Arbily Smartwatch SW01 im Test: Die schlaue 50-Euro-Uhr läuft lange, aber träge
tl;dr: Eine Smartwatch für unter 50 Euro kann nichts taugen? Die Arbily SW01 lehrt den Skeptiker schnell eines Besseren. Zwar müssen einige Einschränkungen in Kauf genommen werden, doch kann die Uhr gerade hinsichtlich Laufzeit und Verarbeitungsqualität, wo herbe Enttäuschungen erwartet wurden, glänzen. Probleme macht das Tempo.
Arbily Smartwatch im Test
Wuchs der Smartwatch-Markt zu seinen Anfängen nur langsam, gibt es mittlerweile Smartwatches und Wearables wie Sand am Meer. Neben den bekannten Größen gesellen sich zunehmend kleinere Hersteller dazu und versuchen mit niedrigen Preisen zu locken. Doch wie sehr taugen diese günstigen Smartwatches wirklich? Vor einigen Jahren wurde sich dieser Frage mit der X10 (Test) und der K88H (Test) schon einmal angenommen – mit gemischtem Ergebnis. Ob sich dieser Zustand mittlerweile gebessert hat, soll die Arbily Smartwatch SW01 exemplarisch beweisen.
Gut geht auch günstig
Die SW01 ist äußerlich keine Smartwatch, die zum Anzug getragen werden sollte. Mit einem Durchmesser von 47 mm, einer Gehäusehöhe von 14,4 mm und einem Gewicht von rund 58 g tritt sie äußerst wuchtig auf, was auch der Vergleich zu anderen Smartwatches zeigt. Dennoch übertrumpft die Uhr die erwähnten günstigen Smartwatch-Vertreter X10 und K88H mit Leichtigkeit. Das Gehäuse besteht zwar aus mehreren Teilen, wirkt jedoch überaus robust und zeigt darüber hinaus keinerlei Makel. Der Gehäuserahmen besteht aus Kunststoff und die Lünette aus Edelstahl. Hinsichtlich der Verarbeitungsqualität beweist die Uhr somit, dass auch günstig gut sein kann. Leichte Designakzente setzt der Proband am Gehäuseboden, dessen Optik an Carbon erinnert. Auch das Armband ist gut umgesetzt.
Günstige Produkte aus Fernost sind oftmals aufgrund chemischer Gerüche verrufen, was auf die Arbily SW01 keinesfalls zutrifft. Das Armband riecht nicht unangenehm, ist ausreichend lang, weist genügend Längenlöcher auf und ist kaum schmutzanfällig. Es kann zudem gegen handelsübliche Bänder mit einer Breite von 19 mm getauscht werden.
Die Arbily SW01 kann im europäischen Raum einzig über Amazon zu einem Preis von rund 50 Euro* bezogen werden. Mittels verschiedener Rabattaktionen gibt es die Uhr des Öfteren für rund 36 Euro.
Außen hui, innen pfui?
Konnte die Uhr äußerlich mit Blick auf Preis-Leistung Pluspunkte sammeln, macht ihre Hardware einen nicht von der Hand zu weisenden Strich durch die Rechnung. Das System ist an einigen Stellen schlicht zu langsam. Dies zeigt sich bereits beim Anheben des Arms, wonach sich das Display erst nach gefühlt drei Sekunden aktiviert. Auch das Scrollen durchs Menü verläuft nicht immer reibungslos. Der wohl größte Knackpunkt ist jedoch der Bildschirm. Zwar ist der relativ breite Display-Rand in Anbetracht des Preises noch zu verschmerzen, doch versagt das Display im Freien vollständig. Sobald natürliches Umgebungslicht im Spiel ist, ist ein Ablesen der Uhr sehr schwer. Bei direktem Sonnenlicht kann die Anzeige sogar bei voller Display-Helligkeit nicht erkannt werden. Die Auflösungsqualität ist mit 240 Pixeln im Durchmesser nur als unterdurchschnittlich zu bezeichnen, weshalb Pixel schnell ausgemacht sind.
