Anker SoundCore Liberty Air 2 im Test: Klang, Latenz und Fazit

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Frank Hüber
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Sehr harter Klang ab mittlerer Lautstärke

Die dynamischen 6-mm-Treiber mit „Diamantbeschichtung“ sorgen ab einer Lautstärke von rund 60 bis 70 Prozent für einen sehr harten, Höhen-betonten Klang. Der Träger hört quasi jedes einzelne Zupfen an einer Gitarrensaite direkt im Ohr – aber so hart und hervorgehoben, dass es unangenehm ist. Sehr viele Musikstücke werden durch diese harte Wiedergabe stark verfälscht. Einen angenehmen, warmen Klang bieten die Anker SoundCore Liberty Air 2 bei dieser Lautstärke nicht mehr und es ist keine Freude, mit ihnen Musik zu hören. Der Klang wirkt künstlich und völlig überspitzt. Eine Anpassung über den Equalizer hilft dabei kaum, der harte Klang bleibt.

Bei einer geringeren Lautstärke ist der Klang hingegen durchaus gut und sehr warm abgestimmt. Der betonte Bass kommt druckvoll zur Geltung, ohne übertrieben zu wummern, und die Höhen und Mitten bleiben klar abgegrenzt definiert. Die überbetonten Höhen fallen hier noch nicht so aus dem Rahmen wie bei höherer Lautstärke. Dem Bass fehlt es etwas an Detail, auch wenn er weit heruntergeht.

Bei sehr leiser Musikwiedergabe oder ruhigen Podcasts ist zudem ein Grundrauschen zu hören. Bei normaler Musikwiedergabe nimmt man dies aber nicht wahr.

Akzeptable Telefonie, kein Transparenzmodus

Die Anker SoundCore Liberty Air 2 brüsten sich mit cVc 8.0 und vier Mikrofonen für die Telefonie. In der Praxis führt dies beim Gesprächspartner zu einer grundsätzlich guten Verständlichkeit, allerdings werden Hintergrundgeräusche auf Kosten eines wahrnehmbaren Rauschens unterdrückt und es ist ein Echo zu hören. Je nach Umgebung klingt der Träger etwas weiter entfernt, wie es für In-Ears häufig der Fall ist. Mehr als gelegentliche Telefonate sollte man mit den Ohrhörern deshalb nicht anstreben.

Eine Funktion, um Umgebungsgeräusche an die Ohren des Trägers weiterzuleiten – häufig „Transparenzmodus“ genannt – bieten die SoundCore Liberty Air 2 nicht. Die Umgebung ist bei der Musikwiedergabe so nicht mehr wahrnehmbar.

Normale Latenzen

Die Anker SoundCore Liberty Air 2 verfügen über keine besondere Technik zur Reduzierung der Latenz. SBC, aptX und ASAC bieten in der Praxis vergleichbare Latenzen. Getestet wird dies unter Android mit aptX und unter iOS mit AAC. In beiden Fällen liegt die Verzögerung mit 160 bis 180 ms im normalen Rahmen und fällt nicht negativ auf.

