OnePlus 8 Pro im Test: Leistung, Throttling, 5G und Software
2/4OnePlus setzt für beide Varianten des neuen Smartphones auf den Snapdragon 865 von Qualcomm. In den Bereichen CPU und GPU sind die Wechsel zum ARM Cortex-A77 und zur eigenen Adreno-650-GPU die wichtigsten Veränderungen. Gegenüber dem Cortex-A76 und der Adreno 640 sind die Taktraten unverändert übernommen worden. Durch das eigene Design mit einem höher getakteten Prime-Core nimmt sich Qualcomm das Recht, den CPU-Kernen mit Kryo 585 Gold und Silver eigene Namen zu geben. Doch abgesehen davon handelt es sich um Cortex-A77 und Cortex-A55 von ARM.
Snapdragon 865 landet vor Exynos 990
Als Abnehmer des Snapdragon 855 im OnePlus 7 (Pro) und des höher getakteten Snapdragon 855 Plus im OnePlus 7T (Pro) fallen die Leistungsmessungen nicht eklatant besser als vor einem halben Jahr aus. Im Single-Core-Test des Geekbench 5.0.2 setzt sich das OnePlus 8 Pro 16 Prozent vor das OnePlus 7T und auf Augenhöhe zum Oppo Find X2 Pro mit gleichem SoC sowie zum Exynos 990 des Samsung Galaxy S20 Ultra. Apples A13 Bionic im iPhone 11 (Pro) ist über ein halbes Jahr nach der Vorstellung 45 Prozent schneller. Erst im Multi-Core-Test schließt Qualcomm mit mehr Kernen auf bis zu 4 Prozent Rückstand zu Apple auf. Den Exynos 990 schlägt Qualcomm mit 22 Prozent Vorsprung.
LPDDR5 gibt es nur für das Pro-Modell
Qualcomm bietet im Snapdragon 865 Speicherinterfaces für LPDDR4X und LPDDR5 an, während Samsung einzig auf LPDDR5 im Exynos 990 setzt. Beim OnePlus 8 Pro kommen je nach gewähltem Modell 8 GB oder 12 GB LPDDR5-5500 zum Einsatz, der einen rund 30 Prozent höheren Speicherdurchsatz als der zuletzt verbaute LPDDR4X-4266 bietet. Auf letzteren vertraut OnePlus aus Gründen der Differenzierung zum Pro-Modell weiterhin im OnePlus 8, wo ebenfalls 8 GB und 12 GB angeboten werden.
Die Adreno 650 arbeitet laut Qualcomm 20 Prozent schneller als die Adreno 640 des Snapdragon 855 – bei praktisch unverändertem Takt. Qualcomm geht dafür mit mehr Shader-Clustern in die Breite, um die Effizienz zu wahren. Für die Adreno 640 im Snapdragon 855 Plus hatte Qualcomm den Takt von 585 MHz auf 675 MHz angehoben.
Adreno 650 schlägt ARM Mali-G77 MP11
Der von Qualcomm beworbene Vorsprung bezieht sich auf die normale Adreno 640 des Snapdragon 855, die der neue Chip im GFXBench je nach gewählter API, Auflösung und Qualitätsstufe um 24 bis 31 Prozent schlägt. Die höher getaktete Adreno 640 des Snapdragon 855 Plus landet hingegen nur 8 bis 13 Prozent hinter der Adreno 650. Die ARM Mali-G77 MP11 im Samsung Exynos 990 wird in jedem der Benchmarks knapp geschlagen. Das gilt auch für beide Tests mit dem 3DMark. Qualcomm wiederum muss sich klar Apples eigens entwickelter Quad-Core-GPU im A13 Bionic geschlagen geben.
