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C:\B_retro\Ausgabe_27\: Smartphone-Meilensteine bis zum ersten iPhone

Sven Bauduin
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C:\B_retro\Ausgabe_27\: Smartphone-Meilensteine bis zum ersten iPhone

tl;dr: Schon vor iPhone, Galaxy und Co gab es „smarte Mobiltelefone“. Ein Blick auf ausgewählte Meilensteine seit Mitte der 90er Jahre verdeutlicht, wie tonangebend und oft auch prägend IBM, Nokia, Siemens und Dell mit ihren aus heutiger Sicht gar nicht mal so klugen Erfindungen waren.

Jeden Sonntag wirft diese Serie einen unterhaltsamen Blick zurück auf drei Jahrzehnte voller bewegter Geschichten und interessanten Entwicklungen der Computerszene. Mythen, Meilensteine und Meisterwerke: C:\B_retro\.

C:\B_retro\Ausgabe_27\

Die Smartphone-Ikonen bis zum ersten iPhone

IBM Simon (1994): Das erste Smartphone

Am 16. August 1994 stellten IBM und BellSouth den gemeinsam entwickelten und bei Mitsubishi Electric gefertigten „Personal Communicator“ alias „Simon“ vor. Offiziell wurde das erste Smartphone der Computergeschichte als IBM Simon Personal Communicator vertrieben und besaß die folgende Spezifikationen:

  • NEC V30HL mit 16 MHz
  • 1 MB PSRAM von Hitachi
  • 1 MB Flash-ROM
  • 32 kB BIOS-ROM
  • Erweiterbar durch PCMCIA
  • 4,5“ × 1,4“ LCD-Touchscreen mit 293 × 160 Pixeln
  • 200 mm × 64 mm × 38 mm (L×B×H)
  • Datalight ROM-DOS
  • 510 Gramm
  • 1.099 US-Dollar/899 US-Dollar*

*mit 24-monatigem Servicevertrag

Das IBM Simon war damit nicht nur das erste Smartphone der Welt, sondern besaß auch einen x86-Prozessor sowie ein reguläres DOS-Betriebssystem.

IBM Simon: Das erste Smartphone
IBM Simon: Das erste Smartphone (Bild: IBM)

Nokia 9000 Communicator (1996): Intel Prozessor im Internet-Handy

Noch bevor Nokia 1998 zum weltgrößten Mobilfunkhersteller avancierte, setzte das finnische Unternehmen mit dem Nokia 9000 Communicator einen Meilenstein in der Geschichte des Smartphones.

Zu einem Preis von 2.700 DM war der Communicator ab dem 15. August 1996 in Deutschland erhältlich, nachdem er zuvor auf der CeBIT 1996 in Hannover der Weltöffentlichkeit vorgestellt wurde.

Neben dem Versand von E-Mails, Faxen und SMS beherrschte der Nokia 9000 Communicator den Zugriff auf das Internet mittels HTML-fähigem Webbrowser.

Als Betriebssystem kam das auf MS-DOS basierende Betriebssystem PEN/GEOS in der Version 3.0 zum Einsatz, was den ersten Communicator zu einem nahen Verwandten der damaligen PCs macht.

Die Spezifikationen des Nokia 9000 Communicator, angeführt von einer x86-CPU vom Typ 386, bezeugen die nahe Verwandtschaft zum PC:

  • Intel i386 mit 24 MHz
  • 8 MB Arbeitsspeicher
  • LCD mit 640 × 200 Pixeln
  • PEN/GEOS 3.0
  • 397 Gramm
  • 2.700 DM

Der YouTube-Kanal Nokia Phones Collection ist für seine Videos zu alten Nokia Mobiltelefonen bekannt und hat auch einen voll funktionsfähigen Nokia 9000 Communicator im Angebot.

Toshiba Camesse (1999): Das erste Handy mit Kamera

Auch wenn das heute äußerst skurril anmutende Toshiba Camesse aus dem Jahr 1999 abseits seiner integrierten Kamera, einer Selfie-Kamera mit 0,1 Megapixeln, einem handelsüblichen Mobiltelefon entsprach und neben einer einfachen Software zum Bearbeiten der Fotos lediglich Telefonie- und Nachrichtenfunktionen mitbrachte, demonstrierte es schon vor über 20 Jahren, wohin die Reise gehen sollte.

Smartphone-Fotografie, Mehrfach- und Selfie-Kameras sind mittlerweile ein nicht mehr wegzudenkender Standard und ein wichtiges Verkaufsargument heutiger moderner Smartphones.

Das Toshiba Camesse wurde von 1999 bis 2000 ausschließlich in Japan vertrieben.

