Cyberbunker: Staatsanwalt erhebt Anklage gegen acht Tatverdächtige
Nach den rund fünf Jahre andauernden Ermittlungsarbeiten und der anschließenden Schließung des Cyberbunkers von Traben-Trarbach in Rheinland-Pfalz erhebt die zuständige Staatsanwaltschaft Anklage gegen acht Tatverdächtige. Vier Niederländer, drei Deutsche und ein Bulgare müssen sich vor dem Landgericht Trier verantworten.
Im September des vergangenen Jahres war dem Landeskriminalamt Rheinland-Pfalz und der Landeszentralstelle Cybercrime der Generalstaatsanwaltschaft Koblenz mit Hilfe eines Sondereinsatzkommandos der Spezialeinheit GSG 9 ein schwerer Schlag gegen die Cyberkriminalität und das Darknet gelungen, als sie den ehemaligen Nato-Bunker sowie mehr als zweihundert Darknet-Server vom Netz nehmen konnten.
In diesem und anderen ehemaligen Nato-Bunkern fungierte das Unternehmen CyberBunker jahrelang als „Bulletproof-Hoster“.
Nun hat der zuständige Staatsanwalt die offizielle Anklageschrift veröffentlicht und den acht Angeklagten sowie ihren Verteidigern zukommen lassen.
60-jähriger Niederländer als Kopf einer Gruppe
Als Hauptangeklagter muss sich der bereits einschlägig bekannte 60-jährige Niederländer Herman Johan Xennt der Anklage stellen, der sowohl Betreiber als auch Eigentümer der beiden CyberBunker 1.0 und 2.0 war und das „Unternehmen“ gemeinsam mit Sven Olaf Kamphuis und einer 52-jährigen Deutschen, die für die Buchhaltung und Rechnungsstellung zuständig gewesen sein soll, aufgebaut hat. Die insgesamt acht Angeklagten sind zwischen 20 und 60 Jahre alt.
Wallstreet Market als größte Plattform
Die größte auf den Servern des Cyberbunkers gehostete Plattform soll dem Vernehmen nach der Drogenumschlagplatz „Wallstreet Market“ gewesen sein. Allein die dort verkauften „Waren“ zeigen das riesige Ausmaß der Operation:
- 362.735 LSD-Trips
- 692.722 Ecstasy-Pillen
- 2,6 Tonnen Marihuana
- 68 kg Methamphetamin
- 750 kg Amphetamin
- 138 kg Haschisch
- 160 kg Kokain
- 238 kg MDMA
- 16 kg Heroin
Neben dem „Wallstreet Market“ lagerten auch andere illegale Plattformen wie „The Pirate Bay“, „Cannabis Road“, „Orange Chemicals“ und „Fraudsters“ auf den Servern des Cyberbunkers. Neben Drogen und Waffen wurden gefälschte Papiere und Banknoten zum Kauf angeboten. Viele Websites und Services seien aber verschlüsselt, sodass die Beamten bislang noch keinen Zugriff auf die Daten dieser Dienste haben, so die Generalstaatsanwaltschaft Koblenz.
Bisher haben die Ermittler bei der Auswertung der Server keine einzige legale Webseite oder legalen Services gefunden.
Generalstaatsanwaltschaft Koblenz
2 Petabyte Daten müssen ausgewertet werden
Insgesamt konnten die Ermittler mehr als 2 Petabyte an Daten beschlagnahmen, die nun für den anstehenden Prozess ausgewertet werden müssen. Die Datenflut verteilt sich auf 403 Server, 412 Festplatten, 57 Mobiltelefone, 61 PCs und Laptops sowie 65 USB-Speichermedien.
Ein Termin für die Hauptverhandlung steht zur Zeit noch nicht fest und keiner der acht Angeklagten hat sich bislang zu den Anschuldigungen geäußert.