Corsair Dark Core RGB Pro im Test: 2.000 Hertz stehen drauf, 2 × 1.000 Hertz stecken dahinter

Fabian Vecellio del Monego
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Corsair Dark Core RGB Pro im Test: 2.000 Hertz stehen drauf, 2 × 1.000 Hertz stecken dahinter

tl;dr: Corsair bewirbt die Dark Core RGB Pro (SE) mit einer ungewöhnlich hohen Abfragerate von technisch interessanten 2.000 Hertz und einer entsprechend vorbildlichen Eignung für Shooter. Für eben jene eignen sich die beiden Mäuse aber keineswegs – und zwar nicht nur, weil die 2.000 Hertz auf einem Trick basieren.

Alle herhören: 2.000 Hertz!

Mit der Dark Core RGB Pro und ihrer SE-Variante mit der Fähigkeit zur induktiven Ladung nach Qi-Standard aktualisiert Corsair die beiden teuersten Mäuse des eigenen Portfolios. Die meisten Eigenschaften der drahtlosen Nager wurden dabei übernommen, eine Spezifikation erregt jedoch Aufmerksamkeit: Anstelle der bei modernen Gaming-Mäusen üblichen Abfragerate von 1.000 Hertz unterstützen die beiden Neulinge eine doppelt so hohe Polling-Rate von 2.000 Hertz – und das im kabellosen Betrieb mit 2,4-GHz-Funk. Damit einhergehend verspricht der Hersteller eine besonders niedrige Latenz von lediglich einer halben Millisekunde. Besonders in Shootern kann das ein potentieller Vorteil sein.

Doch bereits beim ersten Blick auf das Datenblatt stellt sich die Frage, ob die Dark Core eine Shooter-Maus sein will: Form, Gewicht und Tastenlayout sprechen vielmehr für eine MMOG- oder RPG-Maus, während Corsair mit der alternativ gebotenen Bluetooth-Verbindung auch einen möglichen Einsatz abseits des Gamings bewirbt. Ein echter Allrounder also?

Mit rund 100 Euro für die Standard- und 110 Euro für die SE-Variante ordnet sich die Dark Core RGB Pro jedenfalls klar im gehobenen Preissegment ein; nur wenige Mäuse – wie beispielsweise Razers Allrounder-Interpretation Basilisk Ultimate (Test) – kosten noch mehr.

Corsair Dark Core RGB Pro (SE)
Corsair Dark Core RGB Pro
Ergonomie: Rechtshändig
Sensor: PixArt PAW-3392
Optisch
Auflösung: 100–18.000 CPI
3 Stufen
Geschwindigkeit: 10,2 m/s
Beschleunigung: 490 m/s²
USB-Abfragerate: 2.000 Hz
Primärtaster: Omron D2FC-F-K, 50 mio. Klicks
Anzahl Tasten: 8
Oberseite: 6
Linksseitig: 2
Sondertasten: Mausrad
cpi-Umschalter, Profil-Umschalter
Software: 10 Profile
vollständig programmierbar
Makroaufnahme
3 Profile
Beleuchtung: Farbe: RGB, 8 adressierbare Zonen
Modi: Atmend, Wellen, Farbschleife
Reaktiv, Spiele-Integration
cpi-Indikator, Profil-Indikator
Gehäuse: 127 × 72 × 43 mm
Hartplastik, Beschichtung
Glanzelemente, Gummielemente
Gewicht: 140 Gramm (o. Kabel) 133 Gramm (o. Kabel)
Anschluss: USB-A auf USB-C-Kabel, 1,80 m, umwickelt
Funk: 2,4 GHz, Bluetooth
proprietärer Akku, 16 Stdn. Laufzeit
Laden: Kabel, Induktion (QI)
USB-A auf USB-C-Kabel, 1,80 m, umwickelt
Funk: 2,4 GHz, Bluetooth
proprietärer Akku, 16 Stdn. Laufzeit
Laden: Kabel
Preis: ab 91 € ab 80 €

Es stellt sich somit bereits zu Beginn des Tests die Frage, was die Dark Core RGB Pro (SE) sein will, wobei eine Antwort ebenso dem aussagekräftigen Namen kaum entnehmbar ist. Die folgenden Seiten sollen daher auch klären, was Corsairs zwei neue Mäuse sein können – und was nicht.