Siemens SL45 (2001): Das erste Mobiltelefon mit MP3-Player

Im Jahre 2001 stellte Siemens mit dem SL45 das erste Mobiltelefon der Welt mit integriertem MP3-Player und einer austauschbaren MMC-Speicherkarte vor. Durchsetzen sollte sich aber weder das SL45 noch das überarbeitete SL45i mit Java-Support. Der Boom der MP3s und MP3-Player sollte erst Jahre später einsetzen.

Mit dem SL45 und SL45i sowie dessen kleineren Ablegern SL42 und SL42i war es seinerzeit möglich, das Wireless Application Protocol (WAP), einen damals noch jungen Standard zur Bereitstellung von Internetinhalten für langsame Übertragungsraten und kleine Displays, zu nutzen.

Über die letzte offiziell freigegebene Firmware v56 ließen sich auch die abgespeckten Varianten SL42 und SL42i nahezu auf den Funktionsstand des Flaggschiffs SL45i bringen. Eine weitere Besonderheit des SL45: Es wurde mit einem Headset von Sennheiser ausgeliefert, das auch als Freisprecheinrichtung diente.

Das Spitzenmodell SL45i besaß die folgenden Spezifikationen:

  • Siemens/Infineon C166 RISC-Prozessor
  • 13 MHz bei Standardoperationen und Nutzung des MP3-Players
  • 26 MHz bei der Verwendung von Java-Anwendungen und WAP-Browser
  • 16 bis 32 MB MMC-Speicherkarte
  • 7-Zeilen-LCD mit 101 × 80 Pixeln
  • 105 mm × 46 mm × 17 mm (L×B×H)
  • 88 Gramm
  • 650 mAh
Siemens SL45i, SL45 und SL42: Die ersten Mobiltelefone mit MP3-Player
Siemens SL45i, SL45 und SL42: Die ersten Mobiltelefone mit MP3-Player (Bild: Wikipedia)

Nokia 3650 (2003): Die ersten Videos können aufgezeichnet werden

Das Nokia 3650 wurde auf der CeBIT 2003 vorgestellt und ging noch im selben Jahr zum Preis von 429 Euro weltweit in den Verkauf. Das Mobiltelefon wurde explizit auf die Multimedianutzung hin ausgelegt und besaß eine integrierte Kamera mit einer VGA-Auflösung von 640 × 480 Pixeln, die erstmals auch Handyvideos ermöglichte, welche sich zudem auf dem 2,1 Zoll Farbdisplay in 4.096 Farben wiedergeben ließen. Die Videos liefen jedoch ohne Ton und mit lediglich 10 Bildern/Sekunde bei einer maximalen Dateigröße von 100 Kilobyte.

Nokia 3650 (Bild: Nokia)

Die technischen Spezifikationen des Nokia 3650:

  • ARM 9 mit 104 MHz
  • 4 MB interner Speicher
  • 256 MB MMC-Speicherkarte
  • 2,1“ LCD mit 176 × 208 Pixeln
  • Symbian 6.1 Series 60 v1.0 UI
  • Kamera mit 0,3 Megapixel und Videofunktion
  • 130 mm × 57 mm × 26 mm (L×B×H)
  • 130 Gramm

Wenngleich mit dem iF Design Award ausgezeichnet, wirkt die Formensprache und vor allem das Layout der kreisförmig angeordneten Tastatur des Nokia 3650 heute sehr eigentümlich. Erneut ist es der YouTube-Kanal „Nokia Phones Collection“, der das Nokia 3650 in einem Unboxing noch einmal auspackt.

Dell Axim X5 (2003): Hightech für die Hosentasche

Das Dell Axim X5 (Test) war das erste Smartphone, das sich einem Test auf ComputerBase stellen musste, wenngleich diese Geräteklasse damals noch unter der Bezeichnung Pocket-PC firmierte.

Der Axim X5 ist der erste Pocket-PC aus dem Hause Dell. Das Premieremodell gibt es mit Intels PXA 250 Pocket-CPU und Taktraten von 300 MHz oder 400 MHz, wobei die normale Variante mit 300 MHz (Axim X5 Basic mit 32 MB SDRAM) 289€ kostet.

ComputerBase, am 6. April 2003

Mit rund 400 Euro war der Preis für einen vollwertigen Pocket-PC mit Microsoft Pocket PC 2002 Betriebssystem besonders niedrig angesetzt und so konnte das Dell Axim X5, das über einen CF-Slot auf der Geräteoberseite mit Bluetooth, WI-FI oder einer Mini-Kamera erweitert werden konnte, im Test in vielen Bereichen überzeugen.

