Raijintek EOS 360 RBW im Test: Messergebnisse und Fazit

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Thomas Böhm
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Testsystem und Methodik

Für den Test der Raijintek EOS 360 RBW wird die AM4-Plattform für Kühlertests genutzt. Dabei kommt ein AMD Ryzen 7 1700X (Test) zum Einsatz, der im geräumigen Thermaltake Suppressor F51 untergebracht wird. Messungen werden sowohl mit Basistakt als auch bei übertaktetem Prozessor durchgeführt. Alle Details zu dem Testsystem und der Methodik hält der Artikel „So testet ComputerBase AiO-Wasserkühlungen“ bereit.

Messergebnisse

Um verschiedene CPU-Kühler sinnvoll miteinander vergleichen zu können, werden die Konkurrenten nicht bei gleicher Drehzahl, sondern in Relation zum Schalldruckpegel dargestellt. Diese Variante berücksichtigt eine unterschiedliche Anzahl an Lüftern ebenso wie verschiedene Lüfterformate. Im Diagramm wird die Temperaturdifferenz zwischen CPU- und Raumtemperatur auf der Y-Achse gezeigt, während auf der X-Achse der zugehörige Schalldruckpegel des jeweiligen Kühlers aufgetragen wird.

Ein Kühler ist umso leistungsstärker, je weiter unten sich seine Kurve im Diagramm befindet, und umso leiser, je weiter links die Kurve verläuft. Temperaturdifferenzen werden in Kelvin angegeben. Zum Übertragen auf den heimischen PC kann der entsprechende Wert einfach auf die Raumtemperatur in °C addiert werden, um die Prozessortemperatur in °C zu erhalten. Die Farbkodierung im Diagramm zeigt die Kühlerklasse: Kompaktwasserkühlungen sind in Blau, Doppelturm-Luftkühler in Schwarz, größere Tower-Kühler in Orange, mittlere Tower-Kühler in Grün und Topblow-Kühler in Grau dargestellt. Das neue Testmuster ist in Rot abgebildet. Per Klick auf eine Linie im Diagramm wird der entsprechende Legenden-Eintrag hervorgehoben und via Klick auf selbigen die zugehörige Linie ein- oder ausgeblendet.

Hinweise zur Darstellung der Daten

Es gilt zu beachten, dass beinahe übereinanderliegende Linien in diesem Plot bedeuten, dass die Kühler quasi gleich sind. Eine noch feinere Unterscheidung ist aufgrund der üblichen Messungenauigkeiten nicht sinnvoll, weshalb eine höher aufgelöste Darstellung bewusst nicht verfügbar ist. Wie an den Daten der Kühler beim Standardtakt des Prozessors ablesbar ist, spielt es ohne Übertaktung ohnehin kaum eine Rolle, welche Kompaktwasserkühlung oder welcher (größere) Luftkühler eingesetzt wird, da die Kühler kaum gefordert werden. Erst bei übertakteter CPU trennt sich die Spreu vom Weizen.

Um durchgehende Linien zu erhalten, werden die Daten zwischen den einzelnen Messpunkten interpoliert. Die zugrundeliegenden Daten mit nur linear verbundenen Punkten sind jeweils im zweiten der Diagramm-Paare zu finden. Weitere Informationen hierzu enthält der Artikel „Kühlertest-Methodik: Nur auf den ersten Blick ist Kühlertesten einfach“.

Diagramme
Differenz CPU- zu Raumtemperatur über Schalldruckpegel (OC), interpoliert
354249566370Temperaturdifferenz (Kelvin) 33343536373839404142434445464748dB(A)

Die EOS 360 kühlt den übertakteten Prozessor problemlos, so wie das von einer großen AiO-Kühlung erwartet werden darf. Sie krankt aber an ihrer lauten Pumpe. Der übliche hyperbolische Verlauf aus Kühlvermögen über Schalldruckpegel ist deshalb ein gutes Stück nach rechts verschoben: Die minimale Lautstärke der EOS 360 ist auch bei niedrigster Drehzahl der Serienlüfter (und der noch einmal leiseren Referenzlüfter) deutlich höher als bei anderen Kühlungen, weil die Pumpe heraussticht.

Aus diesem Grund büßt die EOS 360 im Vergleich zu anderen Kühlern am Verhältnis aus Kühlvermögen und Lautstärke ein, sodass sie sich beispielsweise nicht merklich von der Luftkühlungsspitze in Form von Noctua NH-D15 (Test) und Deepcool Assassin III (Test) absetzen kann. Andere Kompaktwasserkühlungen bleiben aus demselben Grund ebenfalls außer Reichweite der AiO von Raijintek.