Modulares Gehäuse aus vielen Materialien

Gemäß Form und Gewicht der Dark-Core-Eingabegeräte handelt es sich bei ihnen eindeutig um Palm-Grip-Mäuse – 133 Gramm bei der Standard- und gar 140 Gramm bei der SE-Variante sind mehr als das Doppelte dessen, was beispielsweise eine Glorious Model O (Test) oder Endgame Gear XM1 (Test) wiegt und folglich viel zu schwer, als dass sie dauerhaft im Fingertip-Grip bugsiert werden könnten. Das recht ausfallende Heck und breite Seiten suggerieren wiederum einen Claw-Grip als Kompromiss, da insbesondere die rechte Flanke im hinteren Bereich so geschwollen ist, dass sie den kleinen oder den Ringfinger im Palm-Grip potentiell bedrängt. Für den Claw-Grip spricht überdies, dass gerade die induktiv ladbare SE-Maus sehr hecklastig ist.

Das alternative rechte Seitenteil mit Fingerauflage lässt sich dann nach Belieben verwenden. Beim Palm-Grip ist das hingegen nicht der Fall, da die Flanke schlichtweg zu niedrig ist, als dass zwei Finger bequem Platz fänden. Abgesehen davon ist die waagerechte Auflage selbst zu schmal, um entspannt liegende Finger auffangen zu können, sodass sie letztendlich auf der Kante liegen oder verkrampft angezogen werden müssen. Deutlich besser ist das auf der anderen Seite gelöst: Die fest angebrachte Daumenauflage ist angemessen groß und erfüllt ihren Zweck.

Die Dark Core RGB Pro (SE) zieren vier verschiedene Oberflächen

Falls sich Nutzer jedoch mit der ungewöhnlichen Ergonomie versöhnen können und eine angenehme Position finden, liegt die Dark Core sicher in der Hand, sofern sie nicht angehoben werden muss – dann bietet die rechte Seite zumindest beim beschichteten alternativen Modul zu wenig Halt. Das aus bloßem Hartplastik bestehende Standardmodul ist ein wenig rutschfester, aber auch nur im vorderen Bereich konkav. Eine Griffmulde wäre aber aufgrund der ungleichen Verteilung der Masse im hinteren Bereich wesentlich angebrachter.

Die restliche Oberfläche der Mäuse setzt sich aus insgesamt vier Materialen zusammen: Zum gewohnten Hartplastik gesellen sich eine Soft-Touch-Beschichtung auf dem hinteren Teil des Mausrückens, ein darunter liegender Streifen glänzenden Plastiks und an der linken Seite die mattere und weniger griffigere Soft-Touch-Beschichtung, die auch das alternative rechte Seitenteil bedeckt. Im vorderen Bereich des Nagers und zwischen den Primärtasten finden sich erneut zierende Glanzelemente.

Patzer bei den Gleiteigenschaften

Je geschmeidiger eine Maus gleitet, desto feiner lässt sich der Mauszeiger bewegen. Und je feiner sich der Mauszeiger bewegen lässt, desto präziser können Spieler in Shootern zielen. Die Gleiteigenschaften eines Nagers fußen dabei grundlegend auf drei Dingen: dessen Gewicht, Kabel und Gleitfüße. Und spätestens nun findet sich ein deutliches Problem in der Konzeption: Die drahtlose Verbindung erübrigt zwar die Sorge um ein zu steifes Kabel, aber das erwähnte sehr hohe und unbalancierte Gewicht steht einer leichtgängigen Bewegung klar gegenüber. Zudem sind die schwarz beschichteten Gleitelemente nur durchschnittlich und nicht dick genug, sodass die Maus je nach ausgeübten Druck gar mit der Hartplastik-Kante des Standardmoduls für die rechte Seite über das Mauspad schabt.

Das alles ist minder gravierend, wenn die Dark Core RGB Pro (SE) nur gemütlich über kurze Distanzen bewegt wird – gerade bei Shootern ist das aber nicht der Fall. Im Palm-Grip lassen sich zumindest die Masse und deren Verteilung relativieren, doch es bleiben neben den eingangs erwähnten ergonomischen Problemstellen die dünnen Gleitfüße. Noch schlimmer wird es, falls bei leerem Akku auf das Kabel zurückgegriffen werden muss: Dieses bietet zwar einen willkommenen USB-Typ-C-Anschluss auf der Mausseite, ist aber arg steif und ungelenk. Spätestens kabelgebunden wird ambitioniertes Shooter-Spielen somit deutlich beeinträchtigt.

