U12+: HTC hat seit zwei Jahren kein Flaggschiff mehr vorgestellt
Auf den Tag genau vor zwei Jahren hat HTC das letzte Mal ein Smartphone-Flaggschiff vorgestellt. Seit dem U12+ nimmt der taiwanische Hersteller nicht mehr am Wettrennen um die Spitze teil, den Markt dominieren Apple, Huawei, Samsung und Xiaomi. HTCs Expertise ist zu Google abgewandert oder schlichtweg nicht mehr existent.
Am 23. Mai 2018 hatte HTC das U12+ (Test) als neues Flaggschiff-Smartphone vorgestellt. Mit 6 Zoll großem, Notch-freiem Display, Qualcomm Snapdragon 845, einer Dual-Kamera mit verbessertem Teleobjektiv und zum Teil durchsichtiger Rückseite kam es zu einer Zeit auf den Markt, als Samsung Galaxy S9, Huawei P20 Pro, OnePlus 6 und LG G7 die Android-Konkurrenz darstellten. Im iOS-Lager war das Topmodell zu dieser Zeit das iPhone X, Apples erstes Smartphone mit OLED und Face ID.
Die Rekordquartale kamen nach dem Desire
Die schon damals lange eingeläutete Talfahrt des Konzerns konnte das U12+ nicht aufhalten. Seit den Rekordquartalen 2011, für die im Frühjahr 2010 mit dem Desire (Test) das Fundament geschaffen worden war, auf dem schließlich Smartphones wie das Desire HD, Desire S, Sensation und One X aufbauten, ging es und geht es Quartal für Quartal stetig abwärts für HTC. Selbst das im März 2013 vorgestellte und vielfach von der Fachpresse gelobte HTC One M7 (Test) konnte nicht an frühere Erfolge anknüpfen, obwohl sich das Smartphone gemessen an späteren Produkten gut verkaufte.
Der Fokus liegt auf dem VR-Geschäft
Mittlerweile ist HTC weniger das Unternehmen, das einst als Smartphone-Pionier die Top-Ranglisten beherrschte, sondern der Konzern hinter Vive und zahlreichen seit 2016 auf den Markt gebrachten VR-Lösungen. Das aktuelle Spitzenmodell ist die Vive Pro Eye zum Full-Kit-Listenpreis von 1.649 Euro. Die VR-Produkte finden Interessenten auf einer eigenen Website, auf der HTC-Website wird derweil mit dem 5G Hub geworben, den HTC im Februar 2019 auf Basis des Snapdragon 855 und Snapdragon X50 vorgestellt hatte. Smartphones mit 5G-Unterstützung hat HTC bislang nicht im Sortiment. Zuletzt lag der Fokus auf eher fragwürdigen Produkten wie dem Blockchain-Smartphone Exodus 1.
Google schnappte sich die Kronjuwelen
Seit der Übernahme der für die Pixel-Smartphones verantwortlichen HTC-Mitarbeiter durch Google, die im ersten Quartal 2018 für ein kurzfristiges finanzielles Aufbäumen beim Gewinn sorgte, das jedoch vom schlecht laufenden operativen Geschäft getrennt werden muss, scheint HTCs ehemalige Smartphone-Expertise verflogen zu sein. 2017 war erwartet worden, dass Google die Smartphone-Sparte vollständig von HTC übernehmen wird, letztlich hat sich der Konzern aber nur die Kronjuwelen rausgepickt.
Den immer wieder beschworenen finanziellen Tod ist HTC noch nicht gestorben. Der Umsatz fällt und fällt zwar seit unzähligen Quartalen und die Aktie dümpelt bei erschreckenden 3 Euro herum, nachdem es zu Rekordzeiten mal über 120 Euro waren, doch immerhin kann HTC die Bruttomarge seit mehreren Quartalen in Folge steigern und den Verlust etwas reduzieren. Profitabel ist HTC aber schon lange nicht mehr.