Retro-Konsole VCS: Entwickler verklagt Atari auf mehr als 260.000 US-Dollar
Nachdem ein Hardwarewechsel von Bristol Ridge zu Raven Ridge die laut Chef-Entwickler Rob Wyatt zuvor bereits „katastrophalen Bedingungen“ noch weiter verschärft hatten, Zahlungen ausblieben und die Entwickler in Folge dessen das Projekt verließen, klagt der ehemalige Partner jetzt vor Gericht.
Offene Zahlungen bringen Entwickler in Schieflage
Chef-Entwickler und Projektleiter Rob Wyatt hatte bereits im Oktober 2019 gegenüber dem britischen Nachrichtenmagazin The Register von ausbleibenden Zahlungen gesprochen. Weil keine Aussicht auf Besserung bestand, verließ Wyatt mit seinem Team das Projekt.
Der Entwickler und das von ihm geleitete Unternehmen Tin Giant entwickelten das komplette Innenleben der Retro-Spielkonsole und waren in erster Linie für die gesamte Realisierung und Integration der Hauptplatine und der darauf verlöteten Zen-APU vom Typ Ryzen-Embedded verantwortlich.
Nun haben Rob Wyatt und sein Unternehmen eine offizielle Klage (PDF) gegen Atari in Höhe von 261.720 US-Dollar vor einem Gericht in Colorado eingereicht. Streitpunkt sind nach wie vor die ausbleibenden Zahlungen, die den Unternehmer bereits im Oktober 2019 dazu gebracht haben, die Zusammenarbeit mit Atari einzustellen und alle seine Ingenieure von dem Projekt abzuziehen.
Rob Wyatt betonte bereits mehrfach, dass diese offenen Forderungen sein Unternehmen in ernste Probleme gebracht haben.
Als kleines Unternehmen können wir uns glücklich schätzen, überhaupt so lange überlebt zu haben.
Rob Wyatt, CEO von Tin Giant
2,8 Millionen Euro Lehrgeld
Das Projekt „Atari VCS“, hinter dem mittlerweile nur noch ein kleines französisches Unternehmen steckt, hatte zuvor mehr als 2,8 Millionen Euro von 11.600 Unterstützern über die Crowdfunding-Plattform Indiegogo eingesammelt und seine Spielkonsole ursprünglich für das erste Quartal 2019 angekündigt.
Nach einer ersten Verschiebung auf Ende 2019/Anfang 2020 und dem anschließenden Ausstieg von Tin Giant können die Vorbesteller ihre Investition von durchschnittlich 240 Euro mittlerweile unter dem Motto „Lehrgeld“ verbuchen.
Den letzten Veröffentlichungstermin im März konnte Atari erneut nicht halten, wofür das Unternehmen in seinem Blog zuerst einmal die Auswirkungen des Coronavirus und der Lungenkrankheit COVID-19 verantwortlich machte und anschließend die Fertigstellung der ersten 500 Konsolen ankündigte.
As the Atari Group recently announced, we have confirmed delivery of enough parts by the end of March to build our first 500 Atari VCS production units.
A good portion of these first Atari VCS units are earmarked as dev kits for more developers. We believe it would be unfair to use the balance to fulfill only a small number of Indiegogo orders, so Atari’s plan is to ship to all backers at the same time when enough VCS units and peripherals are available.
Atari
Daran, dass das Atari VCS doch noch erscheint, glauben mittlerweile nur noch die wenigsten der involvierten Personen und Beobachter. Denn bei den gezeigten Konsolen im Blogeintrag von Atari handelt es sich nämlich ausschließlich um Vorserienmodelle, leicht zu erkennen an der glänzenden Klavierlackoberfläche.
Die finale Version des Atari VCS sollte eine matte Oberfläche besitzen. Außerdem möchte Atari das System erst dann ausliefern, wenn alle 11.600 Spielkonsolen produziert sind und alle Vorbesteller gleichzeitig beliefert werden können.