Galaxy S20, S20+ und S20 Ultra im Test: Sehr gute Smartphones, aber noch nicht das Nonplusultra
tl;dr: Samsung wirft beim Galaxy S20 mit Superlativen um sich, als müsste man der Konkurrenz beweisen, dass zehn Jahre nach dem Start der Serie der koreanische Ingenieursgeist weiterhin voll entfacht ist. Die imposante Ausstattung gefällt in vielen Bereichen, aber nicht überall und ist mit hohen Kosten und Abmessungen verbunden.
„Schneller, höher, weiter“ lautet das Motto bei jeder Vorstellung einer neuen Galaxy-S-Serie – dieses Jahr allerdings mit noch mehr Superlativen in beinahe allen Bereichen. Das fängt beim Namen an, der von Galaxy S10 den Sprung zu Galaxy S20 macht, um zum einen das zehnjährige Jubiläum der Smartphone-Serie zu feiern, aber auch, um anhand des Namens zu zeigen, wie groß der technologische Fortschritt gegenüber dem letztjährigen Modell und der Konkurrenz ausfallen soll. Ob dem wirklich so ist, müssen Galaxy S20, S20+ und S20 Ultra heute im Test unter Beweis stellen.
Modelle, Preise, Farben und Verfügbarkeit
Samsung bietet die Galaxy-S20-Serie in Deutschland seit dem 13. März in insgesamt sieben Varianten an, die sich hinsichtlich Speicher- und RAM-Bestückung sowie unterstützter Mobilfunknetze unterscheiden. Galaxy S20 und S20+ gibt es jeweils als LTE- oder 5G-Modell, während das Galaxy S20 Ultra ausschließlich mit 5G-Unterstützung angeboten wird. Alle 5G-Varianten sind für die Nutzung von Sub-6-GHz-Netzen in Europa und Asien ausgelegt, nur das Galaxy S20+ und S20 Ultra unterstützen darüber hinaus mmWave, wie es vor allem in den USA zunächst ausgebaut wird. Die entsprechenden Antennenmodule benötigen vergleichsweise viel Platz und kommen deshalb nur in den größeren Versionen zum Einsatz. Alle neuen Smartphones sind bei Samsung sowie im freien Handel verfügbar und kosten je nach Ausstattung zwischen 899 Euro und 1.549 Euro. Im Test kommt jeweils die Basisausstattung jedes Modells zum Einsatz.
Modell | Speicher | RAM | Farben | Preis |
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Galaxy S20 | 128 GB | 8 GB | Cloud Pink, Cloud Blue, Cosmic Gray | 899 Euro |
Galaxy S20 5G | 128 GB | 12 GB | Cloud Pink, Cloud Blue, Cosmic Gray | 999 Euro |
Galaxy S20+ | 128 GB | 8 GB | Cloud Blue, Cosmic Gray, Cosmic Black | 999 Euro |
Galaxy S20+ 5G | 128 GB | 12 GB | Cloud Blue, Cosmic Gray, Cosmic Black | 1.099 Euro |
Galaxy S20+ 5G | 512 GB | 12 GB | Cloud Blue, Cosmic Gray, Cosmic Black | 1.249 Euro |
Galaxy S20 Ultra 5G | 128 GB | 12 GB | Cosmic Gray, Cosmic Black | 1.349 Euro |
Galaxy S20 Ultra 5G | 512 GB | 16 GB | Cosmic Gray, Cosmic Black | 1.549 Euro |
Technische Daten im Überblick
Samsung Galaxy S20 |
Samsung Galaxy S20 5G |
Samsung Galaxy S20+ |
Samsung Galaxy S20+ 5G |
Samsung Galaxy S20 Ultra 5G |
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Software: (bei Erscheinen) |
