Core i9-10900K und i5-10600K im Test: Leistungsaufnahme, Effizienz, Temperatur und Overclocking
4/5Die Leistungsaufnahme
Im Leerlauf zeigen die neuen Intel-Prozessoren ihre Wurzeln: Selbst auf hochgezüchteten Z490-Mainboards lässt sich das Gesamtsystem inklusive GeForce RTX 2080 Ti von Asus unter der 50-Watt-Marke im Leerlauf betreiben und rangiert damit auf dem Vorgängerniveau.
Single-Core-Last
Unter Last werden die Unterschiede deutlich, und das beginnt bereits bei Ein-Kern-Auslastung. Hier sind deutliche Unterschiede zu vorangegangenen CPUs sichtbar, die gesamte 9000er-Familie war mit den älteren Boards deutlich sparsamer unterwegs und brachte beim Vergleich von Core i9-9900KS zu Core i5-10600K auch noch mehr Leistung.
Multi-Core-Last ohne Limits und mit PL2-Budget
Unter Vollast kommt es darauf an, ob die CPUs ohne Intels Limits oder mit und in welcher Anwendung sie gemessen werden. Die Volllast-Messung erfolgt in Cinebench R20 im ungedrosselten Zustand, das gilt auch für den AVX-Test.
Mit über 280 Watt an der Steckdose stellt Intels Zehn-Kerner aber schon innerhalb seines Limits von maximal 250 Watt einen neuen Negativ-Rekord für Prozessoren aus dem Hause Intel auf und übertrifft sogar Skylake-X deutlich, die als High-End-Lösung mehr Kerne bereitstellen und mehr Leistung in Anwendungen liefern.
Multi-Core-Last ohne Limits und auf PL1 gedrosselt
Wird Prime95 genutzt, um den maximalen dauerhaften Verbrauch mit und ohne Limits aufzuzeigen, schiebt sich der von PL1, PL2 und Tau befreite Intel Core i9-10900K mit über 310 Watt Package Power sogar an AMDs Threadripper vorbei, die mit 280 Watt spezifiziert sind. Überraschend ist das nicht, schließlich kam schon der Intel Core i9-9900KS auf 275 Watt – 20 Prozent mehr Kerne bei ähnlichem Takt bringen eine abermals erhöhte Leistungsaufnahme.
Der Core i5-10600K greift nur im absoluten Ausnahmefall über die TDP-Grenze von 125 Watt und verbraucht so bis zu 152 Watt. Doch ist auch das keine Lobeshymne, schließlich liegt er immer noch vor allen AMD Ryzen 3000, selbst dem 16-Kerner.
Nur mit harten Limits ist dem Verbrauch Einhalt zu gebieten. Mit den bereits erwähnten drastischen Folgen: Der Takt des Core i9-10900K sinkt um 900 MHz auf 4,0 GHz, in einigen Anwendungstests hat das 20 Prozent Leistungseinbuße zur Folge. Beim Core i5-10600K ist der Malus mit einem Minus von maximal 300 MHz geringer und kommt abseits von Prime95 in der Regel nicht vor.
In reinen Spielen ist die Leistungsaufnahme der CPU deutlich geringer. Nur 70 oder 80 Watt von weit über 400 Watt, die das komplette System benötigt, entfallen auf den Prozessor.
Keine Temperaturexplosion
Intel hat den Prozessor-Die dünner gemacht und den Heatspreader mit höherem Kupferanteil darauf angepasst, was sich positiv auswirkt. Natürlich hilft dem Core i9, dass der Zehn-Kern-Die größer ist und so mehr Platz für die Abgabe der Wärme an den Heatspreader und später an den Kühler zur Verfügung steht. So wird der 10900K trotz zwei Kernen mehr und erhöhter Leistungsaufnahme nicht wärmer als der 9900K.
Da der Core i5-10600K auf dem gleichen 10-Kern-Chip basiert, liegt seine Temperatur deutlich geringer. Hier zeigt der Vergleich zum 2,5 Jahre alten Core i7-8700K mit fast ähnlicher Leistung einen Vorteil von fast zehn Grad Celsius. Und das, obwohl der 8700K weniger verbraucht. Dort mit rein dürfte am meisten spielen, dass Intel seinerzeit noch nicht verlötet hat, sondern nur Wärmeleitpaste zum Einsatz kam.
Overclocking ist die totale Ernüchterung
Auch einen Intel Core i9-10900K können Käufer über den Multiplikator übertakten – theoretisch zumindest. In der Praxis ist die Luft aber dünn. Kein Wunder, liegt der All-Core-Turbo doch bereits bei 4,9 GHz und in den meisten Anwendungen über 200 Watt Verbrauch.
Die 5,3 GHz mit handelsüblichen Mitteln über alle zehn Kerne zu ermöglichen schlägt fehl. Die Mischung aus 5,0 GHz für bis zu zehn Kerne und 5,3 GHz für Vier-Kern-Last erzeugen wiederum 350 Watt Package Power (Cinebench R20) und damit eine so große Abwärme, dass die Kühlung stets am Limit agiert und Throttling bei längerem Einsatz die Folge ist. Selbst 5,1 GHz im All-Core-Modus erscheinen mit Luftkühlung und herkömmlichen All-in-One-Wasserkühlungen nahezu unmöglich, und das sind nur 200 MHz über dem Dauertakt ab Werk – selten war Overclocking so ernüchternd wie mit Comet Lake-S.
Sinnvoller ist der Einsatz von schnellerem Speicher, denn hier bleibt Intel extrem zurückhaltend. Schnellen RAM gibt es aktuell zu kleinen Aufpreisen, das zusätzlich im Test genutzte G.Skill DDR4-4000 Kit mit CL15 ist zwar teurer, aber steht stellvertretend dafür, dass am Ende der schnellere Speicher im CPU-Limit von Spielen bei Intel-Prozessoren für einen deutlichen Leistungsschub sorgen kann, wie der Community-Test CPU-Spieleleistung im Test: Intel Core i9-9900K vs. AMD Ryzen 9 3900X mit RAM-OC erst jüngst abermals gezeigt hat.
Der Core i5-10600K mit sechs Kernen lässt mehr zu: 5,0 GHz All-Core-Takt ohne Spannungserhöhung und DDR4-3200 mit scharfen Timings stellen durchaus auch Mitte 2020 noch eine interessante und sehr realistische CPU-RAM-Kombination für überschaubare Ausgaben dar. Aber über 220 Watt Package Power (Cinebench R20) müssen auch in dieser Konstellation gut gekühlt werden.