Zalman CNPS20X im Test: Doppel-Turm-CPU-Kühler mit Tradition
tl;dr: Zalman meldet sich im Kühlermarkt zurück. Der neue CNPS20X soll als Speerspitze der Luftkühlung hoch hinaus. Der Doppelturm-Luftkühler ist stark, erkämpft sich gute Leistungen aber mit hoher Lautstärke. Punkten kann er vor allem mit seiner ungewöhnlichen Optik.
Lange Zeit war es still um Zalman. Der Hersteller war früher sowohl für Luftkühler wie den komplett aus Kupfer gefertigten CNPS 7000 Cu (Test) als auch für die Reserator-Wasserkühlung mit externem Radiator (Test) bekannt. Zur IFA 2019 hat sich Zalman dann zurückgemeldet: Neue AiO-Wasserkühlungen und Luftkühler wurden angekündigt.
Mit dem CNPS20X will Zalman zum neuen Auftakt nicht weniger als die Premiumklasse in die Schranken weisen. „The world's best cpu cooler“ soll der Doppelturm-Luftkühler laut Schriftzug auf der Verpackung sein. Dazu setzt das Unternehmen auf einen Kühler mit klassischen sechs Heatpipes, einer vernickelten Kupferbodenplatte als CPU-Auflagefläche sowie zwei Radiatoren, vor die je ein 140-mm-Axiallüfter befestigt wird. So weit, so bekannt.
Unter der Haube möchte Zalman aber durch ein ungewöhnliches Design der Kühlturm-Lamellen für ein Plus an Kühlleistung sorgen. Zusätzlich gibt es fürs Auge Lüfter mit einem futuristisch anmutenden, proprietären Rahmen und selbstredend auch mit RGB-LEDs. Im Test muss der CNPS20X zeigen, ob er hält, was das Marketing von Zalman verspricht.
Zalman CNPS20X | |
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Bauform: | Tower |
Größe (L × B × H): | 144 × 140 × 165 mm (ohne Lüfter) 172 × 140 × 173 mm (mit Lüfter) |
Gewicht: | 1.300 g (mit Lüfter) |
Heatpipes: | Kupfer (vernickelt), 6 × 6 mm (Ø) Kupferbasis (vernickelt) |
Lamellen: | Aluminium (vernickelt), 90 Stück Abstand: ? |
Kühler-Montage: | Zweistufige Halterung mit Rückplatte |
Lüfter (Modell 1): | 2 × 140 × 140 × 26,0 mm Öldruck Lager 800 – 1.500 U/min 61,0 m³/h 1,1 mm H₂O 29,0 dBA 4-Pin-PWM |
Lüfter (Modell 2): | – |
Lüfter-Montage: | Befestigung: Drahtbügel Entkopplung: Keine |
Kompatibilität: | AMD: Sockel /AM3(+)/AM2(+)/AM4/AM5? Intel: LGA 2066/2011/LGA 1200?/115x |
Preis: | 79,90 € |
Zalman CNPS20X im Detail
Neben den ungewöhnlich gewellten Lamellen fällt am CNPS20X auf, dass das mittlere Drittel der Kühltürme kupfern ist. Kupfer hat eine höhere Wärmeleitfähigkeit als Aluminium, weshalb diese Anpassung die Kühlleistung steigern soll. Dazu stellt sich allerdings die Frage, wieso Zalman das mittlere Drittel der Kühltürme für das teurere Kupfer gewählt hat: Vor diesem zentralen Bereich der Radiatoren befinden sich die Lüfternaben, hinter denen der Luftstrom am geringsten ist.
Die Verarbeitung des Kühlers ist auf sehr hohem Niveau. Die vernickelte Bodenplatte glänzt makellos und es fallen keine verbogenen Lamellen auf. Zalman gibt zum Aufbau der Bodenplatte an, auf „reverse direct touch heatpipe“ zu setzen, was im Vergleich zu „direct touch heatpipe“, also angeschliffenen Heatpipes anstelle einer kupfernen Platte, zu einer besseren Wärmeaufnahme führen soll. Während letztere Technik vorwiegend in günstigen Kühlern zu finden ist, sind kupferne Bodenplatten im Premiumsegment ein lange etablierter Standard und damit kein Alleinstellungsmerkmal.
