Oppo Find X2 Pro im Test: High-End-Smartphone im veganen Ledermantel
tl;dr: Kaum ist das Mittelklasse-Smartphone Reno2 auf dem Markt, lässt Oppo das Find X2 Pro folgen, das für 1.200 Euro gegen die High-End-Boliden von Apple, Huawei und Samsung antritt. Die umfangreiche Ausstattung imponiert und das extravagante Design zieht Blicke an. Im Detail schöpft Oppo das Potenzial aber noch nicht aus.
In großen Schritten kommt mit Oppo ein neuer Smartphone-Anbieter auf den deutschen Markt. Nach dem Marktstart des Reno2 (Test) und Reno2 Z für die Oberklasse folgen mit der Find-X2-Serie zwei Ableger für das absolute High-End-Segment ab rund 1.000 Euro.
Aus dieser neuen Serie hat ComputerBase das Find X2 Pro zur unverbindlichen Preisempfehlung von 1.199 Euro vorliegen. Für einen neuen Anbieter auf einem heiß umkämpften Markt ist das eine deutliche Ansage. Oppo versucht eben nicht, mit Dumpingpreisen auf den Markt zu preschen, sondern will gleich in die Liga der über Jahre etablierten Smartphone-Hersteller wie Apple, Huawei oder Samsung aufsteigen.
Technische Daten im Überblick
Oppo Find X2 Pro |
Oppo Find X2 |
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Software: (bei Erscheinen) |
Android 10.0 | |
Display: | 6,70 Zoll, 1.440 × 3.168 519 ppi, 120 Hz OLED, HDR |
6,70 Zoll, 1.440 × 3.168 519 ppi OLED, HDR |
Bedienung: | Touch, Fingerabdrucksensor, Gesichtsscanner | |
SoC: | Qualcomm Snapdragon 865 1 × Kryo 585 Gold, 2,84 GHz 3 × Kryo 585 Gold, 2,42 GHz 4 × Kryo 585 Silver, 1,80 GHz 7 nm, 64-Bit |
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GPU: | Adreno 650 587 MHz |
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RAM: | 12.288 MB LPDDR5 |
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Speicher: | 512 GB | 256 GB |
1. Kamera: | 48,0 MP, 2160p Dual-LED, f/1,70, AF, OIS |
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2. Kamera: | 13,0 MP, f/3,00, AF, OIS | 13,0 MP, f/2,40, AF |
3. Kamera: | 48,0 MP, f/2,20, AF | 12,0 MP, f/2,20, AF |
4. Kamera: | Nein | |
5. Kamera: | Nein | |
1. Frontkamera: | 32,0 MP, 1080p Display-Blitz, f/2,40 |
|
2. Frontkamera: | Nein | |
GSM: | GPRS + EDGE | |
UMTS: | HSPA+ ↓42,2 ↑5,76 Mbit/s |
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LTE: | Advanced Pro | |
5G: | NSA/SA | |
WLAN: | 802.11 a/b/g/n/ac/ax Wi-Fi Direct |
802.11 a/b/g/n/ac/ax Wi-Fi Direct, Miracast |
Bluetooth: | 5.1 | |
Ortung: | A-GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo | |
Weitere Standards: | USB-C 3.1, NFC | |
SIM-Karte: | Nano-SIM | |
Akku: | 4.260 mAh fest verbaut |
4.200 mAh fest verbaut |
Größe (B×H×T): | 74,4 × 165,2 × 8,80 mm Variante 74,4 × 165,2 × 10,00 mm Variante 74,4 × 165,2 × 9,50 mm |
74,5 × 164,9 × 8,00 mm |
Schutzart: | IP68 | IP54 |
Gewicht: | 207 / 199 / 200 g | 187 / 196 g |
Preis: | ab 806 € / 1.999 € / 1.199 € | 999 € |
Veganes Leder trifft auf goldenen Rahmen
Oppo bietet das Find X2 Pro in zwei unterschiedlichen Designs an, die kaum stärker im Kontrast zueinander stehen könnten. Das schwarze Modell mit Rückseite aus Keramik und schwarzem Rahmen aus Aluminium ist für diejenigen gedacht, die ein zurückhaltend gestaltetes Smartphone vorziehen. Das Testgerät liefert ein Kontrastprogramm aus knalligem Orange für das vegane Leder die Kunststoff-Rückseite und einen goldenen Hochglanz-Rahmen aus Aluminium. Das Design schreit förmlich nach Aufmerksamkeit.
