be quiet! Shadow Rock 3 im Test: Messergebnisse und Fazit

 2/2
Thomas Böhm
55 Kommentare

Testsystem und Methodik

Für den Test des be quiet! Shadow Rock 3 wird die AM4-Plattform für Kühlertests genutzt. Dabei kommt ein AMD Ryzen 7 1700X (Test) zum Einsatz, der im geräumigen Thermaltake Suppressor F51 untergebracht wird. Messungen werden sowohl mit Basistakt als auch bei übertaktetem Prozessor durchgeführt. Alle Details zu dem Testsystem und der Methodik hält der Artikel „So testet ComputerBase CPU-Luftkühler“ bereit.

Messergebnisse

Um verschiedene CPU-Kühler sinnvoll miteinander vergleichen zu können, werden die Konkurrenten nicht bei gleicher Drehzahl, sondern in Relation zum Schalldruckpegel dargestellt. Diese Variante berücksichtigt eine unterschiedliche Anzahl an Lüftern ebenso wie verschiedene Lüfterformate. Im Diagramm wird die Temperaturdifferenz zwischen CPU- und Raumtemperatur auf der Y-Achse gezeigt, während auf der X-Achse der zugehörige Schalldruckpegel des jeweiligen Kühlers aufgetragen wird.

Ein Kühler ist umso leistungsstärker, je weiter unten sich seine Kurve im Diagramm befindet, und umso leiser, je weiter links die Kurve verläuft. Temperaturdifferenzen werden in Kelvin angegeben. Zum Übertragen auf den heimischen PC kann der entsprechende Wert einfach auf die Raumtemperatur in °C addiert werden, um die Prozessortemperatur in °C zu erhalten. Die Farbkodierung im Diagramm zeigt die Kühlerklasse: Kompaktwasserkühlungen sind in Blau, Doppelturm-Luftkühler in Schwarz, größere Tower-Kühler in Orange, mittlere Tower-Kühler in Grün und Topblow-Kühler in Grau dargestellt. Das neue Testmuster ist in Rot abgebildet. Per Klick auf eine Linie im Diagramm wird der entsprechende Legenden-Eintrag hervorgehoben und via Klick auf selbigen die zugehörige Linie ein- oder ausgeblendet.

Hinweise zur Darstellung der Daten

Es gilt zu beachten, dass beinahe übereinanderliegende Linien in diesem Plot bedeuten, dass die Kühler quasi gleich sind. Eine noch feinere Unterscheidung ist aufgrund der üblichen Messungenauigkeiten nicht sinnvoll, weshalb eine höher aufgelöste Darstellung bewusst nicht verfügbar ist. Wie an den Daten der Kühler beim Standardtakt des Prozessors ablesbar ist, spielt es ohne Übertaktung ohnehin kaum eine Rolle, welche Kompaktwasserkühlung oder welcher (größere) Luftkühler eingesetzt wird, da die Kühler kaum gefordert werden. Erst bei übertakteter CPU trennt sich die Spreu vom Weizen.

Um durchgehende Linien zu erhalten, werden die Daten zwischen den einzelnen Messpunkten interpoliert. Die zugrundeliegenden Daten mit nur linear verbundenen Punkten sind jeweils im zweiten der Diagramm-Paare zu finden. Weitere Informationen hierzu enthält der Artikel „Kühlertest-Methodik: Nur auf den ersten Blick ist Kühlertesten einfach“.

Diagramme
Differenz CPU- zu Raumtemperatur über Schalldruckpegel (OC), interpoliert
354249566370Temperaturdifferenz (Kelvin) 33343536373839404142434445464748dB(A)

Der Shadow Rock 3 platziert sich zwischen kleineren Tower-Kühlern mit 120-mm-Lüfter (Test) im Bereich von 30 Euro und stärkeren Luftkühlern der gehobenen Mittelklasse für 40 Euro und mehr. Das hat zur Folge, dass er unter allen Kühlern, die die übertaktete CPU noch sinnvoll kühlen können, auf dem letzten Platz landet, denn die kleineren Tower mit 120-mm-Lüfter sind dabei am absoluten Limit: Scythe Kotetsu Mark II und Alpenföhn Brocken Eco schaffen es nur bei maximaler Drehzahl gerade so, die übertaktete CPU unterhalb der 90-°C-Marke zu halten, weshalb von ihnen keine Kurven für das OC-Profil mehr dargestellt werden können. Das Diagramm des OC-Profils fängt folglich erst mit den Luftkühlern der gehobenen Mittelklasse an, unter denen der Shadow Rock 3 das Schlusslicht markiert.

