Xbox Series X: Nutzung der Leistung ist Einzelfallentscheidung
Auflösung, Bildwiederholrate und die Ausnutzung der Rechenleistung bei Cross-Gen-Spielen: Für die Xbox Series X macht Microsoft Entwicklern keine Vorgaben. Sie können in jedem Spiel Einzelfallentscheidungen treffen. Ein großer Sprung ist trotzdem nicht sofort zu erwarten.
Jason Ronald, der bei Microsoft die Entwicklung der Konsole leitet, erläuterte die Strategie ausführlich im Interview mit Digital Foundry. Grundsätzlich ermögliche die Konsole einen Sprung in der technischen Qualität von Spielen, sagte Ronald. Dies sei durch Verbesserungen bei der Grafik beispielsweise durch Raytracing oder Neuerung im Bereich der Audiowiedergabe möglich.
Als entscheidende Verbesserung, die auch Gameplay-Innovationen ermögliche, nannte Ronald aber die Erhöhung im Bereich der Geschwindigkeit des CPU-IO, also des Datentransfers. Dieser sei durch Spiele-Engines am „wenigsten Skalierbar“. Im Zweifelsfall hätten Designer bisher ihre Vorstellungen an die Hardware anpassen müssen. Der Bereich limitiere gerade im Bereich von Open-World-Spielen, die ihren Detailgrad immer höher schrauben würden. Parallel könne unter anderem durch die NVMe-SSD die Ladezeit verringert werden.
Entwickler definieren Nutzung
Die zusätzliche Leistung versteht Microsoft in erster Linie als Angebot an Entwickler. Ihre Leistung obliegt den jeweiligen Studios. Dazu gehört zunächst die Entscheidung über Auflösung und Bildwiederholrate. Eine Festlegung ist nicht immer erforderlich: Codemasters reicht die Wahl in Dirt 5 an Spieler weiter. Sie können anhand ihrer Ansprüche aussuchen, ob sie in einer UHD-Auflösung und 60 fps oder mit weniger gerenderten Pixeln und 120 fps spielen möchten. Diese Wahl gleicht derjenigen, die Spieler auf einer PlayStation 4 Pro oder Xbox One X bereits haben.
Wie das Angebot an Konsolen künftig aussieht, wird Microsoft erst später darlegen. Klar machte Ronald, dass die bisherige Plattform weiter unterstützt wird. Es gehe darum „sicherzustellen, dass unsere Spieler Wahlmöglichkeiten haben“ und für Xbox-Spieler einen einfachen Upgrade-Weg zu schaffen. Die Aussagen legen nahe, dass allenfalls eine der beiden aktuell produzierten Xbox One ausläuft und die Series X den Status der neuen Premium-Konsole einnimmt.
Einen riesigen Sprung nach vorne müssen Spiele nach Erscheinen der Next-Gen-Konsolen deshalb nicht zwingend machen. Auch in diesem Punkt legt Microsoft Entscheidungen in die Hände der Studios. Sie können Spiele Series-X-exklusiv oder für beide Konsolen-Generationen entwickeln. Selbst wenn sich die Entwickler dafür entscheiden, auch die Xbox One zu bedienen, ist aber nicht zwingend der kleinste gemeinsame Nenner ausschlaggebend – zumindest auf dem Papier.
Entwicklerwerkzeuge würden sich zwischen Xbox-Konsolen und PC nicht unterscheiden, führte Ronald aus. Es sei deshalb einfach, für alle Plattformen zu entwickeln und unterschiedliche Features, etwa Raytracing für die Series-X-Version eines Spiels, einzusetzen. Auch Gameplay-Verbesserungen können auf diese Weise realisiert werden, sagte Ronald.
Große Unterschiede nicht zu erwarten
Praktisch werden sich Unterschiede abseits der Grafik aber in Grenzen halten, um Käufern nicht das Gefühl zu geben, eine minderwertige Version eines Produkts zu kaufen. Einen Indikator gibt das Verhalten von Microsoft bei Eigenentwicklungen. Nach dem Vorgehen hinsichtlich des Gameplays in Halo 6 gefragt, sagte Ronald, es gehe darum das „größtmögliche Publikum“ zu erreichen und nannte anschließend Features wie Dynamic Resolution Scaling, die nur die Grafik berühren. Anpassungen des Gameplays sind demnach höchstens in nebensächlichen Bereichen zu erwarten.