Marshall Monitor II A.N.C. im Test: Gutes ANC und rauer Klang im praktischen Gehäuse

Frank Hüber
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Marshall Monitor II A.N.C. im Test: Gutes ANC und rauer Klang im praktischen Gehäuse

tl;dr: Der Marshall Monitor II A.N.C. kombiniert als teuerster Kopfhörer der Marke gutes ANC mit dem typisch harten Marshall-Klang. Bei den Codecs lässt er Alternativen zu SBC vermissen und auch wenn der Klang erneut etwas für Liebhaber ist, bieten Sony und Bose die besseren Mainstream-Alternativen.

Der Marshall Monitor II A.N.C. soll nicht weniger als der bisher hochwertigste Kopfhörer des Unternehmens sein. Das Over-Ear-Modell setzt auf eine aktive Geräuschunterdrückung und eine Laufzeit von bis zu 30 Stunden mit einer einzigen Akkuladung. Preislich liegt er in der Region anderer hochwertiger ANC-Kopfhörer und kostet 299 Euro.

Neben dem Kopfhörer erhält der Käufer hierfür eine Tragetasche aus Leinen, ein USB-C-Ladekabel und ein abnehmbares 3,5-mm-Klinkenkabel. Marshall bezeichnet dies als Reisepaket, denn der Proband lässt sich über die Drehgelenke aus Metall vergleichsweise klein zusammenklappen, so dass er zum ständigen Begleiter werden soll. Das 3,5-mm-Kabel verzichtet auf eine Kabelfernbedienung oder ein integriertes Mikrofon.

Die Technik im Marshall Monitor II A.N.C.

Bluetooth 5.0, dynamische Treiber, 320 g

Für die Funkübertragung setzt der Marshall Monitor II A.N.C. auf Bluetooth 5.0. Die dynamischen Treiber in den Ohrmuscheln mit einer Impedanz von 32 Ohm messen 40 mm im Durchmesser. Sie unterstützen einen Frequenzbereich von 20 Hz bis 20 kHz und bieten eine Empfindlichkeit von 96 dB SPL (179 mV @ 1 kHz). Das Gewicht des Over-Ear-Kopfhörers beträgt 320 g. Auf zusätzliche Audiocodecs wie aptX oder AAC verzichtet Marshall. Hier bietet die Konkurrenz teils deutlich mehr und selbst hauseigene Modelle wie der Major III Voice (Test) unterstützen aptX. Der deutlich teurere Beyerdynamic Amiron wireless copper (Test) setzt beispielsweise auf aptX HD, aptX LL und AAC.

Technische Daten des Marshall Monitor II A.N.C.
Marshall Monitor II A.N.C.
Wandlerprinzip dynamisch
Bauform Geschlossen
Übertragungsbereich 20–20.000 Hz
Nennimpedanz 32 Ohm
Kennschalldruck 96 dB SPL (179 mV @ 1 kHz)
Kabel 3,5-mm-Klinke, 3-polig, 1,2 m
Bluetooth 5.0, bis zu 10 m Reichweite
Unterstützte Codecs SBC
Akkulaufzeit > 30 Stunden
Ladezeit 2 Stunden
Akkukapazität k. A.
Ladebuchse USB-C
Gewicht (ohne Kabel) 320 Gramm

Über 30 Stunden Akkulaufzeit mit ANC, 45 ohne

Die Akkulaufzeit des Monitor II A.N.C. gibt Marshall mit bis zu 30 Stunden bei aktivierter Geräuschunterdrückung und Nutzung über Bluetooth an. Ist ANC deaktiviert, soll der Kopfhörer sogar 45 Stunden ohne Pause durchhalten. Über eine Schnellladefunktion kann innerhalb von 15 Minuten der Akku für eine Musikwiedergabe von 5 Stunden geladen werden. Das Laden erfolgt über USB-C direkt am Kopfhörer. Eine drahtlose Ladefunktion etwa in einer Ohrmuschel ist nicht integriert.