So kitschig die Optik manch einer empfinden mag, so gut ist dennoch die Verarbeitung. Was hinten Kunststoff ist, fühlt sich in der Praxis tatsächlich wie leicht unterfüttertes Leder an. Die feine Musterung fördert die Illusion, als habe das Bauteil tatsächlich eine Gerberei durchlaufen. Und trotz der alternativen Materialwahl sind alle Varianten des Find X2 Pro nach IP68 gegen das Eindringen von Staub und Wasser geschützt.
Tasten erneut sinnvoll positioniert
Einen Pluspunkt sammelt Oppo wieder für die Anordnung der Tasten, nachdem zuletzt beim Reno2 die vergleichsweise niedrige Position positiv aufgefallen war. So lassen sich die Drücker angesichts immer größer und länger werdender Smartphones weiterhin gut erreichen. Für das große Display und die allgemeine Handhabung gilt das freilich nicht, denn auch das Find X2 Pro ist ein Smartphone, das die meiste Zeit über mit beiden Händen gehalten und bedient werden will. Mit 74,4 × 165,2 × 9,5 mm (B×H×T) und 200 Gramm ist das Find X2 Pro weder klein noch ein Leichtgewicht, aber noch nicht ganz so kolossal wie das Galaxy S20 Ultra (Test) – es fehlen zu Samsung aber nur wenige Millimeter. Die aufgeraute Rückseite hilft ein wenig beim Handling im Alltag.
120-Hz-Display bei nativer Auflösung
Obwohl das Find X2 Pro von den Abmessungen her zwischen Galaxy S20+ und Galaxy S20 Ultra liegt, ist das Display nur so groß wie beim kleineren Samsung-Smartphone. Oppo gelingt demnach ein nicht ganz so gutes Screen-to-Body-Verhältnis wie Samsung. Auf 1.440 × 3.168 Pixeln schafft es Oppo im Gegenzug aber nicht nur 60 Hz, sondern 120 Hz anzubieten, während Samsung dafür die Auflösung reduzieren muss. Welchen Einfluss das auf die Akkulaufzeiten hat, wird im weiteren Verlauf des Tests erläutert.
Messwerte erreichen nicht die Herstellerangabe
Oppo gibt die Helligkeit des OLED-Panels mit typischen 500 cd/m², 800 cd/m² bei heller Umgebung sowie punktuell bis zu 1.200 cd/m² an. ComputerBase hat den Bildschirm bei unterschiedlichen Weißanteilen gemessen, da OLED-Panels die Spitzenhelligkeit mit steigendem Anteil reduzieren, um Energie zu sparen. Der Bildschirm erreicht die höchsten Messwerte im Test erst bei stark reduziertem Weißanteil. Im Direktvergleich fehlen bei 100 Prozent APL (Average Picture Level) über 50 Prozent zur Galaxy-S20-Serie. Erst bei 10 Prozent APL sind über 700 cd/m² möglich – Samsung kommt dann aber auf über 1.200 cd/m². Oppos Angaben sind demnach nicht ganz nachvollziehbar.
Voreinstellungen für sRGB und DCI-P3
Ab Werk wird das Find X2 Pro mit „automatischer Bildschirmauflösung“ sowie „automatischer Bildwiederholrate“ ausgeliefert, die sich jeweils am dargestellten Inhalt ausrichtet. Darüber hinaus lässt sich manuell zwischen FHD+ und QHD+ sowie fixen 60 Hz und 120 Hz wählen. Als Bildschirmmodus ist standardmäßig „Lebhaft“ eingestellt, der für eine hohe Farbsättigung, aber einen verfälschten Weißpunkt von rund 7.900 Kelvin mit leichtem Blaustich sorgt. Deutlich besser abgestimmt sind die Modi „Gentle“ und „Cineastisch“, die nach sRGB und DCI-P3 kalibriert sind. OLED-typisch fällt der Kontrast hervorragend aus und trägt zur allgemein guten Ablesbarkeit bei. Die gebogenen Bildschirmränder führen aber teils zu leichten Reflexionen und Verfälschungen, je nachdem, wie das Smartphone im Verhältnis zu eintreffendem Licht gehalten wird.
Bildverbesser ist ab Werk deaktiviert
Die eigens entwickelte „O1 Ultra Vision Engine“ soll SDR-Inhalte und solche mit weniger als 120 Hz dynamisch je nach dargestelltem Inhalt für den Bildschirm aufbereiten können. Erfahrung im Bereich Bildaufbereitung hat Oppo über viele Jahre mit der zwischenzeitlich eingestellten Sparte für Blu-ray- und DVD-Player gesammelt. Mit den Werkseinstellungen des Find X2 Pro ist die O1 Ultra Vision Engine aber deaktiviert.