HP Reverb G2: VR-System nach dem Motto „Best of HP feat. Valve“
Mit Unterstützung von Valve bringt HP die zweite Generation der Reverb auf den Markt, die bei gleich hoher Auflösung alles besser machen soll. Mit neuen Linsen und Kopfhörern direkt von Valve, verbesserten Displays, mehr Kameras und Aufwertungen bei der Ergonomie will HP für 599 US-Dollar ein VR-Headset ohne Kompromisse bieten.
HP feat. Valve (oder umgekehrt?)
Laut HP beginnt die Geschichte der HP Reverb G2 mit der Erkenntnis, dass die erste Generation insbesondere bei Sim-Racing-Spielern wie beispielsweise Project Cars 2 großen Anklang fand, größer als ursprünglich von HP erwartet. Für diesen Anwendungsbereich war die vergleichsweise hohe Auflösung der HP Reverb (Test) ein Pluspunkt, der viele der kleineren Probleme aufwog. Auf den Erfolg aufmerksam geworden, soll Valve auf HP zugekommen sein und vorgeschlagen haben, gemeinsam eine zweite Generation zu entwickeln. Neben den Kopfhörern, die direkt von der Valve Index übernommen wurden, stammt auch das Linsendesign von Valve.
Bessere Darstellung trotz gleicher Auflösung
Wie der Vorgänger löst die Reverb G2 mit 2.160 x 2.160 Pixeln pro Auge auf und bleibt damit laut HP das am höchsten auflösende VR-Headset aller „großen Hersteller“. Die Fußnote verrät, dass hierbei nur Firmen berücksichtigt werden, die insgesamt laut einer internen Analyse von HP mehr als 50.000 kabelgebundene VR-Headsets verkauft haben. Kleinere Anbieter wie Pimax, die seit Jahren ähnliche oder höhere Werte liefern, sind damit außen vor.
Wie beim Vorgänger setzt HP auf LCDs mit RGB-Subpixelmatrix, ermöglicht es jetzt jedoch deren Position mechanisch an den Augenabstand anzupassen. Abgedeckt wird dabei ein Pupillenabstand von 60 mm bis 68 mm. Abseits der Auflösung will HP nahezu alle anderen Eigenschaften der Darstellung aufgewertet haben.
Der Kontrast und die maximale Helligkeit sollen viel höher und die Pixelpersistenz bei gleichbleibenden 90 Hertz Bildwiederholrate wesentlich geringer ausfallen. Das hatte sich schon im Test der Valve Index deutlich positiv ausgewirkt und unter Umständen zu weniger Motion Sickness geführt, worauf auch HP hinweist. Während das Blickfeld bei 114° bleibt, soll der scharf dargestellte Bereich, der sogenannte Sweetspot, dank der Linsen von Valve größer ausfallen, womit ein weiterer großer Kritikpunkt des Vorgängers behoben wäre. Außerdem soll die Farbdarstellung der Panels gleichmäßiger geworden sein.
WMR-Tracking mit 4 Kameras
Im Gegensatz zu einigen Gerüchten setzt HP weiter auf das Inside-Out-Tracking der Windows-Mixed-Reality-Plattform und ist nicht mit Steams extern unterstützten Lighthouse-Tracking kompatibel. Wie alle bisher veröffentlichten WMR-Headsets krankte die Reverb 1.0 an dem auf zwei Kameras beschränkten Tracking-System. Sowohl das Lighthouse-Tracking von Steam als auch das Inside-Out-Tracking von Oculus Rift S und Oculus Quest mit mehr Kameras konnten hier bessere Ergebnisse liefern. HP zieht jetzt nach und lässt die Positionsbestimmung im Raum ebenfalls durch Bildinformationen aus vier Kameras füttern. Ob damit ähnliche Ergebnisse wie bei Oculus erzielt werden können, bleibt abzuwarten – die Softwarebasis könnte weiterhin einen Unterschied machen.