Im Test wurden knapp 31 Stunden mit aktivierter Geräuschunterdrückung erzielt. Ein Wert, der im Alltag problemlos ausreicht, um auch lange Reisen musikalisch zu untermalen.

Steuerung über zwei Knöpfe und einen Joystick

Zur Steuerung des Kopfhörers setzt Marshall auf einen goldenen Joystick an der rechten Ohrmuschel, der in alle vier Richtungen bewegt und zudem gedrückt werden kann. Über ihn wird der Proband auch ein- und ausgeschaltet. Wie schon beim Marshall Major III Voice (Test) ist dieser erneut sehr gut umgesetzt und bietet klare Druckpunkte, die eine sichere Bedienung ermöglichen. Der goldene Joystick dient zum Starten und Pausieren der Musik, aktiviert die Zufallswiedergabe, regelt die Lautstärke und kommt zur Steuerung von Telefonaten zum Einsatz. Im Einzelnen bedeutet dies, dass ein Drücken von zwei Sekunden den Kopfhörer ein- oder ausschaltet. Ein kurzer Druck pausiert die Musikwiedergabe oder setzt sie fort. Nach rechts und links wird ein Track weitergesprungen oder innerhalb des Tracks gespult, wenn man ihn in eine Richtung gedrückt hält. Hoch und runter steuert hingegen die Lautstärke. Bei eingehenden Anrufen wird das Telefonat mit einem kurzen Druck auf den Knopf angenommen. Ein weiterer kurzer Druck beendet es. Um Anrufe abzuweisen, wird der Joystick zweimal gedrückt. Eine Anpassung der Steuerungsfunktionen ist nicht möglich, aber auch nicht notwendig.

M-Taste für Equalizer, Google Assistant oder Siri

Über die M-Taste ist es möglich, die Equalizer-Voreinstellungen 1, 2 und 3 zu wechseln oder den Google Voice Assistant oder Apple Siri zu aktivieren, sofern vom verbundenen Smartphone unterstützt. In der Marshall-Bluetooth-App muss eine dieser Funktionen auf die M-Taste gelegt werden. Sie unterscheidet somit nicht verschiedene Funktionen anhand der Häufigkeit des Drückens. Zwei der drei Equalizer-Voreinstellungen kann in der App ein Profil zugeordnet werden, die erste Voreinstellung ist immer „The original Marshall sound“ und kann nicht angepasst werden. Neben vordefinierten Profilen ist es in der App möglich, einen benutzerdefinierten Equalizer einzustellen.

Marshall Monitor II A.N.C.

Eine eigene Taste für ANC

Über die ANC-Taste an der linken Ohrmuschel wird hingegen zwischen der aktiven Geräuschunterdrückung (ANC), dem Durchschleifen der Umgebungsgeräusche („Monitor transparency“) und der Deaktivierung beider Funktionen umgeschaltet. Ein kurzer Druck schaltet zwischen ANC und der „Monitor transparency“ hin und her, wobei ein kurzer Ton den jeweiligen Modus kennzeichnet. Wird die Taste länger gedrückt, können beide Modi deaktiviert werden, was unter anderem die Akkulaufzeit erhöht.

Verarbeitung und Tragekomfort

Die Verarbeitung des Marshall Monitor II A.N.C. ist sehr gut. Gelenke, Ohrmuscheln und Kopfband vermitteln einen hochwertigen Eindruck und bieten eine sehr gute Haptik. Das Kopfband ist ebenso wie die ovalen Ohrmuscheln weich gepolstert. Die Gabeln und Gelenke der Ohrmuscheln sind aus Metall gefertigt und haben kein unnötiges Spiel. Die Ohrpolster lassen sich vom Nutzer mitsamt der geclipten Halterung tauschen. Anders als bei Kopfhörern, bei denen nur die Ohrpolster getauscht werden, macht dies einen Wechsel sehr einfach und erfordert keine Fummelei.

