OnePlus 8 Pro im Test: Dieses Smartphone dreht voll auf – auch beim Preis
tl;dr: OnePlus geht mit dem OnePlus 8 Pro die wenigen letzten Kritikpunkte früherer Smartphones an, darunter kabelloses Laden und eine IP68-Zertifizierung. Parallel dazu ist das OLED-Display auf 120 Hz beschleunigt worden und 5G hält über den neuen Snapdragon 865 Einzug. Letzterer sorgt aber auch dafür, dass die Preise steigen.
Auf OnePlus 7T (Test) und OnePlus 7T Pro lässt OnePlus im mittlerweile branchenüblichen Rhythmus von gut einem halben Jahr heute das OnePlus 8 und das OnePlus 8 Pro folgen. Es ist die erste Serie des zu BBK Electronics gehörenden Smartphone-Herstellers, die ausschließlich mit 5G-Unterstützung angeboten wird, nachdem dafür beim OnePlus 7 Pro (Test) noch ein Sondermodell notwendig war.
Die Unterstützung des neuen Mobilfunkstandards geht mit der Nutzung des neuen Qualcomm Snapdragon 865 einher, an den das Snapdragon-X55-Modem gekoppelt ist. Mit 5G kommt allerdings auch eine Preiserhöhung, da OnePlus zusätzliche Komponenten wie das nicht länger in den Prozessor integrierte Modem und weitere Antennen verbauen muss.
Preise, Verfügbarkeit und Farben
Vorbestellung für die OnePlus-8-Serie sind ab heute 19:00 Uhr möglich. Der Verkauf startet in Deutschland am 21. April zu Preisen ab 699 Euro, während der Basispreis des OnePlus 7T bei 599 Euro lag. Für das OnePlus 8 Pro ruft der Hersteller mindestens 899 Euro auf, im letzten Jahr lag das Pro-Modell bei 759 Euro. Für mehr RAM und Speicher müssen weitere 100 Euro addiert werden. Das für den Test vorliegende OnePlus 8 Pro mit der Maximalausstattung von 12 GB RAM und 256 GB Speicher kostet 999 Euro. Damit ist nun auch OnePlus im Club der (beinahe) vierstelligen Preise angekommen.
Für das OnePlus 8 stehen als Farben das seidenmatte „Glacial Green“ sowie das glänzende „Onyx Black“ zur Auswahl, im späteren Verlauf der Verfügbarkeit soll mit „Interstellar Glow“ ein Modell mit buntem Farbverlauf ähnlich wie dem des Logos der Instagram-App folgen. Grün und Schwarz werden auch für das OnePlus 8 Pro angeboten, das darüber hinaus in „Ultramarine Blue“, einem tiefen Blau in seidenmatter Ausführung, zur Auswahl steht. Der Redaktion lag ein Testgerät in „Glacier Green“ vor.
