Sliger SM570 und SM580 im Test: Testergebnisse und Fazit
2/2Testmethodik und Testsystem
Die Test-Hardware für beide Gehäuse ist identisch. Entsprechend liegen auch die zu erwartenden Ergebnisse nahe aneinander, denn den einzigen Unterschied stellen die beiden unten montierten Lüfter dar. Beim SM580 werden zwei 140 mm große Lüfter verwendet, während das SM570 lediglich Platz für 120-mm-Lüfter bietet.
Beide Varianten wurden mit einer AiO-Wasserkühlung, der Corsair Hydro H100i Platinum 240 mm, getestet. Alle Lüfter in beiden Gehäusen sind so montiert, dass sie die Luft von unten her ansaugen und nach oben hinausblasen. Zudem wurden beide Gehäuse beidseitig sowohl mit Seitenteilen aus Acrylglas als auch mit perforierten Seitenteilen getestet.
Komponente | |
---|---|
CPU | Ryzen 7 2700X |
Mainboard | MSI B350I PRO AC |
Arbeitsspeicher | G.Skill TridentZ DDR4-3200 |
Grafikkarte | Gigabyte GeForce RTX 2070 Mini ITX 8G |
CPU-Kühler | Corsair Hydro H100i Platinum 240 mm |
Netzteil | Corsair SF450 Platinum (450 W) |
Lüfter | Corsair ML PRO Series 120/140-mm |
Datenträger | SanDisk Ultra SSD (256 GB) |
Die Lautstärke wurde im Abstand von einem Meter zur Gehäusewand aufseiten der Grafikkarte gemessen. Der Geräuschpegel ohne aktive Geräuschquellen im Raum lag bei 28 dB. Die Skalierung der Einheit Dezibel (dB) erfolgt logarithmisch. Das bedeutet, dass eine Steigerung von 10 dB etwa einer Verdopplung der Lautstärke für das menschliche Empfinden entspricht
Benchmarks zur Leistung
Für den Test wurde relativ leistungshungrige Hardware verbaut, um das Gehäuse an seine Grenzen zu bringen. Der verwendete CPU-Kühler Corsair Hydro H100i Platinum 240 mm schafft es ohne Mühe, den verbauten Ryzen 7 2700X mit einer TDP von 105 W unter Volllast zu bändigen. Der im Desktop mit potenter Kühlung immer mögliche Multi-Core-Turbo von 4,3 GHz wird auch im Extremszenario Prime95 mit geschlossenen Seitenteilen dauerhaft erreicht.
Die verwendete Grafikkarte, die Gigabyte GeForce RTX 2070 Mini ITX 8G, ist trotz ihrer geringen Größe erstaunlich leistungsfähig. Durch die Platzierung direkt am Seitenteil ist die Frischluftzufuhr etwas beeinträchtigt, die beiden unten im Gehäuse montierten Lüfter gleichen dies allerdings teilweise aus. Gerade beim SM580 ist der Abstand zur Seitenwand zudem einige Zentimeter groß. Die Taktraten unter Dauerlast lagen im Test mit 1.700 bis 1.800 MHz im Rahmen der Erwartungen. An dieser Stelle sei erwähnt, dass in beiden Gehäusen ausreichend Platz für eine deutlich größere und damit auch leistungsfähigere oder leisere Grafikkarte vorhanden ist.
Für den Test wurden die Betriebspunkte Idle (also ohne Anwendungen), Office und YouTube, „Fordernde Last“ im Spiel Shadow of the Tomb Raider sowie „Synthetische Last“ unter Prime95 und FurMark ausgewählt.
Temperatur
Die Raumtemperatur lag zum Zeitpunkt des Tests bei 25 °C. Erwartungsgemäß unterscheiden sich die Temperaturen der CPU im Vergleich der beiden Gehäuse untereinander nahezu nicht. Unter Last steigen die Temperaturen der CPU wie üblich deutlich an, befinden sich allerdings mit 55 °C Maximaltemperatur weit unterhalb des kritischen Bereichs. Auch bei der Temperatur der Grafikkarte unterscheiden sich die Gehäuse nur geringfügig untereinander. Der Unterschied rührt vermutlich von dem anderen Abstand der Grafikkarte zur Gehäuseseitenwand und der verbesserten Frischluftzufuhr des SM580 im Vergleich zum SM570 her. Auch die Grafikkarte bewegt sich mit einer Maximaltemperatur von 73 °C beim SM580 und 76 °C beim SM570 absolut im grünen Bereich. So wäre für CPU wie auch GPU noch Spielraum für Übertaktung oder eine Reduzierung der Lautstärke auf Kosten der Temperatur möglich.