Android 10.0 | ||||
Display: | 6,20 Zoll, 1.440 × 3.200 566 ppi WQHD+ Super AMOLED, HDR, Gorilla Glass 6 |
6,70 Zoll, 1.440 × 3.200 524 ppi WQHD+ Super AMOLED, HDR, Gorilla Glass 6 |
6,90 Zoll, 1.440 × 3.200 509 ppi WQHD+ Super AMOLED, HDR, Gorilla Glass 6 |
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Bedienung: | Touch, Fingerabdrucksensor, Gesichtsscanner | ||||
SoC: | Samsung Exynos 990 2 × Exynos M5, 2,73 GHz 2 × Cortex-A76, 2,60 GHz 4 × Cortex-A55, 2,00 GHz 7 nm, 64-Bit |
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GPU: | Mali-G77 MP11 | ||||
RAM: | 8.192 MB LPDDR5 |
12.288 MB LPDDR5 |
8.192 MB LPDDR5 |
12.288 MB LPDDR5 |
12.288 MB LPDDR5 Variante 16.384 MB LPDDR5 |
Speicher: | 128 GB (erweiterbar) | 128 / 512 GB (erweiterbar) | |||
1. Kamera: | 12,0 MP, 4320p LED, f/1,80, AF, OIS |
108,0 MP, 4320p LED, f/1,80, AF, OIS |
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2. Kamera: | 12,0 MP, f/2,20, AF | ||||
3. Kamera: | 64,0 MP, f/2,00, AF, OIS | 48,0 MP, f/3,50, AF, OIS | |||
4. Kamera: | Nein | 0,3 MP | |||
5. Kamera: | Nein | ||||
1. Frontkamera: | 10,0 MP, 2160p Display-Blitz, f/2,20, AF |
40,0 MP, 2160p Display-Blitz, f/2,20, AF |
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2. Frontkamera: | Nein | ||||
GSM: | GPRS + EDGE | ||||
UMTS: | HSPA+ ↓42,2 ↑5,76 Mbit/s |
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LTE: | Advanced Pro ↓2.000 ↑150 Mbit/s |
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5G: | NSA/SA | Nein | NSA/SA | ||
WLAN: | 802.11 a/b/g/n/ac/ax Wi-Fi Direct |
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Bluetooth: | 5.1 | ||||
Ortung: | A-GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo | ||||
Weitere Standards: | USB-C 3.1, NFC | ||||
SIM-Karte: | Nano-SIM, Dual-SIM | ||||
Akku: | 4.000 mAh fest verbaut, kabelloses Laden |
4.500 mAh fest verbaut, kabelloses Laden |
5.000 mAh fest verbaut, kabelloses Laden |
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Größe (B×H×T): | 69,1 × 151,7 × 7,90 mm | 73,7 × 161,9 × 7,80 mm | 76,0 × 166,9 × 8,80 mm | ||
Schutzart: | IP68 | ||||
Gewicht: | 163 g | 186 g | 220 g | ||
Preis: | ab 330 € | ab 330 € | ab 350 € | ab 359 € | ab 420 € / ab 570 € |
Handlich ist nur das kleinste Galaxy S20
Weil Samsung bisher keinen Nachfolger für das Galaxy S10e anbietet, ist das Galaxy S20 das kleinste der neuen Smartphones, das mit 2 mm mehr in der Höhe aber dennoch größer als das Galaxy S10 ausfällt. Beim Galaxy S20+ sind es gleich 4 mm mehr und das Galaxy S20 Ultra stößt mit 76,0 × 166,9 × 8,80 mm (B × H × T) in völlig neue Dimensionen vor, die selbst ein Galaxy Note 10+ (Test) in den Schatten stellen. Dazu kommt mit 220 g das sehr hohe Gewicht. Nein, handlich zu bedienen ist das nicht mehr, einzig dem normalen Galaxy S20 gelingt es, kompakt und mit 157 g leichtfüßig zu wirken.