Opulente RGB-Beleuchtung mit vielen Zonen

Einen wortwörtlichen Lichtblick gibt es schließlich bei der RGB-Beleuchtung. Corsair hat die Dark Core RGB Pro (SE) ausschweifend mit Leuchtdioden übersät und teilt diese zudem in acht Zonen ein: Einerseits leuchten klassisch das Mausrad und das Corsair-Logo auf dem Rücken der Dark-Core-Nager, andererseits verfügen beide Modelle über einen aus vier separat ansteuerbaren LEDs zusammengesetzten Streifen auf beiden Flanken. Dessen Konfiguration geschieht ebenso wie die der achten Beleuchtungszone am hinteren Ende der Seiten gespiegelt, sodass die Einstellung der rechten Seite auch für die linke Flanke gilt.

Die relative Farbtreue der einzelnen Leuchtdioden untereinander fällt gut aus, lediglich das Corsair-Logo erscheint aufgrund eines anderen Oberflächenmaterials ein wenig blasser. Auch bei der Helligkeit gibt es nichts zu beanstanden. Positiv anzumerken sind zudem drei weitere LEDs an der vorderen linken Seite, die der Indikation der gewählten Sensorauflösung dienen: Ein leuchtender Punkt steht für die erste Konfiguration, drei Punkte für die dritte.

Standardkost bei den Primär- und Sekundärtasten

Nachdem manch ein Hersteller zuletzt besonders ausgefeilte Taster in den Fokus rückte und mit geringerer Reaktionszeit sowie angenehmerer Haptik warb, belässt es Corsair erneut bei dem bekannten Standard: Als Primärtaster kommen zwei von Omron in China gefertigte D2FC-F-K zum Einsatz. Die lediglich auf dem Papier bedeutsame Lebenszeit liegt dementsprechend bei bis zu 50 Millionen Klicks. Da nahezu sämtliche Konkurrenz auf die gleichen oder ähnliche Schalter setzt, steht Kritik hierbei auf schwerem Stand. Der Pretravel – also die Distanz, über die die Tastenabdeckungen heruntergedrückt werden, bis der tatsächliche Schalter einen Widerstand gibt – liegt immerhin bei recht guten 1,2 mm im vorderen und gar knapp weniger als 1 mm im hinteren Bereich.

Corsair Dark Core RGB Pro (SE)
Razer Basilisk Ultimate
Logitech G502

Hinzu kommen bei der Dark Core RGB Pro (SE) fünf Zusatztasten: ein Knopf hinter dem Mausrad, zwei Tasten links neben der linken Maustaste und zwei Daumenschalter. Beim Vorgänger fanden sich an letztgenannter Stelle indes drei Tasten – Corsair verzichtet bei der Neuauflage folglich auf eine Zusatztaste. Damit befinden sich die beiden Mäuse auch in Relation zu einer Logitech G502 Lightspeed (Test) oder der bereits eingangs erwähnten Razer Basilisk Ultimate um einen Schalter im Rückstand. Überdies ist das Tastenpaar links der linken Maustaste problematisch angeordnet: Da die Tastenabdeckungen eine plane Oberfläche mit der Primärtaste bilden und zudem sehr schmal sind, kommt es bei intuitiver Bedienung leicht vor, dass die linke Maustaste versehentlich zusätzlich betätigt wird.

Dazu trägt auch bei, dass die entsprechenden Zusatztasten einen deutlich höheren Widerstand bieten. Generell bieten alle verschiedenen Tasten eine andere Haptik, auch die beiden Primärtaster. Das liegt nicht nur an den unterschiedlichen Befestigungen der einzelnen Mikroschalter, sondern ebenso an diesen selbst: Insgesamt fünf verschiedene Switches verbaut Corsair in der Dark Core RGB Pro (SE), wobei nur die beiden auf unterschiedlichen PCBs in unterschiedlicher Orientierung und Höhe befestigten Primärtaster von Omron stammen. Die restlichen Schalter sind von teils deutlich geringerem Formfaktor, wurden von Kailh gefertigt und bieten auch auf dem Papier nicht annähernd 50 Millionen Klicks.

Die beiden genannten Konkurrenzmodelle von Razer und Logitech verfügen derweil über ein freistellbares oder einstellbares Mausrad, das Corsairs Maus nicht bietet. Dem gummierten Rad der Dark Core RGB Pro (SE) ist jedoch ab Werk eine angenehme und recht starke taktile Rasterung zuzusprechen, wobei es bezüglich der Lautstärke unauffällig bleibt.