Technische Daten im Überblick
OnePlus 8 |
OnePlus 8 Pro |
OnePlus 7T |
OnePlus 7T Pro |
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Software: (bei Erscheinen) |
Android 10.0 | |||
Display: | 6,55 Zoll, 1.080 × 2.400 402 ppi AMOLED, HDR, Gorilla Glass 6 |
6,78 Zoll, 1.440 × 3.168 513 ppi, 120 Hz AMOLED, HDR, Gorilla Glass 5 |
6,55 Zoll, 1.080 × 2.400 402 ppi AMOLED, HDR, Gorilla Glass 6 |
6,67 Zoll, 1.440 × 3.120 515 ppi AMOLED, HDR, Gorilla Glass 5 |
Bedienung: | Touch, Fingerabdrucksensor, Gesichtsscanner | |||
SoC: | Qualcomm Snapdragon 865 1 × Kryo 585 Gold, 2,84 GHz 3 × Kryo 585 Gold, 2,42 GHz 4 × Kryo 585 Silver, 1,80 GHz 7 nm, 64-Bit |
Qualcomm Snapdragon 855 Plus 1 × Kryo 485, 2,96 GHz 3 × Kryo 485, 2,42 GHz 4 × Kryo 485, 1,80 GHz 7 nm, 64-Bit |
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GPU: | Adreno 650 587 MHz |
Adreno 640 675 MHz |
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RAM: | 8.192 MB LPDDR4X Variante 12.288 MB LPDDR4X |
8.192 MB LPDDR5 Variante 12.288 MB LPDDR5 |
8.192 MB LPDDR4X |
8.192 MB LPDDR4X Variante 12.288 MB LPDDR4X |
Speicher: | 128 / 256 GB | 128 GB | 256 GB | |
1. Kamera: | 48,0 MP, 2160p Dual-LED, f/1,80, AF, OIS |
48,0 MP, 2160p Dual-LED, f/1,60, AF, OIS |
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2. Kamera: | 16,0 MP, f/2,20, AF | 8,0 MP, f/2,40, AF, OIS | 12,0 MP, f/2,20, AF, OIS | 8,0 MP, f/2,40, AF, OIS |
3. Kamera: | 2,0 MP, f/2,40, AF | 48,0 MP, f/2,20, AF | 16,0 MP, f/2,20, AF | |
4. Kamera: | Nein | 5,0 MP, f/2,40, AF | Nein | |
5. Kamera: | Nein | |||
1. Frontkamera: | 16,0 MP, 1080p Display-Blitz, f/2,00 |
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2. Frontkamera: | Nein | |||
GSM: | GPRS + EDGE | |||
UMTS: | HSPA+ ↓42,2 ↑5,76 Mbit/s |
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LTE: | Advanced Pro ↓1.200 ↑150 Mbit/s |
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5G: | NSA/SA | Nein | ||
WLAN: | 802.11 a/b/g/n/ac/ax Wi-Fi Direct |
802.11 a/b/g/n/ac/ax Wi-Fi Direct, Miracast |
802.11 a/b/g/n/ac Wi-Fi Direct |
802.11 a/b/g/n/ac Wi-Fi Direct, Miracast |
Bluetooth: | 5.1 | 5.0 LE | ||
Ortung: | A-GPS, GLONASS, BeiDou, Galileo | |||
Weitere Standards: | USB-C 3.1, NFC | |||
SIM-Karte: | Nano-SIM, Dual-SIM | |||
Akku: | 4.300 mAh fest verbaut |
4.510 mAh fest verbaut, kabelloses Laden |
3.800 mAh fest verbaut |
4.085 mAh fest verbaut |
Größe (B×H×T): | 72,9 × 160,2 × 8,00 mm | 74,4 × 165,3 × 8,50 mm | 74,4 × 160,9 × 8,13 mm | 75,9 × 162,6 × 8,80 mm |
Schutzart: | – | IP68 | – | |
Gewicht: | 180 g | 199 g | 190 g | 206 g |
Preis: | 699 € / 799 € | 899 € / 999 € | 599 € | 759 € / 859 € |
Elegantes Design in mattem Grün
Ein grünes Smartphone? Das kann nicht nur Apple beim iPhone 11 (Pro) (Test), dachte sich OnePlus wahrscheinlich und liefert mit „Glacier Green“ eine Punktlandung ab, die dem Smartphone ausgezeichnet steht. Die seidenmatte Ausführung stützt die ohnehin hochwertige Anmutung, an der es dank sehr guter Verarbeitung keine Kritik zu äußern gibt. Die Sandwich-Konstruktion aus Gorilla Glass für die Vorder- und Rückseite und einem rundherum verlaufenden Rahmen aus Aluminium ist zwar schon lange nicht mehr neu, der Aufbau wirkt aber vor allem mit dem matten Glas weiterhin edel.
Erstmals mit IP68-Zertifizierung
Eine Sache ist dann aber doch neu: Erstmals trägt das OnePlus 8 Pro hochoffiziell einen Schutz gegen das Eindringen von Staub und Wasser nach IP68. Die dafür benötigten Dichtgummis waren zwar schon bei der letzten Generation verbaut, die Zertifizierung hatte sich OnePlus bisher aber aufgrund der damit verbundenen Kosten gespart.
