Bundesregierung: Kurswechsel bei Corona-Tracing-App

Andreas Frischholz
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Bundesregierung: Kurswechsel bei Corona-Tracing-App

Die massive Kritik in der letzten Woche wirkt offenbar. Die Bundesregierung vollzieht überraschend schnell einen Kurswechsel bei dem Konzept für die Contact-Tracing-Apps, nun soll doch eine dezentrale Lösung kommen. Die verspricht mehr Schutz der Privatsphäre und gilt als technisch ausgereifter.

Den neuen Plan bestätigte Kanzleramtsminister Helge Braun dem ARD-Hauptstadtstudio. Verhältnismäßig knapp erklärte er, die Bundesregierung wolle „eine dezentrale Architektur vorantreiben, die die Kontakte nur auf den Geräten speichert und damit Vertrauen schafft“. Dezentral heißt, dass der Abgleich mit den von der App erfassten Kontakten nicht auf einem zentralen Server erfolgt, sondern auf den Smartphones der Nutzer.

Warten auf die API von Apple und Google

Letzte Woche hieß es noch, die Bundesregierung habe sich für die zentrale Lösung von Pepp-PT entschieden. Ein Vorteil dieser Lösung ist, dass sie weitere epidemiologische Erkenntnisse wie pseudonymisierte Kontaktgraphen liefert. Rund 300 Forscher aus aller Welt sowie netzpolitische Gruppen rund um den Chaos Computer Club (CCC) kritisierten das aber. Selbst wenn Daten pseudonymisiert verarbeitet werden, sei ein zentraler Server ein Schwachpunkt, den man vermeiden müsse.

Hinzu kamen Zweifel, ob sich der zentrale Ansatz überhaupt realisieren lässt – vor allem, wenn Apple und Google nicht mitspielen. Insbesondere auf iPhones besteht das Problem, dass die Bluetooth-Technologie praktisch nicht einsetzbar ist. So würden sich die Kontakte derzeit nur messen lassen, wenn die App im Vordergrund läuft. Ändern ließe sich das durch die von Apple und Google angekündigte API, die Entwicklern laut Medienberichten bereits kommenden Dienstag zur Verfügung gestellt werden soll.

Auf diese APIs wartet auch die Bundesregierung. So soll die App „die in Kürze zur Verfügung stehenden Programmierschnittstellen der wesentlichen Anbieter von mobilen Betriebssystemen“ nutzen und „gleichzeitig die epidemiologische Qualitätssicherung bestmöglich“ integrieren, sagte Kanzleramtsminister Braun und Bundesgesundheitsminister Jens Spahn gegenüber der Welt am Sonntag.

Datenschützer sind zufrieden

Weitere Informationen für die Forschung sollen die Nutzer derweil freiwillig bereitstellen. Konkret sagten Braun und Spahn, Bürger sollten „künftig freiwillig in pseudonymisierter Form Daten zur epidemiologischen Forschung und Qualitätssicherung an das Robert Koch-Institut übermitteln können“.

Datenschützer sind mit diesem Beschluss zufrieden. CCC-Sprecher Linus Neumann spricht im Gespräch mit dem ARD-Hauptstadtstudio von einer „sehr guten Entscheidung“. So sei das Signal, dass die Bundesregierung nun an die Nutzer aussende: „Du kannst uns vertrauen, weil du uns nicht vertrauen musst.

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