Das Galaxy S20 ist das einzige der drei neuen Smartphones, das in puncto Größe und Gewicht ohne schlechtes Gewissen empfohlen werden kann. Die beiden anderen Modelle sind größer, damit Samsung größere Akkus und Displays sowie die mmWave-5G-Technik unterbringen konnte. Beim Galaxy S20 Ultra ist es darüber hinaus die Kamera, die ein kleineres Gehäuse verhindert. Das Modul aus vier Linsen ist so groß, dass ein gigantisches Rechteck aus dem mit 8,8 mm ohnehin nicht dünnen Gehäuse herausragt. Aus dem Kamerabuckel macht Samsung einen Kameraberg.
Ungeachtet der Auswüchse, die insbesondere das Galaxy S20+ und das Galaxy S20 Ultra unhandlich im Alltag machen, sind alle drei Smartphones wieder sehr gut verarbeitet und fühlen sich hochwertig an, wenngleich dem Materialmix aus Aluminium für den Rahmen und Glas für die Vorder- und Rückseite nach Jahren des immer wieder gleichen Aufbaus nichts mehr abgewonnen werden kann. Mutiges Design sieht anders aus – und wenn es nur ein Wechsel zu mattem Glas für die Rückseite gewesen wäre. So liefert die Galaxy-S20-Serie nur Bekanntes, aber immerhin auf bekannt hohem Niveau ab.
Extrem helle OLED-Displays
Eine Veränderung am Design fällt dann aber doch positiv auf: Die Displays der Galaxy-S20-Serie sind kaum mehr zum Rand hin gebogen. Vollständig plan sind zwar nicht, aber die minimale Biegung wird primär von der schwarzen Einfassung des Displays eingenommen, sodass die Inhalte im planen Bereich dargestellt werden und es nicht mehr zu Farbverfälschungen im Randbereich kommt. Die Krümmung ist weniger ein Designmerkmal, sondern bei den Wischgesten unter Android hilfreich. Vor allem unter Verwendung des Gestenmodus ohne On-Screen-Tasten schneiden die neuen Bildschirme gut ab.
Abseits dieses Merkmals ist die nun zentral im oberen Bereich des Displays positionierte Frontkamera die zweite optische Veränderung, mit der Samsung die Galaxy-S- nach der Galaxy-Note-Serie anpasst. Im letzten Jahr hatte der Hersteller die Punch-Hole-Notch oben rechts im Bildschirm untergebracht, beim Galaxy S10+ sogar als „Pille“ mit zwei Linsen. Jetzt gibt es bei jedem Modell nur noch eine Kamera.
Aus technischer Sicht haben alle Galaxy S20 dieselbe Auflösung von 1.440 × 3.200 Pixeln, da es keinen Nachfolger des Galaxy S10e mit reduzierter Auflösung gibt. Die Displays haben 160 Pixel mehr in der Höhe, da Samsung das Seitenverhältnis von 19:9 auf 20:9 angepasst hat. Der Ultraschall-Fingerabdrucksensor von Qualcomm sitzt weiterhin hinter dem Panel, dabei hat es der neue, deutlich größere 3D Sonic Max nicht in die neuen Modelle geschafft. Die Sensoren arbeiten subjektiv etwas schneller als im Vorjahr, da Samsung Verbesserungen aufseiten der Software vorgenommen hat. Allerdings hat sich an der Hardware nichts gegenüber dem Vorjahr verändert.
1.000 cd/m² und mehr sind kein Problem
Noch einmal deutlich besser schneiden die Displays hinsichtlich ihrer Helligkeit ab, obwohl Samsung schon mit dem Galaxy S10 sehr gute Werte ablieferte. Während die Samsung-Displays im letzten Jahr punktuell sehr hohe Werte lieferten, ist das diesmal auch bei einem APL („Average Picture Level“) von 100 Prozent der Fall, also bei vollständig weißem Bildschirm. Der Konzern hat aber auch die Spitzenhelligkeiten bei reduziertem Weißanteil weiter verbessert. Dabei ist es wie die Jahre zuvor wichtig zu beachten, dass der Bildschirm nur im Automatikmodus sein volles Potenzial ausschöpfen kann. Im manuellen Modus sind bei 100 Prozent APL Helligkeitswerte von knapp über 400 cd/m² bei allen drei Smartphones die Norm.