Der Verstellmechanismus des Kopfbandes bietet ein gutes Raster, das ein ungewolltes Verstellen effektiv verhindert. Auch das Eigengewicht des Kopfhörers verändert nicht die vom Nutzer getroffene Einstellung. Die Kopfhörer halten sehr gut und sind auch für ein langes Tragen bestens geeignet. Die Abschottung durch die weich gepolsterten Ohrmuscheln nach außen ist hoch. Ohne Musikwiedergabe nimmt man die Umwelt aber noch eingeschränkt wahr, mit ihr nicht mehr.

Das Design orientiert sich am Vorgänger, dem Marshall Monitor Bluetooth. Erneut setzt der Hersteller auf eine strukturierte Oberfläche der Ohrmuscheln, sichtbare Nähte und einen weißen Marken-Schriftzug. Die Kopfhörer passen zur Designlinie des Unternehmens, bei dem Marshall immer die Herkunft der Marke aus dem Bereich der Gitarrenverstärker hochhält, um von diesem Retro-Look zu profitieren.

Die App bietet die wichtigsten Funktionen

Firmware-Updates für den Monitor II A.N.C. können über die Marshall-Bluetooth-App eingespielt werden. Diese zeigt neben den bereits erwähnten Funktionen auch den aktuellen Ladestand des Kopfhörers an und erlaubt das Einstellen eines Timers in Fünf-Minuten-Schritten, nach dem der Proband automatisch ausgeschaltet wird. Besondere Extras offenbart die App somit nicht, vielfältige Einstellungsmöglichkeiten auch nicht. Sie deckt jedoch die wichtigsten Funktionen ab und ermöglicht Firmware-Updates, so dass Nutzer von zukünftigen Änderungen und Neuerungen profitieren können.

Marshall Bluetooth-App mit Marshall Monitor II A.N.C.

Harter Klang für Rock statt Pop

Der Monitor II A.N.C. klingt besser als der Major III Voice. Erneut versucht Marshall nicht, musikalisch mit Basswummern zu überzeugen, denn das bietet der Kopfhörer überhaupt nicht. Er klingt stattdessen hell und legt den Fokus auf prägnante, dynamische Mitten und Höhen, die erneut hart abgestimmt sind.

Beim Bass ist der Kopfhörer eher zurückhaltend, kann ihn jedoch auch bei leisen Tönen hörbar ausspielen. Der Bass kann dabei durchaus Druck entfalten, gerade bei höherer Lautstärke, bleibt aber hinter den Mitten und Höhen zurück. Per Equalizer nachzuhelfen erzielt hingegen kein zufriedenstellendes Ergebnis, da der Bass dann dumpf wirkt und die Klangqualität leidet.

Solides ANC und gute Transparenz in der Praxis

Wie bei allen Kopfhörern mit aktiver Geräuschunterdrückung werden die Umgebungsgeräusche über Mikrofone in den Ohrmuscheln analysiert und mit einem entsprechenden Gegensignal für den Träger der Kopfhörer zu eliminieren versucht. Beim Marshall Monitor II A.N.C. lässt sich die Intensität der Geräuschunterdrückung in der App in 10er-Schritten von 10 bis 100 anpassen. Wie bereits beschrieben, kann über die ANC-Taste die aktive Geräuschunterdrückung aktiviert und deaktiviert und der Transparenzmodus eingeschaltet werden, der Umgebungsgeräusche durchlässt.

Die aktive Geräuschunterdrückung des Marshall Monitor II A.N.C. gehört nicht zu den besten auf dem Markt, eliminiert aber monotone, tiefe Geräusche gut, ohne dabei ein störendes Rauschen zu erzeugen – ein leichtes Rauschen ist bei Stille aber wahrzunehmen, bei der Musikwiedergabe jedoch nicht. Bei weißem Rauschen, das alle Frequenzen in gleichem Anteil enthält, bleiben die hohen Frequenzen ungefiltert und es ist weiterhin ein Rauschen zu hören, nur eben sehr viel heller. Zudem hat sich ANC im Test als windempfindlich gezeigt. Schon leichter Wind reicht aus, damit dieser über die Mikrofone deutlich wahrnehmbar an das Ohr des Trägers weitergereicht wird. Insgesamt ist die aktive Geräuschunterdrückung zwar als gut zu bewerten, Bose, B&W und Sony müssen sich aber keine Sorgen machen und bieten die bessere Geräuschunterdrückung.

