Eric Xu, aktueller Vorstandschef von Huawei, erklärte 2019 zu einem außergewöhnlich Jahr, in dem man trotz des immensen Drucks von Außen das Geschäft stabil weitergeführt habe. Das Geschäft von Huawei teilt sich primär in die drei großen Sparten Carrier, Consumer und Enterprise auf. Während vor wenigen Jahren noch das Carrier-Geschäft mit Mobilfunkanbietern für den Ausbau von Mobilfunkanlagen das größte Standbein war, ist es mittlerweile das Consumer-Geschäft mit Smartphones, Tablets, Laptops, Wearables und anderen Consumer-Geräten.
Consumer-Geschäft drückt Umsatz
Vom Gesamtumsatz 2019 entfallen 467,3 Milliarden Yuan (59,98 Milliarden Euro) auf das Consumer-Geschäft, was einem Plus von 34 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. 240 Millionen Smartphones seien im letzten Fiskaljahr ausgeliefert worden. Dennoch habe die Consumer-Sparte den größten Einfluss auf die Umsatzverfehlung von insgesamt 11 Milliarden Euro gehabt, erklärte Xu. Die geltenden US-Sanktionen verbieten es US-Unternehmen wie unter anderem Google, ihre Technologien an Huawei zu liefern. Darunter fallen auch die Google Mobile Services, die seitdem auf neuen Huawei-Smartphones fehlen. Das habe den Umsatz der Consumer-Sparte um mindestens 9,1 Milliarden Euro gedrückt, sagte Xu gegenüber CNBC.
Huawei könnte Chips von MediaTek und Samsung nutzen
Zuletzt hatte es aus den Vereinigten Staaten geheißen, dass überlegt werde, Huawei auch bei der Chip-Produktion einzuschränken, wenn dabei von Zulieferern wie TSMC im Fertigungsprozess US-Technologien zum Einsatz kommen. Xu erklärte, dass Huawei notfalls auf System-on-a-Chips von MediaTek, Samsungs oder Unisoc (Spreadtrum Communications) ausweichen könnte. Xu sagte aber auch, dass er überzeugt davon sei, dass eigene, vollständig in China entwickelte Prozessoren eine mögliche Lösung seien.
China beflügelt Huaweis Geschäft
Dass der Umsatz des Unternehmens dennoch deutlich im Vergleich zum Vorjahr gestiegen ist, liegt vor allem am Geschäft im Heimatland China. Dort ist der Umsatz um 36,2 Prozent gestiegen, während der europäische Wirtschaftsraum mit einem Plus von 0,7 Prozent stagniert. In Gesamtamerika ist der Umsatz um 9,6 Prozent gestiegen, wobei Nordamerika davon ausgeschlossen werden kann. Im weiteren asiatischen Raum außerhalb Chinas ist Huaweis Umsatz hingegen um 13,9 Prozent eingebrochen.
Nach der Consumer-Sparte ist das Carrier-Geschäft mit Ausrüstung für Mobilfunkanbieter mit 296,7 Milliarden Yuan (38,08 Milliarden Euro) das zweitgrößte. Das entspricht einem Plus von 3,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Darauf folgt das Enterprise-Geschäft mit Cloud-Anwendungen und ähnlichen Lösungen, das einen Umsatz von 89,7 Milliarden Yuan (11,5 Milliarden Euro) erzielt hat – ein Plus von 8,6 Prozent.
Das aktuelle Jahr wird eine Herausforderung
2020 sieht Huawei angesichts der Entity List der USA als Jahr noch größerer Herausforderungen, während parallel dazu die COVID-19-Pandemie Ungewissheit bringe. Die Fertigung in China sei wieder vollständig hergestellt, doch seien die Auswirkungen auf das Geschäft 2020 noch nicht absehbar.