Latenz zwischen Bild und Ton im Vergleich
In-Ear-Kopfhörer Latenz
Anker SoundCore Liberty Air 2 160–180 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, AAC)
Sony WF-1000XM3 160–180 ms (Android/iOS, AAC)
Sennheiser Momentum True Wireless 2 60–80 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, AAC)
Samsung Galaxy Buds+ 160–180 ms (iOS, AAC/Android) / 80 ms (Spielemodus mit Samsung-Smartphone)
Bose SoundSport Free 160–180 ms (iOS, AAC) / 300 ms (Android)
Jabra Elite Active 75t 160–180 ms (iOS, AAC/Android, SBC)
Padmate PaMu Slide 160–180 ms (iOS/Android, aptX)
Jabra Elite 75t 160–180 ms (iOS, AAC/Android, SBC)
Apple AirPods Pro 160–180 ms (iOS, AAC/Android, SBC)
Sennheiser Momentum True Wireless 60–80 ms (Android, aptX) / 160–180 ms (iOS, AAC)
EarFun Free (2. Gen.) 160–180 ms
EarFun Free 160–180 ms
Yobybo Card20 160–180 ms
Apple AirPods (2. Gen.) 160–180 ms
Huawei FreeBuds 3 60–80 ms
Razer Hammerhead 180 ms / Gaming-Mode: 60–80 ms
Creative Outlier Gold 160 ms
Anker Soundcore Liberty 2 Pro 60–80 ms
Cambridge Audio Melomania 1 180 ms
Xiaomi Redmi AirDots 160–180 ms
Jaybird Vista 160 ms
Skullcandy Indy 160–180 ms
Skullcandy Sesh 160–180 ms
TaoTronics SoundLiberty 53 200 ms

Fazit

Die Anker SoundCore Liberty Air 2 kosten rund 130 Euro* und versprechen viel, können diese Versprechen aber in vielen Bereichen nicht erfüllen.

Zu harter Klang mit Rauschen

Der Klang ist bei gehobener Lautstärke zu hart und unnatürlich. Bei mittlerer Lautstärke ist er Bass- und Höhen-betont, wobei der Bass etwas zu undifferenziert ist; aber in diesem Bereich ist der Klang insgesamt als gut und für aktuelle Musik angenehm zu bewerten. Bei leisen Tönen ist ein Grundrauschen zu hören.

Verzögerte, eingeschränkte Bedienung

Die Steuerung über die Touchflächen ist verzögert und reagiert mitunter unzuverlässig. Auch die anpassbare Belegung über die App, was generell positiv zu bewerten wäre, ist mit nur vier Funktionen zu eingeschränkt, zumal diese nicht völlig unabhängig voneinander konfiguriert werden können. Alle Funktionen lassen sich aufgrund dieser Einschränkungen nicht auf die Ohrhörer legen, so dass immer Abstriche in Kauf genommen werden müssen. Das automatische Pausieren beim Herausnehmen eines Ohrhörers funktioniert zuverlässig, allerdings wird die Wiedergabe nicht automatisch fortgesetzt, wenn der Ohrhörer wieder eingesetzt wird.

Auf einen Transparenzmodus verzichten die Ohrhörer gänzlich und die Mikrofone reichen im Alltag nur für gelegentliche Telefonate, da ein Echo und Rauschen entstehen, auch wenn die Stimme selbst gut verständlich ist.

Anker SoundCore Liberty Air 2

Gute Akkulaufzeit, IPX5, aptX, AAC und Einzelnutzung

Positiv bewertet werden müssen die Einzelnutzung, die Unterstützung von aptX und AAC, die gute Akkulaufzeit, das Wireless Charging des Ladecases und die IPX5-Zertifizierung, die die Ohrhörer vor dem Wassertod bewahrt. Die app bietet zwar viele Presets für den Equalizer und eine Anpassung an das eigene Hörvermögen, dies kann in der Praxis aber nicht über die klanglichen Schwächen hinwegtäuschen.

Anker Soundcore Liberty Air 2
25.04.2020
  • Sehr angenehmes Tragegefühl
  • Sehr gute Akkulaufzeit
  • IPX5-Zertifizierung
  • Wireless Charging
  • Klangpersonalisierung über App
  • Harter Klang bei gehobener Lautstärke
  • Rauschen bei leiser Lautstärke
  • Verzögerte, schlechte Bedienung
  • Eingeschränkte Anpassung der Bedienung
  • Körpergeräusche übertragen sich auf die Ohrhörer

Für einen vergleichbaren Preis sind beispielsweise die Samsung Galaxy Buds+ (Test) die deutlich bessere Wahl.

ComputerBase hat die SoundCore Liberty Air 2 leihweise von Anker zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.

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