Die Referenzlüfter helfen nur nach oben hin

Mit den Noctua NF-A12x25 (Test) kann die EOS 360 am oberen Ende der Lautstärkeskala noch aufholen und liegt auf Augenhöhe mit 280-mm-Konkurrenten wie der SilentiumPC Navis 280 (Test) oder dem Aorus Liquid Cooler 280 (Test). Die Referenzlüfter können im niedrigen Drehzahlbereich allerdings nichts gegen das laute Betriebsgeräusch der Pumpe ausrichten. Ein Test bei gedrosselter Pumpe wurde nicht durchgeführt, da die Pumpe nur per SATA-Stromstecker angeschlossen werden kann und somit vom Hersteller keine Steuerung vorgesehen ist.

Behelfslösung zur Entkopplung

Raijintek ist sich des Problems der Vibrationsübertragung durch die Pumpe bewusst und steuert deshalb nach. ComputerBase hat nachträglich dünne Entkopplungsgummis im Rahmenformat von 120-mm-Lüftern vom Hersteller bekommen, die zwischen Radiator und Gehäuse eingesetzt werden sollen. Der Schalldruckpegel der Kühlung wurde mit den Entkopplungsgummis neu gemessen und das Verhältnis aus Kühlvermögen zu Schalldruckpegel mit den bereits bestehenden Messpunkten erneut ausgewertet. Die Entkopplungen können das grundsätzliche Betriebsgeräusch der Pumpe zwar nicht unterdrücken, schaffen aber zumindest eine gewisse Abhilfe gegen das Übertragen von Vibrationen auf das PC-Gehäuse.

Differenz CPU- zu Raumtemperatur über Schalldruckpegel (OC), interpoliert
354249566370Temperaturdifferenz (Kelvin) 33,033,534,034,535,035,536,036,537,037,538,038,539,039,540,040,541,041,542,0dB(A)

Durch die Entkopplungen sinkt die Lautstärke der Kühlung bei niedriger Drehzahl, allerdings bleibt die Pumpe der EOS dennoch hörbar und disqualifiziert sich somit für Silent-Systeme. Bei höheren Lüfterdrehzahlen spielen die Vibrationen der Pumpe keine Rolle mehr, sodass der „lautere“ Teil der Kurve von der Entkopplung unbeeinflusst bleibt. Laut Hersteller werden die Entkopplungsgummis zukünftigen Chargen der EOS standardmäßig beiliegen. Wer noch ein Modell ohne die Entkopplungen erhält, kann sie beim Support kostenfrei anfordern.

Fazit

Raijintek bietet die EOS als besonders günstige AiO-Wasserkühlung an. Für unter 90 Euro erhält der Käufer eine Kompaktwasserkühlung mit großem 360-mm-Radiator und RGB-Beleuchtung. Zu diesem Preis gibt es bei vielen Konkurrenten noch nicht einmal einen 240-mm-Radiator. Ohne Einschnitte kann dieser Kaufpreis aber nicht realisiert werden.

Raijintek EOS 360 RBW
Raijintek EOS 360 RBW

Das ist beispielsweise an der erwartbar kurzen Garantiedauer von zwei Jahren erkennbar. Deutlich teurere Konkurrenz wie die Kraken von NZXT (Test) kann mit bis zu sechs Jahren aufwarten. Rein gemessen an der Kühlleistung liefert Raijintek trotz großen Radiators keine Rekorde ab, aber die EOS 360 muss sich auch nicht hinter ihrer Konkurrenz verstecken. Ein Problem stellt allerdings die Pumpe dar, die deutlich hörbar auf sich aufmerksam macht.

Das sorgt für ein ungünstiges Verhältnis aus Kühlvermögen und Lautstärke, weshalb die Raijintek EOS in dieser kombinierten Betrachtungsweise im Vergleich zur Konkurrenz zurückfällt. Ein ärgerliches Problem ist das Lüfter-Anschlusskabel im Lieferumfang der EOS 360, das das Tachosignal aller drei Radiatorlüfter zum Mainboard durchschleift und deshalb zu fehlerhaften Drehzahlausgaben führt. Das Problem soll in zukünftigen Chargen der AiO-Kühlung behoben werden.

In einer ähnlichen Preisregion wie die Raijintek EOS 360 befinden sich der Arctic Liquid Freezer II 360, der ebenfalls ab knapp 90 Euro erhältlich ist, sowie die SilentiumPC Navis 360 RGB für circa 100 Euro. Im Test des Liquid Freezer II 240 und im Test der Navis 280 RGB konnten beide Konkurrenten mit einer angenehm leisen Pumpe überzeugen. Deshalb ist die Raijintek EOS 360 RBW trotz ihres niedrigen Preises nicht die erste Wahl bei der Anschaffung einer preisgünstigen und großen Kompaktwasserkühlung.

Raijintek EOS (360)
30.04.2020
  • Gute Kühlleistung
  • Sehr niedriger Preis
  • Sehr laute Pumpe
  • Kein Tachosignal der Pumpe
  • Lüfter-Anschlusskabel sorgt für fehlerhafte Drehzahlausgabe

ComputerBase hat die Raijintek EOS 360 vom Hersteller zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.

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