Erst im Automatikmodus zeigen sich Samsungs Fortschritte. Bei 100 Prozent APL schafft das Galaxy S20 763 statt 519 cd/m², eine Verbesserung um fast 50 Prozent. Das Galaxy S20+ kommt auf 752 cd/m², das Galaxy S20 Ultra auf 762 cd/m².
Mit reduziertem APL von 20 Prozent schießen alle Galaxy S20 auf weit über 1.000 cd/m², wobei das Galaxy S20 Ultra mit 1.167 cd/m² rund 6 bis 7 Prozent heller leuchtet als S20 und S20+. Was mit den Displays noch alles möglich ist, zeigt das Galaxy S20 Ultra bei exemplarisch abermals reduziertem APL von 10 Prozent, das eine maximale Helligkeit von über 1.250 cd/m² erzielt. Noch kleinere APL-Messbereiche lassen sich mit dem Messgerät der Redaktion nicht testen.
Samsung liefert die Galaxy-S20-Serie ab Werk mit dem Bildschirmmodus „Lebendig“ aus, der für eine etwas kühlere Darstellung mit leicht intensiveren Farben und höherem Dynamikumfang steht. Dabei übernimmt der Hersteller die mit der Galaxy-S10-Serie eingeführte Veränderung des deutlich natürlicher abgestimmten Displays. In diesem Modus bietet Samsung Anwendern die Option, den Weißpunkt selbst zu verändern und in den erweiterten Einstellungen die Intensität der Primärfarben anzupassen.
Wer sich mit diesen Einstellungen nicht beschäftigen möchte, kann in den Modus „Natürlich“ wechseln, der einer Kalibrierung nach DCI-P3 entspricht. Hier fällt der Weißpunkt wärmer aus und die Farbdarstellung folgt präzise den Werten im Farbraum.
120 Hz sorgen für butterweiche Bedienung
Die große Neuerung der Galaxy-S20-Serie ist aber nicht die Helligkeit, sondern die von 60 auf 120 Hz erhöhte Bildwiederholfrequenz, die mit einer Verdoppelung der Touch-Abtastrate von 120 auf 240 Hz einhergeht. Mit 120 Hz fühlt sich das Galaxy S20 merklich schneller an, da Animationen und der Bildverlauf beim Scrollen durchweg flüssiger dargestellt werden. Interessanterweise liefert Samsung alle drei Geräte nicht ab Werk mit dieser Einstellung aus, sondern mit 60 Hz bei reduzierter Auflösung. Welchen Einfluss die verschiedenen Auflösungen und Bildwiederholfrequenzen auf die Akkulaufzeiten haben, wird im entsprechenden Abschnitt des Tests erläutert.
Höhere Auflösung oder Bildwiederholfrequenz
Ab Werk sind die Smartphones auf 60 Hz und eine reduzierte Auflösung von 1.080 × 2400 Pixeln eingestellt. In diesem Modus sind 60 oder 120 Hz möglich. Wer die vollen 1.440 × 3.200 Pixel auf dem Display sehen möchte, die bei Betrachtung mit bloßem Auge aber nur mit einem marginal schärferen Schriftbild einhergehen, muss dies manuell in den Einstellungen festlegen. Dann sperrt das Smartphone aber die 120 Hz. Beide Bildwiederholfrequenzen gibt es nur mit der Werkseinstellung FHD+ sowie der niedrigsten Einstellung HD+, die bei 720 × 1.600 Pixeln liegt.
Als Empfehlung für den Alltag ist FHD+ mit 120 Hz ein guter Mittelwert, denn der Vorteil der höheren Bildwiederholfrequenz überwiegt den der höchsten Auflösung – auch wenn das die Akkulaufzeit reduziert. Wer auf maximale Akkulaufzeiten aus ist, sollte jedoch zu 60 Hz wechseln, wie die Messwerte später im Test verdeutlichen. Die niedrigste Auflösung ist aufgrund der sichtbaren Verschlechterung nicht zu empfehlen.