Coronavirus: Netflix reduziert Bitrate für 30 Tage
Auf einen Vorstoß der Europäische Kommission (KOM) hin reduziert Netflix die Bitrate und drosselt damit den verursachten Traffic des Streaming-Angebotes. Der EU-Kommissar Thierry Breton hatte zuvor via Twitter von ersten Gesprächen der EU und Netflix-Chef Reed Hastings gesprochen und seinerseits eine Datendrosselung gefordert.
Netflix reduziert Traffic um 25 Prozent in Europa
Wie der Anbieter des Videostreaming-Dienstes über Twitter mitteilte, reduziert der Betreiber die Bitrate des Streamings und will damit 25 Prozent des bisher verursachten Traffics einsparen. Netflix möchte trotz reduzierter Bitraten dennoch eine gute Qualität an seine Kunden ausliefern. Wie aus Unternehmenskreisen zu vernehmen ist, sollen die Auswirkungen je nach Netzanbindung und Endgerät des Nutzers mehr oder weniger sichtbar sein. Die Auflösung bleibe unverändert und entspreche weiterhin dem gebuchten Paket, heißt es, nun jedoch mit der jeweils niedrigsten möglichen Bitrate. Die Einschränkung gilt innerhalb von Gesamteuropa für die nächsten 30 Tage.
Während insbesondere die Schweiz, Spanien und Italien mit Problemen kämpfen und die dauerhafte Stabilität der Fest- und Mobilfunknetze in diesen Ländern zumindest fraglich ist, sollen die deutschen Netze auch höchsten Belastungen standhalten.
Freiwillig Selbstbeschränkung durch Nutzer
Unabhängig davon, ob eine verpflichtende vorübergehende Reduktion der Bandbreite für Streaming-Dienste in der EU beschlossen werden sollte oder nicht, hatte zuvor EU-Kommissar Thierry Breton darum gebeten, dass sich Nutzer einer freiwilligen Selbstbeschränkung unterziehen und die Auflösung auf Standard reduzieren, um die wichtige Bandbreite für Home-Office und privaten Schulunterricht frei zu machen.
Bitkom und Netzbetreiber begrüßen EU-Vorstoß
Der Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom), der als Dachverband die drei deutschen Netzbetreiber Deutsche Telekom, Vodafone und Telefónica Deutschland vertritt, begrüßte den EU-Vorstoß für eine Reduzierung des Datenvolumens durch eine Drosselung der Streaming-Dienste, sollte es durch deren intensive Nutzung zu einer Überlastung der Netze kommen.
Das Handelsblatt zitierte Bitkom-Präsident Achim Berg, noch bevor Netflix seine Drosselung offiziell bekanntgab, wie folgt:
Sollte es wider Erwarten perspektivisch zu Überlastungsszenarien in den Telekommunikationsnetzen kommen, ist der von der Europäischen Union vorgesehene Dialog von Video-on-Demand-Anbietern und Netzbetreibern sinnvoll.
Die Schweiz fordert Bürger zum Datenverzicht auf
Insbesondere die Schweizer Regierung hat seine Bürger noch einmal deutlich dazu aufgerufen, datenintensive Dienste wie Streaming und den Download von Spielen deutlich einzuschränken. Das Regierungskabinett hatte bereits zuvor eine mögliche Einschränkung von Streaming-Diensten durch die Politik ins Gespräch gebracht.
Der Bundesrat fordert dazu auf, die Dienste zurückhaltend zu nutzen, wozu insbesondere datenintensive Dienste wie die Übertragung von Video-Dateien gehören. So bleiben genügend Ressourcen für die wichtigen Dienste frei.
Regierungskabinett der Schweiz
70 Prozent mehr Datenvolumen in Italien
In Italien vermeldete Telecom Italia erst vor wenigen Tagen ein um 70 Prozent gestiegenes Datenvolumen, was zu regionalen Netzüberlastungen führte, wie Hürriyet berichtete. Italien gehört mit mehr als 35.000 infizierten Menschen nach China zu den am stärksten vom Coronavirus und der daraus resultierenden Lungenerkrankung COVID-19 betroffenen Ländern.