Keinerlei Leistungseinbuße bei Dauerlast
Die hohe Grafikleistung ist in Spielen dauerhaft abrufbar, wie der Throttling-Test bei Dauerbelastung im GFXBench Manhattan 3.1 mit fixer 1080p-Offscreen-Auflösung zeigt. Im Test verhält sich das OnePlus 8 Pro so unauffällig wie zuletzt das OnePlus 7T und OnePlus 7 Pro, nur eben auf höherem Leistungsniveau. OnePlus-Smartphones mit Snapdragon-SoC zeigen in diesem Test durchweg das stabilste Verhalten. Das vor Kurzem getestete Galaxy S20 Ultra bricht zur Hälfte des Tests auf 75 Prozent der ursprünglichen Leistung ein. Auch Apples A13 Bionic im iPhone 11 Pro Max fällt gleich zu Beginn deutlich von 123 FPS auf 100 FPS, hat aber den Vorteil des hohen Ausgangsniveaus und hält einen Vorsprung von 14 Prozent auf den Snapdragon 865.
UFS 3.0 mit nicht erweiterbaren bis zu 256 GB
Keine Unterschiede hinsichtlich des Speichers gibt es beim „Universal Flash Storage“, der im OnePlus 8 und OnePlus 8 Pro UFS 3.0 entspricht. Nachdem das OnePlus 7T nur in einer Konfiguration mit 128 GB angeboten wurde, kehrt das OnePlus 8 mit 128 GB oder 256 GB zurück zur Auswahl des OnePlus 7. Die gleichen Konfigurationen sind beim OnePlus 8 Pro verfügbar. Der größere Nutzerspeicher geht stets mit dem größeren Arbeitsspeicher einher. Erweiterbar ist der UFS 3.0 wie all die Jahre zuvor nicht.
Von der Geschwindigkeit her landet das OnePlus 8 Pro knapp hinter dem Oppo Find X2 Pro (Test) und dem Huawei P40 Pro (Test). 1.660 MB/s beim sequentiellen Lesen stehen 744 MB/s beim sequentiellen Schreiben gegenüber – beides sind aber sehr gute Spitzenwerte. Beim wahlfreien Lesen und Schreiben landet OnePlus im Mittelfeld.
Snapdragon X55 liefert 2G bis 5G
Der Snapdragon 865 ist ein reiner „Application Processor“ (AP), während die Vorgänger MSM („Mobile Station Modem“) mit integriertem Modem waren. Noch ist die Entwicklung nicht so weit, dass ein komplexes Multi-Mode-Modem wie das Snapdragon X55 in das SoC integriert werden könnte. Nicht anders ergeht es Samsung mit dem Exynos 5123, das ebenfalls als getrennter Chip neben dem Exynos 990 verbaut werden muss. Beim Snapdragon 765G ist Qualcomm einen Schritt weiter: Das Snapdragon-X52-Modem findet bei reduzierter Leistung im Vergleich zum Snapdragon X55 Platz im SoC.
Über das Modem wickelt Qualcomm 2G bis 5G ab, wobei je nach Region, in der das OnePlus 8 Pro erworben wird, unterschiedliche Frequenzbänder abgedeckt werden. Der Hersteller bietet das Smartphone in vier Varianten für die EU, Nordamerika, China und Indien an. Das hierzulande angebotene Modell deckt „5G Non-Standalone“ (NSA), also die aktuelle Variante mit einem LTE-Anker, die 5G lediglich für einen schnelleren Datenkanal nutzt, auf den Bändern n1, n3, n7, n28 und n78 ab. Davon (derzeit) für Deutschland relevant sind die Bänder n1 bei 2.100 MHz und n78 bei 3.500 MHz. „5G SA“ (Standalone), das im weiteren Verlauf der Netzmodernisierung nach dem Radio auch im Kern des Netzes größere Veränderungen mitbringen wird, darunter die 5G-Telefonie und weitere Netzdienste, wird beim EU-Modell des OnePlus 8 (Pro) ausschließlich auf dem Band n78 unterstützt.
Keine mmWave-Unterstützung
Unabhängig von der Region unterstützt keine der frei verfügbaren SKUs 5G über mmWave, auch nicht das in Nordamerika angebotene Modell. Es gibt somit anders als bei Samsungs Galaxy-S20-Serie keine besser oder schlechter ausgestatteten Varianten. Das ist insofern interessant, als dass in den USA in Großstädten zunächst mmWave ausgebaut wurde, bevor nun immer mehr das Low-Band dazukommt, um 5G mit reduzierter Geschwindigkeit in die Fläche zu bringen. Beim US-Modell werden die Bänder n2, n5, n41, n66 und n71 (5G NSA) sowie n41 und n71 (5G SA) abgedeckt, allerdings nicht die bei Verizon für mmWave genutzten Bänder n257 und n260 bei 28 GHz und 39 GHz. Speziell für diese Bänder im Ultra-Wideband-Netz gibt es ein exklusiv über den US-Mobilfunkanbieter angebotenes „OnePlus 8 5G UW“.