Gleiches gilt für den Transparenzmodus, dessen Intensität ebenfalls in der App eingestellt werden kann. Auch dies ist eine sinnvolle Einstellung, da man so selbst die Lautstärke der Umgebungsgeräusche einstellen und mit dem unweigerlich verstärkten Hintergrundrauschen in Einklang bringen kann. Die Umgebung klingt durch die Verstärkung weitgehend natürlich, wenn auch etwas härter, als sie eigentlich ist.

Marshall Monitor II A.N.C.
Marshall Monitor II A.N.C.

Nichts für stundenlange Telefonate

Der Marshall Monitor II A.N.C. ist kein Kopfhörer, der dauerhaft als Headset genutzt werden sollte. Dafür ist das Mikrofon nicht gut genug. Für gelegentliche Anrufe ist die Qualität des Mikros ausreichend, tiefe Stimmen klingen jedoch heller, als sie sind. Hintergrundgeräusche werden beim Telefonieren nicht vollends eliminiert.

Latenz im Vergleich

Bei der Latenz limitiert allein schon der verwendete Audio-Codec SBC, so dass beim Marshall Monitor II A.N.C. keine schnellen Latenzen zu erwarten waren. Mit rund 160 bis 180 ms liegt das Ergebnis im normalen Rahmen und fällt weder positiv noch negativ aus diesem heraus.

Latenz zwischen Bild und Ton im Vergleich
Kopfhörer Latenz
Marshall Monitor II A.N.C. 160–180 ms (Android/iOS, SBC)
Sennheiser Momentum 3 Wireless 80 ms (Android, aptX) / 160-180 (iOS, AAC)
Beyerdynamic amiron wireless copper 160-180 ms (Android, aptX HD) / 160-180 (iOS, AAC)

Fazit

Der Marshall Monitor II A.N.C. ist ein durchweg guter Kopfhörer, der mit einer sehr guten Verarbeitung, einem durchdachten Design, einem sehr angenehmen Tragekomfort und einer langen Akkulaufzeit auch langen Musikgenuss gewährleistet. Insgesamt ist der Proband vor allem für all jene geeignet, die den typischen Marshall-Klang mögen und in erster Linie Rock hören. Der Klang der Kopfhörer ist rau, hart und blendet nicht mit Bass. Gitarrenriffs stehen ihm besser als seichter Pop. Wer dies zu schätzen weiß, wird mit dem Modell seine Freude haben – auch unterwegs, denn zusammengeklappt ist es sehr kompakt. Dass Marshall auf Codecs wie AAC oder aptX beim teuersten Kopfhörer des Unternehmens verzichtet, überrascht hingegen.

Wer in erster Linie einen Kopfhörer sucht, der eine sehr gute aktive Geräuschunterdrückung bietet, ist mit Modellen wie den Bose Noise Cancelling Headphones 700 (Test), Bowers & Wilkins PX7 oder Sony WH-1000XM3 besser beraten, da sie Geräusche effektiver eliminieren.

Dies ist auch das größte Problem des Marshall Monitor II A.N.C., denn während er zwar bei der unverbindlichen Preisempfehlung mit 299 Euro unter diesen Kopfhörern angesiedelt ist, ist er bislang nur bei Marshall selbst für diesen Preis verfügbar, die anderen Kopfhörer jedoch für einen vergleichbaren Preis auch im freien Handel. Die Bose Noise Cancelling Headphones 700 kosten häufig unter oder um 300 Euro und der Sony WH-1000XM3 gar nur 260 Euro. Nur der Bowers & Wilkins PX7 ist mit 390 Euro deutlich teurer. Um eine echte Alternative zu sein, müsste der Monitor II A.N.C. rund 50 bis 100 Euro günstiger werden.

ComputerBase wurde der Monitor II A.N.C. leihweise von Marshall zum Testen zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.

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