Ähnliche Controller und bessere Ergonomie
Die neuen Controller ähneln denen der ersten Generation und setzen nicht auf das neue verbesserte Design der Index Controller. Ein Kritikpunkt der ersten Generation wurde dennoch ausgeräumt: Statt eines Touchpads gibt es nun ganz klassisch einen Joystick pro Controller und damit auch eine bessere Kompatibilität zu verschiedenen Spielen. Die Controller sind jetzt auch runder geformt, die Vorgänger eckten mit dem kantigeren Design häufig an. Wie bei der ersten Generation setzen die Controller auf wechselbare Batterien. Kommen Akkus zum Einsatz, müssen sie zum Laden entnommen werden.
Nicht nur die Controller, sondern auch das Headset selbst soll ergonomischer geworden sein. Ein Punkt, der im Test deutlich negativ auffiel und auf den HP explizit eingeht, ist das Kabel zwischen PC und Headset. Das war bei der ersten Generation im Einsatz oft zu kurz, sehr schwer, verwindungssteif und hatte eine Steckverbindung mitten im Kabel, die bei der Bewegung stören oder sich unabsichtlich lösen konnte. Das neue Kabel ist mit 6 Metern länger, bleibt dabei aber leichter und flexibler. Auch die Steckverbindung fällt weg.
Am PC benötigt die HP Reverb G2 einmal DisplayPort 1.3 und USB Typ C mit wenigstens 6 Watt elektrischer Leistung. Sollte der USB-Anschluss das nicht liefern können, gibt es ein zusätzliches Netzteil für die Steckdose.
Weitere Verbesserungen der Ergonomie gibt es durch einen neuen Klappmechanismus und die Kopfhörer der Valve Index. Das Modul mit den Displays und Linsen kann jetzt um 90° nach oben geklappt werden um das Auf- und Absetzen, insbesondere für Brillenträger, zu erleichtern. Die verwendeten Kopfhörer sind baugleich mit denen der Valve Index und erben damit auch deren Funktionsweise und Klangqualität. Statt aufzuliegen schweben die Kopfhörer vor den Ohren und erhöhen somit den Komfort und liefern ein offeneres Klangbild. Da die Kopfhörer schon bei der Valve Index zeigen konnten, dass sie die aktuell besten Kopfhörer bei VR-Headsets sind, setzt HP hier auf das richtige Pferd.
Software, Preis und Verfügbarkeit
HP nutzt weiterhin Windows-Mixed-Reality, das selbst Ende 2019 und damit zwei Jahre nach dem Start noch mit kleinen Softwareproblemen zu kämpfen hatte, die Nutzern zufolge inzwischen größtenteils behoben worden sein sollen. Ein Vorteil bleibt die Kompatibilität mit SteamVR.
Kurzfristig erscheint das VR-System nicht. HP nennt als Termin den Herbst 2020 und für die USA einen Preis von 599 US-Dollar vor Steuern. Schon jetzt sind Vorbestellungen möglich. Genauere Informationen und Preise für Europa sollen später folgen. Erste unabhängige Tests wird es voraussichtlich erst kurz vor dem Erscheinungsdatum geben. Im Gegensatz zum Vorgänger wird es diesmal keine zwei Versionen für Endverbraucher und Geschäftskunden geben.
Die Valve Index kostet in Deutschland inklusive Controller 799 Euro, benötigt dann aber noch ein Lighthouse-Tracking-System. Das Komplettpaket schlägt mit 1.079 Euro zu Buche.
Die HP Reverb G2 soll ab dem 6. Juli vorerst exklusiv über Schenker Technologies' Online-Shop bestware.com in Deutschland vorbestellbar sein. Der Preis werde „voraussichtlich“ 599 Euro inklusive Mehrwertsteuer betragen. Ausgeliefert werden sollen die ersten VR-Brillen ab Ende September 2020.
Zum Ende des Monats beendet HP die Möglichkeit zur vergünstigten Vorbestellung. Ab dem 1. August steigt der Preis inklusive reduzierter Mehrwertsteuer um rund 100 Euro. Statt aktuell 583,90 Euro werden dann 681,38 Euro aufgerufen. Als Liefertermin wird inzwischen „Herbst 2020“ angegeben. Laut einem Kommentar des Supports am 27. Juli unter diesem Artikel geht Schenker jedoch „von einer Lieferung für alle im September“ aus.
ComputerBase hat Informationen zu diesem Artikel von HP unter NDA erhalten. Die einzige Vorgabe war der frühestmögliche Veröffentlichungszeitpunkt.