Intel B460/H470-Chipsätze: RAM-OC ist untersagt, CPU-OC wird geduldet
Intels Politik lässt auch zum Comet-Lake-Start Stirnrunzeln zurück: RAM wird auf günstigen Mainboards wie in der Vergangenheit extrem streng limitiert und darf quasi nicht angefasst werden, beim Power Limit lässt der Hersteller den Partnern hingegen fast freie Hand. Und die Partner nutzen die Freiheit auch.
Bereits zum Start der Z490-Mainboards war ASRock in aller Munde. Mit der Funktion „Base Frequency Boost (BFB)“ hatte der Hersteller ein erhöhtes Langzeit-Power-Limit (PL1) für alle Prozessoren ohne frei bestimmbaren Multiplikator auf Z490 angekündigt und es jetzt auch für B460- und H470-Board freigegeben. Auch wenn Partner in der Vergangenheit schon einmal gegen Intels Willen gehandelt haben, in diesem Fall ist ASRock nicht allein und das Vorgehen wird – ganz im Gegensatz zu RAM-OC auf B460/H470 – von Intel offenbar geduldet.
Schneller RAM nur auf Z-Chipsatz
Asus hat die ComputerBase-Redaktion in den letzten Tagen im Zuge des Tests zum Intel Core i5-10400F ein wenig detaillierter über die bestehenden Möglichkeiten aufgeklärt. Vom Grundsatz her ist Intels Ansatz gleich geblieben: K-CPUs können auf Z490 umfassend übertaktet werden, Die CPU ohne „K“ kann nicht übertaktet werden, alle anderen CPUs lassen auf Z490 immerhin noch RAM-OC zu. Diese Möglichkeit entfällt auf allen anderen Chipsätzen der 400er Serie. Jedes schnellere Modul als DDR4-2666 oder DDR4-2933 für Core i7 und Core i9 wird dort also künstlich eingebremst, angesichts von günstigen Speicherpreisen eine vergebene Chance.
Power Limit von 210 Watt mit 65-Watt-CPU
Wird eine K-CPU auf B460 oder H470 eingesetzt, entfällt dort weiterhin die Möglichkeit, den offenen Multiplikator zum Übertakten zu nutzen. Über die Power Limits kann jedoch jeder CPU zu höherem dauerhaften Takt verholfen werden. Und das nutzen Hersteller auch auf den kleinen Chipsätzen.
Wie ASRock hat auch Asus die Prozessoren auf ihren Boards der B460- und H470-Serie zu einem Großteil bis 125 Watt PL1 freigegeben, die jeder CPU zur Verfügung gestellt werden, die mit einer TDP von 65 Watt ausgeliefert wird. An der Spitze steht ein Extremkandidat: Das ROG Strix B460-F Gaming. Dort erlaubt der Hersteller über die Aktivierung von „Asus Performance Enhancement“ (APE) dauerhaft 210 Watt. Mit entsprechenden Folgen.
Die regulären 65-Watt-Modelle der Serien Core i5, Core i7 und Core i9 arbeiten bei bis zu 210 Watt PL1 mit 4,4 bis 4,5 GHz, was Taktsteigerungen gegenüber der Basis von bis zu 1,6 GHz bedeutet. Laut Asus ermöglicht das bis zu 25 Prozent Leistungsgewinn, ASRock spricht in einem neuen Teaser von bis zu 29 Prozent. Aber der RAM bleibt bei DDR4-2666/2933 – eine durchaus bizarre Kombination.
Die künstliche Kastrierung beim Speicher setzt Intel in dieser Generation also erfolgreich fort und zwingt Mainboardhersteller zum Folgen – ohne Wenn und Aber. Auf der anderen Seite dürfen die Mainboards automatisch die CPUs deutlich höher takten und dabei auch massiv mehr Energie aufnehmen lassen – nicht nur auf Z490, sondern auch auf B460 und H470. Schnellerer Speicher würde allerdings ebenfalls eine höhere System- aber vor allem auch Gaming-Leistung zu einem Bruchteil der Energieaufnahme bewerkstelligen.
Hinzu kommt, dass der Speichercontroller eben in diesen Prozessoren Weltrekorde von DDR4-6666 ermöglicht. Daran liegt es also nicht, vielmehr an Intels Politik, die das fast sechs Jahre nach der Einführung von DDR4-2133 auf Intel-Plattformen noch immer nicht vorsieht. DDR4-2666 erscheint als Maximum bei CPUs mit zwölf Threads und einer Leistungsaufnahme von an die 200 Watt allerdings auch deutlich jenseits der 200-Euro-Marke im Jahr 2020 als einfach überholt.