Aber warum ist das so? Für mmWave hätte OnePlus von Qualcomm mindestens drei, besser noch vier mmWave-Antennenmodule einkaufen müssen, die ebenfalls im Gehäuse Platz finden müssen und den Preis des Smartphones weiter nach oben getrieben hätten. Eine breitere Abdeckung von Frequenzbändern hätte zudem höhere Lizenzgebühren bedeutet und damit ebenfalls Einfluss auf den Verkaufspreis gehabt. 5G über mmWave erhöht außerdem den Energiebedarf, verkürzt somit die Akkulaufzeiten und hat bei intensiver Nutzung höhere Temperaturen im Smartphone zur Folge.
Wi-Fi 6 und Bluetooth 5.1 sind ebenfalls neu
Abseits des Mobilfunks sind Wi-Fi 6 und Bluetooth 5.1 zwei wesentliche Neuerungen, die mit dem Wechsel zum Snapdragon 865 im Bereich Konnektivität einhergehen. Für Bluetooth-Verbindungen lassen sich die Qualcomm-Codecs apt und aptX HD sowie LDAC und AAC nutzen. Für das Pairing und für Dienste wie Google Pay steht NFC zur Verfügung. Für die Standortbestimmung sind A-GPS (Dual-Band über L1 und L5), GLONASS, Galileo (Dual-Band über E1 und E5), BeiDou und SBAS zuständig.
OxygenOS ist Stock-Android auf Steroiden
Das OnePlus 8 Pro lief zum Zeitpunkt des Tests mit Android 10 und OxygenOS 10.5.2.IN11BA, das Mitte letzter Woche als OTA-Update verteilt wurde. Zum Marktstart des Smartphones am 21. April ist mit einem weiteren Update zu rechnen. Das Betriebssystem besticht durch seine Nähe zur Android-Version, die Google auf den Pixel-Smartphones installiert, bietet unter der Haube aber deutlich mehr Optionen.
Anwender können Einfluss auf Akzentfarben, Menüfarben, Icon-Packs, Schriftarten und Statusleiste nehmen. Unerwünschte Symbole etwa für Bluetooth und NFC lassen sich ausblenden. Wer einen besonders aufgeräumten Look bevorzugt, kann auf dem Homescreen die Beschriftung von App-Symbolen ausblenden. Im OxygenOS-Release speziell für das OnePlus 8 (Pro) ist eine Reihe dynamischer Hintergrundbilder neu, die ihren Farbverlauf der aktuellen Außentemperatur anpassen. Ein neuer „Dark Mode 2.0“ ist zu mehr Apps kompatibel und kann für inkompatible Anwendungen erzwungen werden.
Drei Jahre Sicherheits-Updates
OxygenOS ist unter den verfügbaren Android-Varianten das Maß der Dinge, da es ein Google-ähnliches Design mit allerlei interessanten Features für die Customizing-Community kombiniert. Darüber hinaus macht OnePlus feste Zusagen für Android-Updates und monatliche Sicherheits-Updates, die bei zwei respektive drei Jahren liegen.
Innerhalb der ersten zwei Jahre nach Veröffentlichung des Smartphones werden Updates der Android-Hauptversion zur Verfügung gestellt und alle zwei Monate die Updates der monatlich von Google offengelegten Android-Security-Bulletins verteilt. Im dritten Jahr werden nur noch alle zwei Monate die Sicherheits-Updates angeboten.
Startpunkt der zwei respektive drei Jahre Support ist allerdings stets das T-Modell einer Baureihe, also im Falle des OnePlus 8 Pro erst die Verfügbarkeit des „OnePlus 8T Pro“ im Herbst, sodass effektiv zweieinhalb Jahre Android-Updates und dreieinhalb Sicherheits-Updates für das OnePlus 8 Pro in Aussicht gestellt werden.