Breitband-Internet: Kunden erreichen oft nicht volle Geschwindigkeit
Internet-Anschlüsse erreichen oftmals nicht die Bandbreite, die vertraglich zugesichert wurde. So lautet erneut das Fazit der Bundesnetzagentur im Jahresbericht zur Breitbandmessung. Erfasst wurden die Daten vom 1. Oktober 2018 bis zum 30. September 2019 – die aktuelle Corona-Lage hat also keinen Einfluss auf die Ergebnisse.
Im Vergleich zu den letzten Jahren hat sich laut Bundesnetzagentur nicht allzu viel verändert. „Über alle Bandbreiteklassen und Anbieter hinweg erreichen Kunden oft nicht die maximale Geschwindigkeit, die ihnen in Aussicht gestellt wurde. Somit besteht nach wie vor Handlungsbedarf bei den Breitbandanbietern“, sagt Bundesnetzagentur-Präsident Jochen Homann.
Leichter Anstieg bei den Anschlüssen, die volle Bandbreite erreichen
Bei stationären Breitbandanschlüssen ähneln die Resultate dem letzten Jahr. Fast man alle Breitbandklassen und Anbieter zusammen, erhielten 70,1 Prozent der Nutzer beim Download mindestens die Hälfte der vertraglich vereinbarten maximalen Datenübertragungsrate - im Testzeitraum 2017/2018 waren es 71,3 Prozent. Ein Anstieg gab es bei den Nutzern, die die volle Bandbreite erreichen oder sogar überschreiten – hier stieg der Anteil von 12 Prozent (2017/2018) auf 16,4 Prozent.
Die Ergebnisse fielen zwischen den einzelnen Breitbandklassen und Anbietern wieder unterschiedlich aus. Die Spannweite bei den Anschlüssen, die die vertraglich zugesicherte Geschwindigkeit bieten, reicht je nach Breitbandklasse von 4,4 Prozent bis 21 Prozent (PDF). Die schwächsten Werte wurden erneut in der Breitbandklasse von 8 bis 18 Mbit/s gemessen – es ist also die Klasse, die von ADSL-Anschlüsse dominiert ist, die noch über die herkömmlichen Kupferleitungen laufen.
Den Spitzenwert von 21 Prozent erreichen Anschlüsse im Bereich von 25 bis 50 Mbit/s. Knapp dahinter folgt die höchste Breitbandklasse, die Anschlüsse von 200 bis 500 Mbit/s umfasst.
Alles beim Alten im Mobilfunk
Beim Mobilfunk können die Werte wie gehabt nicht mit den stationären Anschlüssen mithalten. Über alle Breitbandklassen und Anbieter hinweg erhielten 14,9 Prozent der Nutzer im Download mindestens die Hälfte der vertraglich vereinbarten maximalen Datenübertragungsrate – im Vorjahreszeitraum waren es 16,1 Prozent. Die volle Bandbreite konnten 1,5 Prozent der Nutzer abrufen, was dem Wert im Vorjahr entspricht.
Unterschiede gibt es erneut zwischen Anbietern und Breitbandklassen. Generell gilt beim Mobilfunk: Je höher die theoretische Bandbreite, desto niedriger ist die Anzahl der Nutzer, die diese erreicht.
Dennoch bleibt die Kundenzufriedenheit auf einem hohen Wert, 74,3 Prozent der Nutzer bewerten die Anbieter mit einer Note von 1 bis 3 – im Zeitraum 2017/2018 waren es 74,7 Prozent. Die Bundesnetzagentur vermutet, dass die Nutzer bei mobilen Breitbandanschlüssen eher die Mobilität und die zur Verfügung stehende Performance bewerten als das Erreichen der in Aussicht gestellten Datenübertragungsrate.
Methodik: Nutzer messen selber
Die Messungen erfolgten zwischen dem 1. Oktober 2018 und 30. September 2019. Für die Studie messen die Nutzer selber die Geschwindigkeit. So will die Bundesnetzagentur nicht nur die theoretisch möglichen, sondern tatsächlich verfügbaren Bandbreiten messen. Insgesamt wurden für stationäre Breitbandanschlüsse 829.426 und für mobile Breitbandanschlüsse 527.558 valide Messungen berücksichtigt.
Valide heißt, dass manche Messungen nicht berücksichtigt wurden. Das gilt etwa bei stationären Breitbandanschlüssen für Messungen, die laut Kundenangabe über WLAN oder weiterer potenzieller Einflussfaktoren wie einem parallelen Datenverkehr erfolgten. Nichtsdestotrotz kann die Bundesnetzagentur nicht ausschließen, dass manche Teilnehmer fehlerhafte Angaben gemacht haben. So müssen die Nutzer etwa den korrekten Tarif nennen.
Wer teilnehmen will, kann die Desktop-App auf der Breitbandmessung-Webseite der Bundesnetzagentur herunterladen. Beim Mobilfunk ist das über die Funkloch-App für Android und iOS möglich. Die Ergebnisse der Funkloch-App lassen sich auch auf der entsprechende Karte abrufen.