Wirklich erstaunlich ist, wie viel Verbesserungspotential sich durch die perforierten Seitenteile offenbart. Im Fall des SM570 fällt die Temperatur der Grafikkarte im Spiel Shadow of the Tomb Raider um 7 °C, beim Prozessor immerhin um 2 °C. Das zeigt, wie viel Airflow die geschlossenen Seitenfenster bei den beiden Gehäusen tatsächlich verhindert haben.
Lautstärke
Der Lautstärke kommt zugute, dass die Grafikkarte einen Idle-Modus besitzt. Dieser schaltet den Lüfter komplett ab, wenn die Temperatur der GPU unter 55 °C verweilt oder fällt. Im Idle stellt die AiO-Wasserkühlung mit ihrer Pumpe daher die Hauptgeräuschquelle dar. Die Pumpe ist mit gespitzten Ohren im Idle tatsächlich aus dem System herauszuhören, es werden 33,5 dB gemessen. Allerdings befindet sich die Lautstärke des Systems bei beiden Gehäusen im Idle sowie im Office-Betrieb oder in YouTube im nicht störenden Bereich.
Unter Last hingegen, gleich ob synthetisch oder in Spielen, übertönt die Grafikkarte mit bis zu 41,5 dB die restliche Hardware deutlich. Gerade weil dabei eine GPU-Temperatur von 76 °C nicht überschritten wird, bietet sich hier eine weniger aggressive Lüfterkurve an, um die Lautstärke weiter zu reduzieren.
Die Lautstärke ändert sich durch die perforierten Seitenteile tatsächlich nur geringfügig. Während die Komponenten unter Last zwar kühler laufen und die Kühler von CPU und Grafikkarte dadurch weniger aufdrehen müssen, dringt gleichzeitig der Schall ungehindert aus dem Gehäuse. Zudem könnten sich an der Perforierung in Kombination mit dem Lüfter dieser Grafikkarte ungünstige Luftverwirbelungen bilden, die wiederum Schall generieren. Dabei handelt es sich allerdings um Spekulation.
Fazit
Die Grundidee der SM550-bis-SM580-Modellreihe ist naheliegend und gut. Ausgehend vom Platzhirsch DAN Cases A4-SFX v4 (Test) wird zusätzlicher Raum spendiert, um die naheliegende Schwäche des ultra kompakten Originals auszubügeln: die Kühlung. Im Fall des SM580 wird allerdings auch die größte Stärke des Originals stark beschnitten: Das Gehäuse ist im direkten Vergleich mit dem A4-SFX mehr als doppelt so groß.
Wer sich so nahe an der direkten Konkurrenz orientiert, muss sich auch den direkten Vergleich gefallen lassen. Gerade in diesem Punkt offenbaren sich beim SM570 und SM580 Schwächen, sei es die sichtlich günstigere Verarbeitung, die schlechtere Beschreibung oder fehlende Komfortfunktionen. Letztlich liegt sogar der Preis deutlich über dem des Originals.
Besonders schade ist, dass viele dieser Fehler wie die Durchmischung unterschiedlicher Schraubenarten oder die fehlende Kompatibilität mit einigen AiO-Wasserkühlungen vermeidbar gewesen wären und viele gute Ideen wie die extra herausnehmbare Leiste für die Befestigung des Netzteils in den Schatten stellen.
So empfiehlt sich am Ende keines der Testmuster, aber beim Blick auf das Datenblatt potentiell das SM560 für Kunden, die gerne auf geringstem Bauraum eine Triple-Slot-Grafikkarte nutzen möchten. Denn das Angebot der Konkurrenz ist in diesem Punkt noch ziemlich dünn. Einen Blick wert sind die Gehäuse auch für Nutzer, die einen besonderen Fokus auf die Kühlung legen möchten und bereit sind, Punkte wie die Verarbeitungsqualität und den Preis hinten anzustellen.
Erhältlich sind die Modelle SM550, SM560, SM570 und SM580 in Europa über die US-Website des Herstellers zu einem Basispreis von 219, 229, 259 und 269 US-Dollar.
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