Dell Axim X5
Dell Axim X5
Touch-Stift
Touch-Stift

Selbst kleinere Spiele liefen mit einer Auflösung von 320 × 240 Pixeln auf dem 3,5 Zoll großen Touchscreen des von einem Intel XScale PXA 250 angetriebenen Pocket-PCs, wie ComputerBase während des Tests am Beispiel von Pocket Quake und des skurrilen Klassikers Day of the Tentacle sowie einiger Benchmarks demonstrieren konnte.

Day of the Tentacle auf dem Dell Axim X5 im Test von ComputerBase
Day of the Tentacle auf dem Dell Axim X5 im Test von ComputerBase

Die technischen Spezifikationen des Dell Axim X5 lesen sich wie folgt:

  • Intel XScale PXA 250 mit 400 MHz
  • 64 MB SDRAM
  • 48 MB Flash-ROM
  • 3,5“ Touchscreen mit 320 × 240 Pixeln
  • Microsoft Pocket PC 2002 Betriebssystem
  • 126 mm × 81 mm × 19 mm (L×B×H)
  • 205 Gramm
  • 405 Euro

Noch im selben Jahr lies ComputerBase das Dell Axim X5 Advanced in einem Vergleichstest gegen das Asus MyPal A600 (Test) antreten und auch der Pocket-PC HP iPAQ H1915 (Test) fand sich zu einem Test in der damals noch jungen Redaktion wieder.

Siemens SXG75 (2005): Navigation wird dank GPS mobil

Das Siemens SXG75 war das erste auf dem Markt erhältliche UMTS-Mobiltelefon mit integriertem GPS-Empfänger und ermöglichte es erstmalig, mit dem Mobiltelefon zu navigieren.

Das SXG75 wurde im März 2003 von Siemens angekündigt und noch im vierten Quartal desselben Jahres von BenQ Mobile vertrieben, das auch mit der Entwicklung betraut war.

Neben der vorinstallierten Navigationssoftware von VDO besaß das Siemens SXG75 eine 2-Megapixel-Kamera für Fotoaufnahmen und eine zusätzliche CIF-Kamera für Videotelefonie sowie einen E-Mail-Client und WAP-Browser.

Siemens SXG75 (Bild: SXG75.com)

Viele weitere Informationen zum ersten GPS-fähigen Mobiltelefon hält die privat betriebene Website SXG75.com bereit.

iPhone (2007): Die Mutter aller modernen Smartphones

Am 9. Januar 2007 stellte Apple in Person seines langjährigen CEO Steve Jobs auf der Macworld Conference & Expo das erste iPhone vor. Ab dem 9. November 2007 war das iPhone dann auch in Deutschland exklusiv über die Deutsche Telekom erhältlich.

Hierzulande kostete das iPhone 399 Euro und war per SIM-Lock an einen Mobilfunkvertrag des Bonner Unternehmens gekoppelt.

Über erste Gerüchte zu den Spezifikationen des ersten „echten“ Smartphones berichtete ComputerBase bereits im Dezember 2006. Am 18. Dezember 2006 stellte zudem Linksys sein eigenes „iPhone“ vor.

Am 9. Januar hieß es dann auch auf ComputerBase: Die Katze ist aus dem Sack! Macworld: „iPhone“ vorgestellt. Nur einen Tag später folgte ein ausführlicher Kommentar, der dem Unternehmen attestierte: Apple hat mit dem iPhone die Weichen gestellt.

Die Spezifikationen des ersten iPhones sahen wie folgt aus:

  • Bildschirmdiagonale: 3,5 Zoll
  • Auflösung: 320 × 480 Pixel bei 160 dpi
  • Betriebssystem: iPhone OS 1.0 auf Basis von Mac OS X
  • Speicher: 4 oder 8 GB
  • Netze: Quad-Band, WiFi, EDGE und Bluetooth 2.0
  • Kamera: 2,0 Megapixel
  • Akku: bis zu fünf Stunden Telefon/Video/Internet, bis zu 16 Stunden Musik
  • Größe: 115 mm x 61 mm x 11,6 mm (L×B×H)
  • Gewicht: 135 Gramm

Bereits kurz nach der Vorstellung des iPhones brachten sich erste Konkurrenten wie das LG KE850 Prada und der vermeintliche „iPhone-Killer“ Nokia N98 mit integrierte Kamera und Carl-Zeiss-Optik in Stellung.

Dem bis heute andauernden und aktuell im iPhone 11 Pro (Test) und iPhone SE der 2. Generation gipfelnden Erfolg des iPhones sollte dies nichts anhaben können. Am 9. Januar 2007 legte Apple die Blaupause vor, an der sich kommende Generationen von Smartphones orientieren sollten.

Der YouTube-Kanal Everything Apple hat die Key Note von Apple-CEO Steve Jobs in voller Länge für die Nachwelt archiviert.

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