Software-Probleme: Produktion des VW ID.3 soll ein „absolutes Desaster“ sein
Bei BMW, Daimler und Volkswagen soll es in einer Dreiecksbeziehung heiß hinter den Kulissen beim Thema Software zukünftiger Fahrzeuge hergehen. Wie die Süddeutsche Zeitung berichtet, habe Volkswagen massive Probleme bei der Software des neuen ID.3, ein gemeinsam entwickeltes Betriebssystem könnte in Zukunft für Abhilfe sorgen.
Die Software künftiger Fahrzeuge und vor allem Elektroautos wird immer komplexer, hat immer mehr Aufgaben abzuwickeln und Bereiche des Pkws zu steuern. Da liegt es nahe, Kooperationen einzugehen, Know-how auszutauschen und gemeinsam aus dem Vollen zu schöpfen. Vor allem dann, wenn Konkurrenten wie Tesla einen Vorsprung haben und große IT-Konzerne wie Apple und Google immer mehr ins Automobil vordringen, sei es derzeit mit Apples CarPlay oder einem angeblich in Cupertino geplanten Betriebssystem für Autos. Google wiederum ist schon einen Schritt weiter und bietet nach Android Auto ein vollständiges Android mit Play Store für Fahrzeuge an, wie es etwa Volvo einsetzt.
Dass Daimler und Volkswagen gemeinsame Sache bei einem Betriebssystem für neue Fahrzeuge machen wollen, wurde letzte Woche publik. Doch zwischen Daimler und BMW habe es ebenfalls Gespräche gegeben, berichtet die Süddeutsche Zeitung, während BMW jedoch noch nichts von der Annäherung zwischen Stuttgart und Wolfsburg gewusst habe. Entsprechend schlecht stehe Daimler nun da, konstatiert die Zeitung. Die Entscheidung zwischen BMW und Volkswagen werde größtmögliche strategische Konsequenzen haben, heißt es in dem Bericht. Ein massiver Wettbewerbsnachteil könnte dem Verlierer bei Absage eines der beiden Deals drohen.
IT-Chef verlässt Volkswagen
Das Elektroauto ID.3, das E-Mobilität in Deutschlands breite Masse bringen soll, ist bei Volkswagen im Kern der Auslöser für potenzielle Kooperationen bei der Entwicklung eines gemeinsamen Betriebssystems. Dass VW Probleme mit der Software des Autos hat, ist seit längerer Zeit bekannt, wie schon Ende des letzten Jahres aus Unternehmenskreisen berichtet wurde. Die Probleme sollen aber noch größer sein.
Herbert Diess, Vorsitzender des Vorstands der Volkswagen AG, erklärte zur Jahrespressekonferenz letzte Woche, dass das Unternehmen im Zeitplan sei. Der Süddeutschen Zeitung zufolge sei das Projekt intern jedoch „ein absolutes Desaster“, da notwendige Software-Experten nicht für den Konzern begeistert werden könnten. Obendrein wird der konzernweite IT-Chef Martin Hofmann Ende dieses Monats Volkswagen verlassen. Er gilt als zentrale Figur bei der Entwicklung der E-Mobilität.
„Das hat mit Serienproduktion nichts zu tun“
Bis zum Jahresende muss Volkswagen 100.000 ID.3 ausliefern, um die CO2-Vorgaben der EU einzuhalten, andernfalls drohen Strafzahlungen. Während die Chefetage den Zeitplan für machbar hält, heißt es von einem Insider im Konzern: „Das Auto ist weit entfernt von der Marktreife.“ Die Situation sei „nicht mehr zum Lachen“, heißt es. Ein Konzernsprecher räumte gegenüber der Zeitung ein, dass es in der Tat „nicht super laufe“ und dass geplante Funktionen erst einmal gestrichen und später über ein Update nachgereicht werden müssten. Bekannt war bereits, dass dies manuell passieren muss, da OTA-Updates erst zu einem späteren Zeitpunkt beim ID.3 möglich sein werden.
Der Insider berichtet deutlich kritischer an die Zeitung. Der ID.3 sei nicht mal in der Nähe eines industriellen Fertigungsprozesses. Zum Sommer sollen „ein paar Autos“ fertig werden, aber „die basteln wir in Handarbeit hin, damit irgendwas dasteht. Das hat mit Serienproduktion nichts zu tun.“ Aktuell produziert VW den ID.3 als leere Blechhülle und lagert ihn in Sachsen auf einem Parkplatz zwischen. Die Software soll eingespielt werden, sobald „irgendwann“ eine einigermaßen taugliche Basisversion fertig ist.