Samsung Galaxy Book S im Test: Akkulaufzeiten und Fazit

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Nicolas La Rocco
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Für Windows-on-Snapdragon-Notebooks wird von Qualcomm und Herstellern mit besonders langen Laufzeiten geworben. Im Falle des Galaxy Book S sagt die offizielle Produktseite: „Der 42 Wattstunden Akku bietet dir eine lange Akkulaufzeit mit einer einzigen Ladung. Verbringe viele Stunden mit einem Serienmarathon oder widme dich fokussiert deiner Arbeit, ohne Ausschau nach der nächsten Steckdose zu halten.

Dabei muss allerdings zwischen der Nutzung im heimischen WLAN oder unterwegs mit LTE unterschieden werden. Als Besonderheit bieten alle Windows-on-Snapdragon-Notebooks aufgrund des verwendeten SoCs integrierte Mobilfunk-Konnektivität. Beim Galaxy Book S kam im Test eine SIM-Karte für das Netz der Deutschen Telekom zum Einsatz.

16 Stunden Office-Benchmark

Im PCMark 10 Modern Office, der das Schreiben von Office-Dokumenten, das Surfen im Netz sowie Videokonferenzen am Notebook simuliert, erreicht das Galaxy Book S knapp über 16 Stunden mit seinem 42-Wh-Akku. Dabei muss angemerkt werden, dass für den Test der forcierte Modus, der sich ausschließlich über die Kommandozeile starten lässt, zum Einsatz kam. Die Macher des Benchmarks stufen Windows 10 on ARM über das normale GUI als inkompatibel zum PCMark 10 ein, erläutern in der technischen Dokumentation aber, dass sich alle Benchmarks über den forcierten Modus starten lassen, die Ergebnisse jedoch nicht mit denen eines normalen Durchlaufs vergleichbar seien. Die ermittelten Resultate sollten also mit gewisser Vorsicht einsortiert werden.

Das zuletzt getestete Asus ExpertBook B9450FA schaffte in diesem Test mit 66-Wh-Akku (57 Prozent größer) eine Laufzeit von knapp 20 Stunden. Während des Tests wurde das Notebook mit der standardmäßig auf 10 Watt gedrosselten Comet-Lake-U-CPU betrieben. Im Vergleich zum Acer Swift 3 (Test) mit 56-Wh-Akku mit ab Werk auf 15 Watt eingestellter Ice-Lake-U-CPU schneidet das Galaxy Book S 26 Prozent besser ab.

Diagramme
PCMark 10 Modern Office 200 cd/m²
    • Asus ExpertBook B9450FA (Core i7-10510U)
      19:48
    • Samsung Galaxy Book S (Snapdragon 8cx) (W-Fi)
      16:07
      Forced Mode
    • Samsung Galaxy Book S (Snapdragon 8cx) (LTE)
      16:02
      Forced Mode
    • Acer Swift 3 (Core i7-1065G7)
      12:45
    • Gigabyte Aero 15 OLED (Core i7-10875H)
      6:03
    • Asus ROG Zephyrus G14 (Ryzen 9 4900HS)
      5:26
    • HP Pavilion 15 (Ryzen 7 3750H)
      4:41
Einheit: Stunden, Minuten

Im PCMark 10, dessen Anwendungen alle offline ausgeführt werden, macht es keinen Unterschied, ob das Notebook im WLAN- oder LTE-Netz betrieben wird. Während des WLAN-Tests war das Gerät mit einer wenige Meter entfernt im selben Raum aufgestellten Fritz!Box 7590 und für den LTE-Test mit dem Netz der Deutschen Telekom bei etwa mittlerer Empfangsstärke (zwei von vier Balken und Windows 10) verbunden.

Streaming über WLAN und LTE

Beim Streaming steht dem von Samsung versprochenen Serienmarathon in der Tat nichts im Weg. Bei kalibrierter Display-Helligkeit von 200 cd/m² waren mehr als 20 Stunden YouTube-Streaming in 720p-Qualität möglich. In diesem Test ist das Notebook dem Asus ExpertBook B9450FA dicht auf den Fersen, das 8 Prozent länger läuft. Das Acer Swift 3 wird mit einem Rückstand von 30 Prozent klar geschlagen.

Bei Online-Apps kommt dann allerdings die Internetanbindung zum Tragen, denn mit ausgeschaltetem WLAN und im Gegenzug aktivierter LTE-Anbindung lief der Streaming-Test 14 Prozent kürzer als nur über das WLAN. Knapp 18 Stunden YouTube-Streaming über LTE sind aber ebenso ein sehr gutes Ergebnis und schlagen weiterhin das über WLAN betriebene Acer Swift 3.

Ein Tag Office nur mit Akku und LTE

Für den Arbeitsalltag heißt es aufseiten von Samsung, dass man sich „auf die Arbeit fokussieren könne, ohne Ausschau nach der nächsten Steckdose zu halten“, was im Test ebenfalls eine nachvollziehbare Aussage war, wenngleich die Reserve zum Ende des Arbeitstags nicht mehr besonders groß war. Im Dauerbetrieb von 8:30 Uhr morgens bis 17:30 Uhr abends mit stets eingeschaltetem Bildschirm und bei ausschließlicher Nutzung des LTE-Moduls steckten zum Feierabend 11 Prozent Restkapazität im Akku. Dabei kamen die Apps Google Chrome, Slack und GIMP zum Einsatz. Außerdem war an einer der USB-Typ-C-Buchsen eine Logitech G502 Hero (Test) angeschlossen.