Der Shadow Rock 3 kommt mit zu kleinem Serienlüfter

Der Wechsel auf den 140-mm-Referenzlüfter von Noctua bedeutet für den Shadow Rock 3 deshalb einen umso beeindruckenderen Unterschied. Auf einmal ist er nicht mehr abgeschlagen hinter der Konkurrenz, sondern agiert auf Augenhöhe mit Thermalright HR-02 Macho (Test) und sogar mit dem be quiet! Dark Rock 4 (Test). Das erklärt eventuell, wieso be quiet! den Kühler mit einem kleinen 120-mm-Serienlüfter ausstattet: Mit dem größeren Ventilator würde er bereits in der Leistung der höher angesiedelten Dark-Rock-Reihe wildern und hauseigene Produkte kannibalisieren.

Gemessen am Kühlkörper passt ein 140-mm-Lüfter auf jeden Fall hervorragend zum Shadow Rock 3. Im Gegensatz zum besonders kompakt ausgelegten Scythe Mugen 5 (Test), der mit seinen 15,5 cm Bauhöhe unter der für viele Gehäuse limitierenden 16-cm-Grenze bleibt, ist der Kühler von be quiet! ohnehin bereits 16,3 cm hoch. Die Installation des 140-mm-Lüfters lässt sich deshalb sogar ohne jeden Höhenzuwachs erledigen. Durch das asymmetrische Design des Kühlers sind Kollisionen mit dem Arbeitsspeicher auch mit dem größeren Lüfter ausgeschlossen. Als Sahnehäubchen gibt es schließlich mit größerem Ventilator deutlich kühlere Spannungswandler: Die VRMs melden in den Tests mit übertakteter CPU beim Einsatz des Referenzlüfters zwischen 10 und 15 Kelvin niedrigere Temperaturen als mit dem kleineren Serienlüfter.

Fazit

be quiet! liefert mit dem Shadow Rock 3 einen Tower-Kühler ab, der in der gehobenen Mittelklasse zuhause sein soll. Größer und stärker als die Einsteiger-Produkte der Pure-Rock-Baureihe, aber günstiger als die High-End-Kühler der Dark-Rock-Linie. Mit seiner Leistung ab Werk passt der Shadow Rock auch exakt in die Leistungsklasse, in die er innerhalb des Portfolios seines Herstellers gehört: zwischen be quiet! Pure Rock (Test) und be quiet! Dark Rock 4 (Test).

be quiet! Shadow Rock 3
be quiet! Shadow Rock 3

Im Vergleich zur Konkurrenz anderer Hersteller ist das aber ein Problem. Der Shadow Rock 3 wird zu einem Preis von knapp 45 Euro angeboten. Damit heißt die Konkurrenz Enermax ETS T50 Axe Silent (Test), Scythe Mugen 5 (Test) und (der aktuell mangels Distributor nicht erhältliche) Thermalright HR-02 Macho (Test). An die Leistung dieser Kühler kommt der Shadow Rock aber erst heran, wenn sein kleiner 120-mm-Serienlüfter durch ein größeres 140-mm-Modell ersetzt wird. Dieser Tausch bringt ihn zugleich auf Augenhöhe mit dem be quiet! Dark Rock 4, der noch einmal 10 Euro mehr kostet.

Der Shadow Rock will mehr sein

So bleibt ein elegant gestalteter und gut verarbeiteter Tower-Kühler, der von seinem Aufbau her und mit seinem äußerst laufruhigen Serienlüfter sehr gut mit leisen Systemen harmoniert. Er wird aber durch den kleinen Ventilator eingeschränkt, unabhängig davon, dass der Lüfter an sich erfreulich leise arbeitet. Das 120-mm-Lüfterformat sorgt dafür, dass der Shadow Rock 3 für seine Leistung zu teuer ist, oder anders gesagt, dass er nicht die Leistung erbringt, die die Konkurrenz in dieser Preisklasse erreicht. Zusammen mit dem altbackenen Montagesystem, an dem be quiet! nach wie vor festhält, ist er gemessen am Preis-Leistungs-Verhältnis in der gehobenen Mittelklasse nicht die erste Wahl.

be quiet! Shadow Rock 3
Produktgruppe Prozessorkühler, 17.03.2020
  • Kühlleistung
    O
  • Qualität Kühlkörper
    +
  • Qualität Lüfter
    ++
  • Montage
  • Ausstattung
    +
  • Gute Verarbeitung
  • Sehr laufruhiger Serienlüfter
  • Veraltetes Montagesystem
  • Erst mit 140-mm-Lüfter konkurrenzfähig

ComputerBase hat den be quiet! Shadow Rock 3 vom Hersteller zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.

(*) Bei den mit Sternchen markierten Links handelt es sich um Affiliate-Links. Im Fall einer Bestellung über einen solchen Link wird ComputerBase am Verkaufserlös beteiligt, ohne dass der Preis für den Kunden steigt.

Dieser Artikel war interessant, hilfreich oder beides? Die Redaktion freut sich über jede Unterstützung durch ComputerBase Pro und deaktivierte Werbeblocker. Mehr zum Thema Anzeigen auf ComputerBase.