Oppo A91 im Test: Für dieses Smartphone spricht zu wenig
tl;dr: Das A91 deckt bei Oppo für 300 Euro das gehobene Einsteigersegment ab. Im Test sammelt das Smartphone allerdings zu wenige Pluspunkte, um diesen Preis zu rechtfertigen. Insbesondere die Kamera und die veraltete Software sind Schwächen. Gut schneidet hingegen der Makromodus des Ultraweitwinkelobjektivs ab.
Auf die Smartphone-Mittelklasse bestehend aus Reno2 (Test) und Reno2 Z sowie das Flaggschiffsegment mit Find X2 und Find X2 Pro (Test) lässt Oppo das A91 als gehobenes Einsteigergerät für 299 Euro folgen. Damit hat es der wie OnePlus, Realme und Vivo zu BBK Electronics gehörende Anbieter innerhalb von zwei Monaten geschafft, in Deutschland ein erstes vollständiges Portfolio aufzubauen.
Oppo setzt auf schimmernde Farben
Das A91 wird aus Glas und Aluminium gefertigt und ist vollständig in Hochglanz ausgeführt. Mit den schimmernden Farben „Lightning Black“ (Testgerät) und „Blazing Blue“ will sich Oppo von der Konkurrenz abheben, doch das gelingt angesichts der weiten Verbreitung ähnlicher Farbspiele nicht. Smartphone-Rückseiten aus Glas, die je nach Lichteinfall unterschiedlich changieren, sind spätestens seit dem Huawei P30 (Test) nichts Neues mehr. Der Trend geht mittlerweile wieder in die andere Richtung zu matten Farben, die Fingerabdrücke deutlich besser kaschieren. Gut verarbeitet ist das A91 dennoch, da die Spaltmaße gering sowie gleichmäßig ausfallen und auch Bereiche wie das SIM-Fach, die USB-Typ-C- und die Kopfhörerbuchse sowie die Tasten gut umgesetzt wurden.
Das Display setzt Oppo mit einer dünnen, minimal nach innen versetzten Lippe aus Kunststoff vom Rahmen ab, was bei Stürzen potenziell vor Brüchen schützt. Die Bildschirmränder des 6,4 Zoll großen Panels fallen rundherum weitgehend schmal aus, nur unten hat das Display ein „Kinn“, in dem die Elektronik zur Ansteuerung untergebracht ist. Oben in der Tropfen-Notch sitzt eine 16-Megapixel-Kamera.
Relativ helles Super-AMOLED-Display
Das von Samsung stammende Super-AMOLED-Panel bietet 1.080 × 2.400 Pixel und erreicht in der Spitze 508 cd/m² bei vollständig weißem Display. Um die Effizienz zu steigern, erlaubt Oppo nur bei reduziertem „Average Picture Level“ (APL) höhere Werte von bis zu 674 cd/m². Beide Werte sind nur im Automatikmodus erreichbar, wenn der Helligkeitssensor entsprechend helles Umgebungslicht erkennt. Im manuellen Modus macht das Display bei 425 cd/m² Schluss. OLED-typisch weist der Bildschirm einen hohen Blauanteil auf, der sich über die Einstellungen jedoch reduzieren lässt.
Features wie eine erhöhte Bildwiederholrate von 90 Hz oder ein Always-on-Display gibt es beim A91 nicht. Ausgeschaltet wird einzig die Position des in den Bildschirm integrierten Fingerabdrucksensors durch kurzes Antippen angezeigt. Der Bildschirm schaltet sich automatisch ein, sobald das Smartphone angehoben wird. Für das Display spricht der plane Aufbau ohne gekrümmte Seitenbereiche, die ohnehin keinen praktischen Nutzen haben und ein Smartphone nur futuristischer aussehen lassen.
Das Android bleibt alt
Das Oppo A91 läuft wie die Reno2-Serie mit dem veralteten Android 9.0 und dem eigenen Aufsatz ColorOS 6.1. Immerhin war der Android-Sicherheits-Patch-Level zum Testzeitpunkt mit Februar 2020 relativ aktuell. Oppo begründet den Update-Verzug mit der Coronakrise, doch die ist erst weit nach der Fertigstellung von Android 10 ausgebrochen. Erst im August und damit knapp ein Jahr nach Googles Veröffentlichung soll das neue Betriebssystem an das A91 verteilt werden.
