Coronavirus: Apple iOS und Google Android integrieren Kontakt-Tracing
Apple und Google gehen für die Bekämpfung der COVID-19-Pandemie eine Partnerschaft für das Contact Tracing, also das Ermitteln von Kontaktpersonen von Coronavirus-Betroffenen ein. Auf eine API im Mai soll in den kommenden Monaten eine Integration in Android und iOS folgen, mit der 3 Milliarden Menschen erreicht werden.
Contact Tracing ist nicht Standort-Tracking
Das Contact Tracing soll dabei helfen, Kontaktpersonen von COVID-19-Infizierten zu ermitteln und die Ausbreitung der Pandemie zu bremsen oder eines Tages gar zu stoppen. Aufgrund der langen Inkubationszeit ist es bei COVID-19 besonders wichtig, dass bislang asymptomatische Kontaktpersonen von positiv getesteten Personen schnell ermittelt werden, um eine weitere Ausbreitung des Virus zu unterbinden. Beim Contact Tracing werden lediglich Kontakte zu anderen Personen über das Smartphone erfasst und bei Einwilligung des Nutzers geteilt, es handelt sich nicht um Standort-Tracking.
3 Milliarden Menschen nutzen Android und iOS
Apple und Google, die Anbieter der weit verbreiteten Smartphone-Betriebssysteme iOS und Android, gehen eine Kooperation bei der Bekämpfung des Virus ein, wie beide Konzerne über ihre hauseigenen Blogs bekanntgegeben haben. Gemeinsam erreichen Apple und Google über beide Plattformen verteilt rund drei Milliarden Nutzer mit iOS und Android. Das sind knapp 40 Prozent der Weltbevölkerung.
API für Behörden-Apps geplant
Zunächst soll im Mai eine Contact Tracing API für Android (PDF) und eine Contact Tracing API für iOS (PDF) veröffentlicht werden, die eine Interoperabilität zwischen Android- und iOS-Geräten mithilfe von Apps der Gesundheitsbehörden ermöglicht. Die Behörden können ihre Apps über die jeweiligen App Stores, konkret den App Store von Apple und den Play Store von Google, zur Verfügung stellen, wo sie von den Nutzern heruntergeladen werden können.
Integration des Kontakt-Tracings in das Betriebssystem
Im zweiten Schritt wollen Apple und Google die Unterstützung für das Contact Tracing direkt in die Betriebssysteme integrieren. Geplant ist eine umfassende Bluetooth-basierte Plattform für Kontaktmessungen, indem die betreffende Funktionalität in die zugrundeliegenden Plattformen integriert wird. Dies sei robuster als die zunächst für Mai geplante Programmierschnittstelle und ermögliche die freiwillige Teilnahme von weit mehr Einzelpersonen. Außerdem unterstütze dieser Ansatz die Zusammenarbeit in einem breiteren Ökosystem von Apps und Gesundheitsbehörden.
Das alles soll nur per Opt-in-Verfahren mit größter Bedeutung für Datenschutz, Transparenz und Freiwilligkeit der Teilnahme stattfinden, erklären beide Konzerne. „Wir freuen uns darauf, diese Funktionalität in Absprache mit interessierten Institutionen aufzubauen. Wir werden Informationen über unsere Arbeit transparent machen, damit andere sie bewerten können.“ Das Ziel sei es, die Kraft der Technologie zu nutzen, um Ländern auf der ganzen Welt dabei zu helfen, die Verbreitung von COVID-19 zu verlangsamen und eine Rückkehr zum normalen Alltag zu befördern.
Kontakt-Tracing nutzt Bluetooth Low Energy
Für das Tracing setzen Apple und Google auf Bluetooth Low Energy. Haben zwei Personen in Reichweite des Bluetooth-Signals Kontakt, tauschen die Geräte untereinander einen alle 15 Minuten wechselnden Schlüssel aus. Wird eine Person mit COVID-19 diagnostiziert, können mit Zustimmung des Nutzers die empfangenen Schlüssel der letzten 14 Tage in die Cloud geladen werden. Das Smartphone der anderen Person lädt periodisch Schlüssel von positiv diagnostizierten Personen aus der Cloud herunter und informiert darüber, dass Kontakt zu einem COVID-19-Fall bestand und was als nächstes zu tun ist.
Apple und Google geben Entwicklern in mehreren PDF-Dokumenten Einblick in die Kryptographie- und die zugehörigen Bluetooth-Spezifikationen des Contact Tracings sowie Endanwendern eine Übersicht der Funktionsweise im Allgemeinen.
Europa plant Tracing-App für nach Ostern
Das Infizierten-Tracing soll demnächst auf europäischer Ebene über die Initiative PEPP-PT ermöglicht werden. Nach Ostern ist der Start eine App geplant, mit deren Hilfe der Kontakt zu anderen Geräten mittels Bluetooth erfasst wird. Auf dem Telefon werden dann die Kontakte als anonyme ID-Nummer für 21 Tage gespeichert. Dabei soll es sich ausschließlich um eine Kontakt-ID handeln, die sich nicht zurückverfolgen lässt. Der Nutzer selbst hat keinen Zugriff auf die Daten. Wo und wie vielen Personen man begegnet ist, lässt sich also nicht auslesen.
Ist ein Nutzer offiziell mit COVID-19 infiziert, erhält er vom Gesundheitsamt einen TAN-Code. Damit lassen sich die ID-Nummern, die bis dahin nur auf dem jeweiligen Telefon gespeichert sind, auf einen zentralen Server hochladen. Über diesen werden die ID-Kontakte informiert. Das System soll anonym bleiben – wer sich infiziert hat und wo es zum Kontakt kam, erfahren die Anwender nicht.
Um Infektionsketten nachverfolgen zu können, wird also die kritische Nähe zu anderen Personen bestimmt – deswegen Tracing als datensparsameres und die Privatsphäre schützendes Verfahren, wie Vertreter der Initiative betonen. Um eine Tracking-App handelt es sich wie bei Apple und Google nicht, da keine Ortsdaten erfasst werden.