Serienlüfter und Lieferumfang
Klassische Axiallüfter im PC-Bereich besitzen einen quadratischen Rahmen, der auf der drückenden Seite des Lüfters mit der Nabe verbunden ist. Von diesem Konzept weicht Zalman grundlegend ab: Die Serienlüfter des CNPS20X sind auf der saugenden Seite über breite Stege mit der Nabe verbunden und verzichten auf einen seitlich geschlossenen Rahmen. Zur Befestigung auf dem Kühler müssen die Ventilatoren mit einem mitgelieferten Rahmen verschraubt werden, auf dem wiederum Metallbügel eingehakt werden. Die Metallbügel sorgen schließlich für die Lüfterbefestigung an den Kühltürmen des CNPS20X.
Das Lüfterdesign ist immerhin eine optische Auffälligkeit, aber spätestens die Technik der Lüfter ist fragwürdig: Zalman gibt ein Drehzahlband von 800 bis 1.500 U/min per PWM-Steuerung an. Im Testsystem wird die Minimaldrehzahl von 800 U/min erreicht; maximal zeigt das Tachosignal 1.420 U/min an. Die hohe Minimaldrehzahl ist ärgerlich. Bei 800 U/min sind bereits leichte Luftgeräusche wahrnehmbar, was die Lüfter für ein Silent-System disqualifiziert. Üblicherweise werden mit 140-mm-Lüftern Minimaldrehzahlen zwischen 200 und 500 U/min erreicht.
Die LED-Beleuchtung der Lüfter setzt einen 3-Pin-Anschluss (5 V) voraus. An dieser Stelle machen sich die verschiedenen verfügbaren RGB-LED-Plattformen und Standards (Test) negativ bemerkbar. Auf dem MSI-Mainboard im Testsystem ist ein 4-Pin-LED-Anschluss (12 V) verbaut, der nicht mit der Beleuchtung der Serienlüfter kompatibel ist. Folglich bleiben die Lüfter im Testsystem dunkel. Käufer müssen im Voraus abklären, ob das eigene Mainboard die LEDs unterstützt, oder alternativ eine passende LED-Steuerung kaufen.
Der Lieferumfang des Kühlers fällt auf den ersten Blick großzügig aus: Etliche Einzelteile sind für die Montage auf AMD- und Intel-Systemen notwendig. An Kabeln gibt es eine obligatorische Y-Weiche für die gemeinsame Steuerung der beiden Ventilatoren sowie zwei weitere Kabel für deren LED-Beleuchtung (Y-Weiche und Adapter für Gigabyte-Mainboards). Wärmeleitpaste und eine gedruckte Montageanleitung gibt es ebenfalls. Es fehlt allerdings der in diesem Preisbereich übliche Schraubendreher zur Kühlermontage.
Montage im Testsystem
Zur Befestigung des CNPS20X muss zunächst die Backplate zusammengesetzt werden: Die Kombi-Backplate ist sowohl für AMD- als auch für Intel-Sockel gedacht und muss dem Sockel entsprechend mit Gummipuffern und Schraubenaufnahmen vorbereitet werden. Anschließend werden von der Mainboard-Vorderseite aus Abstandshalter mit der Backplate und zwei Haltebügel mit den Abstandshaltern verschraubt und darauf der CPU-Kühler befestigt. Während die aktuelle Konkurrenz hierfür vorinstallierte Schrauben nutzt, müssen diese beim CNPS20X nachträglich eingesetzt werden. Eine in 90°-Schritten gedrehte Montage des Kühlers ist auf AMD-Systemen nicht möglich. Zusammen mit den mehrteiligen Lüftern ist die Montage des CNPS20X merklich aufwändiger als beispielsweise beim Noctua NH-U12A (Test) oder Scythe Fuma 2 (Test).
Wie bei den meisten großen Doppelturm-Luftkühlern wird auch mit dem Zalman CNPS20X der Arbeitsspeicher im Testsystem vollständig überragt. Für die beiden Slots nahe der CPU stehen unter den Kühltürmen 47 mm Bauhöhe zur Verfügung. Der vorhandene Platz in den beiden weiteren Slots kann durch ein Verschieben des vorderen Lüfters frei angepasst werden, wodurch der Kühler aber in die Höhe wächst. Lobenswert: Zalman stellt eine ausführliche Dokumentation aller möglichen Konfigurationen inklusive der resultierenden Höhe des CPU-Kühlers zur Verfügung. Zu den Erweiterungs-Slots hält der CNPS20X einen ausreichenden Abstand. Das Montagesystem der Lüfter ist zwar proprietär, jedoch können die beigelegten Rahmen der Serienlüfter zum Befestigen der 140-mm-Lüfter Noctua NF-A14 zweckentfremdet werden.