Auf der rechten Seite sitzt im Rahmen erneut der praktische „Alert Slider“, der einen schnellen Wechsel zum lautlosen oder nur vibrierenden Modus ermöglicht. OnePlus ist neben Apple der einzige größere Smartphone-Hersteller, der dafür auf einen physischen Schalter vertraut. Dieser ist geriffelt und markiert jede Stufe mit sattem Einrasten. Allgemein überzeugen Tasten und Buchsen mit passgenauem Sitz und sauberer Fräsung.
Leichter als im Vorjahr
Das OnePlus 8 Pro misst 74,4 × 165,3 × 8,50 mm (B × H × T) und ist damit schmaler und dünner als der Vorgänger, jedoch 3,7 mm höher, da OnePlus das Display weiter in die Länge gezogen hat. Mit 199 zu 206 g konnte das Gewicht trotz eines größeren Displays und Akkus reduziert werden, was vor allem am Verzicht auf die motorisierte, ausfahrbare Frontkamera liegt, wie der Hersteller im Gespräch erklärte.
Das neue OLED-Display ist extrem hell
Das Display misst 6,78 statt 6,67 Zoll bei einem Seitenverhältnis von 19,8:9 statt 19,5:9. Das spiegelt sich in einer auf 1.440 × 3.168 Pixel erhöhten Auflösung wider. Das OLED-Panel stammt erneut von Samsung Display und steht denen der an Samsung gelieferten Bildschirme in nichts nach. Hervorzuheben ist zunächst die sehr hohe Helligkeit im Automatikmodus, die mit 773 cd/m² bei weißem Display (100 Prozent Average-Picture-Level – APL) auf Augenhöhe mit dem Galaxy S20 Ultra (Test) ist.
Punktuell bis zu 1.200 cd/m²
OnePlus wirbt mit einer Spitzenhelligkeit von 1.300 cd/m², was sich allerdings auf ein reduziertes APL bezieht. Bei 20 Prozent weißem und ansonsten schwarzem Display waren im Test 1.119 cd/m² möglich, mit 10 Prozent APL waren es 1.187 cd/m². Wird das APL weiter reduziert, was sich mit dem Messgerät der Redaktion jedoch nicht mehr erfassen lässt, sind Werte von 1.300 cd/m² durchaus realistisch. OnePlus verspricht demnach nicht zu viel. Mit den erreichten Helligkeitswerten zeigt das Unternehmen, dass es dieselbe Generation OLED wie Samsungs Smartphone-Sparte erhält.
Neben der extrem hohen Helligkeit überzeugt das Panel mit einer akkuraten Darstellung – allerdings nicht ab Werk. Denn OnePlus liefert das Smartphone im Farbmodus „Lebendig“ aus, der den Weißpunkt auf 7.400 Kelvin erhöht und die Farbsättigung nach oben schraubt. Dadurch sieht das OLED-Panel zwar dank poppiger Farben schön aus, realistischer ist die Darstellung allerdings im Modus „Natürlich“. Im dritten Modus „Erweitert“ steht mit „Breites AMOLED-Farbspektrum“ eine Option mit noch intensiverer Darstellung als bei „Lebendig“ zur Auswahl, zudem gibt es zwei kalibrierte Einstellungen für den sRGB- und Apples Display-P3-Farbraum (nicht zu verwechseln mit DCI-P3).