Restkapazität nach einem 9-Stunden-Tag nur mit LTE
Restkapazität nach einem 9-Stunden-Tag nur mit LTE

Fazit

Die Vorzüge des Samsung Galaxy Book S mit Snapdragon 8cx sind klar das extrem kompakte Gesamtpaket, der dauerhaft passive Betrieb, die langen Akkulaufzeiten, die integrierte LTE-Konnektivität und der aus all diesen Faktoren resultierende, weitgehend reibungslose Office-Betrieb. Dazu tragen auch das gute Display und die Eingabegeräte bei. Spielraum nach oben bleibt bei der Display-Helligkeit und Tastaturbeleuchtung. Und wer auf kabelgebundene Peripherie angewiesen ist, die über eine Maus oder einen USB-Stick hinausgeht, steht mit zweimal USB Typ C schnell vor einem Engpass.

Doch im Großen und Ganzen gefällt die Hardware. Die Kombination aus elegantem Gehäuse und ausreichend schnellem Snapdragon 8cx ist Samsung und Qualcomm gut gelungen. An Intels Comet Lake-U und Ice Lake-U kommt die ARM-CPU zwar nicht heran, genügend Leistung steht für die Office-Zielgruppe aber stets zur Verfügung und im GPU-Bereich ist der Snapdragon 8cx mit der Adreno 680 sogar ziemlich potent für eine integrierte Grafikeinheit aufgestellt.

Die Achillesferse Software bleibt vorerst

Die Software könnte für manch einen Anwender allerdings zum Zünglein an der Waage werden. Ist man unausweichlich auf gewisse Software oder einen Treiber angewiesen, scheidet das Galaxy Book S potenziell sofort aus, auch wenn alle anderen Eigenschaften des Notebooks passen. Ärgerlich ist hierbei, dass es Microsoft und Qualcomm auch nach Jahren nicht geschafft haben, eine Emulation für reine 64-Bit-Anwendungen anzubieten. Die würde wahrscheinlich nicht besonders effizient laufen, wäre aber immerhin vorhanden, wenn es mal gar nicht anders geht. Und obwohl der Microsoft Store mittlerweile inkompatible Apps ausschließt, würde bei jeder App ein expliziter Hinweis auf ARM-Kompatibilität vielen Anwendern eine visuelle Unterstützung bieten.

Bleibt abschließend die Frage zu klären, ob das Gesamtpaket in aktueller Verfassung 1.100 Euro wert ist. Sucht man unter den halbwegs aktuellen Notebooks nach Modellen unter 1 kg und mit LTE, spuckt der Preisvergleich eine Handvoll Geräte von Fujitsu, HP und Vaio zu Preisen ab 1.000 Euro aus. In die Preisklasse des Galaxy Book S fällt aber nur das Vaio SX14 (Test) mit Whiskey Lake-U und schwachbrüstigem Akku. Wählt man LTE wieder ab und zieht erst bei 1,2 kg eine Grenze für das Gewicht, stehen deutlich mehr Notebooks zur Auswahl. Wirklich fair wäre dieser Ansatz für das Galaxy Book S letztlich aber nicht, da LTE ein integraler Bestandteil der Snapdragon-Plattform ist.

Samsung Galaxy Book S mit Snapdragon 8cx im Test
Samsung Galaxy Book S mit Snapdragon 8cx im Test

Für die gebotene Hardware sind 1.099 Euro somit nicht zu viel, aber definitiv im oberen Bereich angesetzt. Qualcomms Snapdragon 8cx ist schnell genug, auch wenn er mit Ice Lake-U nicht mithält, und die restliche Hardware ist anderen Oberklasse-Notebooks mindestens ebenbürtig. Bei Design und Verarbeitung hat Samsung definitiv die Nase vorn. Im Bereich Software müssen Microsoft und Partner aber weiter Hand anlegen und sich gegenseitig Druck machen, damit das gesamte Ökosystem bessere Chancen hat.

Samsung Galaxy Book S W767
11.05.2020
  • Sehr leicht und dünn
  • Hervorragende Verarbeitung
  • Integrierte LTE-Konnektivität
  • Sehr lange Akkulaufzeiten
  • Vollständig passive Kühlung
  • Gute Office-Leistung
  • Vergleichsweise schnelle iGPU
  • Überraschend gute Stereo-Lautsprecher
  • Gute Eingabegeräte
  • Schneller Fingerabdrucksensor
  • Speicher erweiterbar
  • Schwache Tastatur-Beleuchtung
  • Wenige Anschlüsse
  • Display-Helligkeit verbesserungswürdig
  • App-Ökosystem ausbaufähig

ComputerBase wurde das Galaxy Book S leihweise von Samsung zum Testen zur Verfügung gestellt. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.

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