MediaTek Helio P70 mit Sportmodus
Als SoC kommt der MediaTek Helio P70 aus relativ moderner 12-nm-Fertigung zum Einsatz. MediaTek ist zuletzt in die Kritik geraten, weil auf zahlreichen Smartphones über eine Whitelist Benchmarks erkannt und ein „Sports Mode“ für bessere Ergebnisse aktiviert wurde. Der Sportmodus versetzt das SoC in einen im Alltag nicht abrufbaren Leistungsmodus, bei dem die Effizienz für mehr Leistung hinten angestellt wird.
Zu den betroffenen Chips zählten bisher Helio G90, G70, P95, P90, P65, P60, P20 und A22. Doch ComputerBase hat auch auf dem Oppo A91 mit Helio P70 die Datei „power_whitelist_cfg.xml“ im Systemverzeichnis „/vendor/etc“ gefunden, die den „Sports Mode“ aktiviert. Im konkreten Fall führt das zu verfälschten Ergebnissen in den Benchmarks Androbench, Geekbench und PCMark. Andere von ComputerBase verwendete Benchmarks waren in der Whitelist nicht zu finden. Gerade im PCMark legt sich Oppo mit der „Optimierung“ aber selbst einen Stein in den Weg, da der Akkutest potenziell mit ebenfalls ineffizienteren Parametern für CPU und GPU läuft.
Viel RAM und Speicher ab Werk
Erfreulich sind der ab Werk großzügig bemessene Arbeitsspeicher von 8 GB sowie die 128 GB für Nutzerdaten, die sich über eine microSD-Karte erweitern lassen. Mit mehr RAM und Speicher will Oppo seine Smartphones für künftige Android-Updates absichern, sofern sie denn angeboten werden. Für den Käufer bedeuten 128 GB zunächst einmal, dass, wenn überhaupt, erst zu einem späteren Zeitpunkt eine Speicherkarte notwendig wird. Beim A91 hat Oppo den microSD-Schacht so ausgeführt, dass parallel zwei SIM-Karten eingelegt werden können. Bei anderen Smartphones müssen sich Anwender oftmals zwischen microSD und Dual-SIM entscheiden.
Technische Daten im Überblick
Oppo A91 |
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Software: (bei Erscheinen) |
Android 9.0 |
Display: | 6,40 Zoll, 1.080 × 2.400 411 ppi Super AMOLED, Gorilla Glass 5 |
Bedienung: | Touch, Fingerabdrucksensor, Gesichtsscanner |
SoC: | MediaTek Helio P70 4 × Cortex-A73, 2,10 GHz 4 × Cortex-A53, 2,00 GHz 12 nm, 64-Bit |
GPU: | Mali-G72 MP3 900 MHz |
RAM: | 8.192 MB LPDDR4X |
Speicher: | 128 GB (erweiterbar) |
1. Kamera: | 48,0 MP, 1080p LED, f/1,70, AF |
2. Kamera: | 8,0 MP, f/2,20, AF |
3. Kamera: | 2,0 MP, f/2,40, AF |
4. Kamera: | 2,0 MP, f/2,40, AF |
5. Kamera: | Nein |
1. Frontkamera: | 16,0 MP, 1080p Display-Blitz, f/2,00 |
2. Frontkamera: | Nein |
GSM: | GPRS + EDGE |
UMTS: | HSPA+ ↓42,2 ↑5,76 Mbit/s |
LTE: | Ja |
5G: | Nein |
WLAN: | 802.11 a/b/g/n/ac |
Bluetooth: | 4.2 LE |
Ortung: | A-GPS, GLONASS, BeiDou |
Weitere Standards: | USB-C 2.0, NFC |
SIM-Karte: | Nano-SIM, Dual-SIM |
Akku: | 4.025 mAh fest verbaut |
Größe (B×H×T): | 73,3 × 160,2 × 7,90 mm |
Schutzart: | – |
Gewicht: | 172 g |
Preis: | 299 € |