120 Hz bei voller QHD+-Auflösung
Die zweite größere Veränderung für das Display ist eine weitere Anhebung der maximalen Bildwiederholfrequenz auf 120 Hz, nachdem mit dem OnePlus 7 (Pro) 90 Hz eingeführt wurden. 90 Hz stehen beim OnePlus 8 Pro nicht als Zwischenstufe zur Auswahl, sodass nur zwischen 60 Hz und 120 Hz gewählt werden kann. Beide Einstellungen stehen mit der ab Werk eingestellten Auflösung von FHD+ mit 1.080 × 2.376 Pixeln sowie mit QHD+ bei vollen 1.440 × 3.168 Pixeln zur Auswahl. Damit setzt sich OnePlus von Samsung ab, der 120 Hz nur bei reduzierter Auflösung anbietet, und zieht mit dem Oppo Find X2 Pro (Test) gleich. Ob und welchen Einfluss die verschiedenen Modi auf die Akkulaufzeiten haben, wird auf der übernächsten Seite im entsprechenden Abschnitt erläutert, die Unterschiede sind aber gering.
Das „Fluid Display“ ist erneut ein Highlight des Smartphones. Einmal aktiviert, was ab Werk der Fall ist, will man nicht mehr zurück zu 60 Hz oder selbst die 90 Hz des letzten Jahres. Das Gerät gewinnt dadurch mehr an gefühlter Geschwindigkeit, als es der Wechsel zu einem schnelleren SoC schafft. Ob nun der Snapdragon 855 (Plus) oder der neuere Snapdragon 865 verbaut ist, hat bei 95 Prozent aller Anwendungen im Alltag einen weit geringeren Einfluss auf das Bediengefühl als das schnellere Display.
MEMC-Engine für Zwischenbildberechnung
Innerhalb von Videoanwendungen machen sich die 120 Hz standardmäßig nicht bemerkbar, damit es nicht zu einem Soap-Opera-Effekt kommt, wie er vor allem bei Fernsehern mit deren häufig ab Werk aktivierter Zwischenbildberechnung zu beobachten ist, die Quellmaterial mit 24 FPS, 25 FPS oder 30 FPS auf 60 FPS oder 120 FPS rechnet. OnePlus bietet jedoch eine entsprechende Option an.
Der Hersteller nutzt dafür einen eigenen respektive von Oppo aus dem Find X2 Pro stammenden Chip für „Motion Estimation/Motion Compensation“ (MEMC), der in den Apps von Amazon Prime Video, Netflix, YouTube und in der OnePlus-Galerie für eigene Videos die Zwischenbildberechnung auf 60 FPS und 120 FPS sowie bei Hotstar, im MX Player (Pro) und bei VLC auf maximal 60 FPS ermöglicht.
HDR10+ und ein neuer HDR Boost
Der OLED-Bildschirm kann neben der SDR-Darstellung für Videoinhalte mit HDR10 und HDR10+ genutzt werden. Für SDR-Material lässt sich der „HDR Boost“ aktivieren, um die Farbsättigung und den Kontrast zu erhöhen, echtes HDR wird aus dem Ausgangsmaterial dadurch aber nicht. In den Display-Einstellungen ist das Feature nicht als „HDR Boost“, sondern als „Lebendiger Farbeffekt Pro“ zu finden.
Optischer Fingerabdrucksensor im Display
In das untere Viertel des Bildschirms hat OnePlus erneut den optischen Fingerabdrucksensor integriert, der eine größere Auflagefläche als der Ultraschall-Fingerabdrucksensor von Qualcomm in der Galaxy-S20-Serie bietet. Im Test gab es weder bei der Einrichtung noch der Nutzung im Alltag Probleme mit dem Sensor.
Wer von einem Smartphone mit Gesichtsscanner zum OnePlus 8 Pro wechselt, kann diese Methode des Entsperrens über die in das Display eingelassene Frontkamera nutzen, muss sich aber im Klaren darüber sein, dass dabei lediglich ein 2D-Scan durchgeführt wird und das System nicht die Sicherheit von Face ID (Apple), Face Unlock (Google) oder dem 3D-Gesichtsscanner von Huaweis Mate-Pro-Serie bietet. Die Punch-Hole-Notch des 16-Megapixel-Sensors fällt angenehm klein aus. Hier hatte zuletzt Huawei beim P40 Pro (Test) ein Negativbeispiel mit riesiger „Pille“ gezeigt.