Arbily SW01 | |
---|---|
Form: | rund |
Kompatibilität: | ab Android 4.4, ab iOS 9.0 |
Uhrenglas: | gehärtetes Glas |
Bedienung: | Touch |
Display: | 1,3 Zoll TFT-LCD |
Anbindung: | Bluetooth 4.2 |
Sensoren: | Beschleunigungsmesser Gyroskop Herzfrequenzsensor |
SoC: | Nodic nRF52840 64 MHz Cortex-M4, 256 KB RAM |
Flash: | 64 MB |
Energieversorgung: | 260-mAh-Akku |
Abmessung: | 51,3 × 47,0 × 14,4 mm |
Gewicht: | 57,6 Gramm |
Schutz: | wasserdicht, 5 ATM |
Armband: | wechselbar, 19 mm |
Aufs Wesentlichste beschränkt
Die Smartwatch bietet im Hinblick auf das System keinerlei Extras oder Spielereien. Kontaktloses Bezahlen, vom Smartphone losgelöstes Musikhören oder zusätzliche Apps gibt es nicht – eine Frage des Preises und der Hardware. Die SW01 kann einzig das Zifferblatt, eine Übersicht der Vitalwerte und eingehende Benachrichtigungen anzeigen. Bei der Sportauswahl stehen die Modi „Draußen laufen“ und „Drinnen laufen“ sowie „Radfahren“, „Spaziergang“, „Wandern“ und „Andere Tätigkeiten“ zur Auswahl. Ein Gutes hat die Schlichtheit jedoch: Die Menüführung ist denkbar einfach. Alle genannten Menüpunkte sind mit einem Wisch vom Zifferblatt aus erreichbar.
Durchwachsene App
Die zugehörige Smartphone-App VeryFitPro kann kurz zusammengefasst werden: Sie ist schlicht durchwachsen und nicht vollends durchdacht. Zwar macht die App auf den ersten Blick einen sehr guten Eindruck, doch lässt sie hier und da zu wünschen übrig.
Die Hauptanzeige gibt Auskunft über die zurückgelegten Schritte, das Schlafverhalten und die Herzfrequenz. Mit einem Klick auf den Wert wird eine grobe Tagesübersicht geöffnet. Eine detaillierte Übersicht wäre hier ebenso wünschenswert wie eine Möglichkeit, um beispielsweise durch die einzelnen Stunden des Tages zu scrollen und dabei die jeweils zurückgelegten Schritte der Stunde angezeigt zu bekommen. Kritisch wird es, sofern der Träger die zurückliegenden Tage einsehen möchte. Die Tagesauswahl ist leicht frustrierend. Die Tage sind Punkte in einem Wochendiagramm, die man nahezu perfekt treffen und auswählen muss. Außerdem kam es bei der Wochenübersicht im Test gleich mehrfach zu Ladeschwierigkeiten. Trotz abgeschlossener Synchronisation verharrten die „Punkte“ an ihrer alten Position. Das Wochendiagramm der Herzfrequenzdaten zeigt alleinig den minimalsten Ruhepuls der vergangenen Tage, was auf den ersten Blick leicht verwirrt, da dieser im Test gleich mehrere Tage stets bei 62 lag.
Die Detailansicht präsentiert im Grunde noch mal dieselben Wochendiagramme und zeigt dabei zusätzliche Zusammenfassungen und Summen. Die Schlafüberwachung wurde im Testzeitraum nicht genutzt, da die Uhr zum Schlafen zu groß und störend war.
Unter dem Menüpunkt „Gerät“ können Einstellungen an der Uhr vorgenommen werden. Um Benachrichtigungen zu erhalten, muss dies zunächst aktiviert werden. Die Apps sind hierbei strikt vorgegeben, können nicht ergänzt werden und beschränken sich auf die bekanntesten Messenger-Dienste. Auch die Benachrichtigungen auf der Uhr lassen überaus zu wünschen übrig. Zwar vibriert die SW01, doch ist die Vibration viel zu schwach oder der Vibrationsmotor an einer ungünstigen Stelle positioniert.
Schwankende Vitalwerte
Bei den Vitalwerten versagt die Arbily SW01 zum Teil. Meistert sie die Schrittanalyse zwar noch recht gut und zählt bei 1.000 zurückgelegten Schritten 1.011, scheitert sie bei der Herzfrequenzmessung nahezu vollständig.
Dass die Pulswerte gerade bei Anstrengung teils um wenige Pulsschläge schwanken, ist als normal zu bezeichnen, doch die SW01 scheint beinahe willkürlich zu messen. Als Referenz dient wie immer ein Polar-Brustgurt. Selbst bei einfachen Ertüchtigungen weicht die SW01 teils stark ab. Bei manchen Messungen traf sie hingegen exakt den Referenzwert.
Arbily SW01 | Referenz | Abweichung |
---|---|---|
86 | 91 | -5,49 % |
98 | 108 | -9,26 % |
87 | 117 | -25,64 % |
93 | 110 | -15,45 % |
84 | 86 | -2,33 % |
92 | 92 | 0 % |
Grandiose Laufzeit
Der Aspekt, bei dem vorab am wenigsten von der SW01 erwartet wurde, überrascht am Ende am meisten: Die Arbily SW01 ist ein wahres Laufzeitmonster. Über 12 Tage verweilte die Uhr mit der ersten Akkuladung und das, obwohl der Hersteller ihr nur 7 Tage zusichert. Ein hervorragendes Ergebnis, dessen Begründung aber schnell ausgemacht ist. Die Hardware der Uhr zerrt nur wenig am Akku. Weitere wesentliche Faktoren dürften das dunkle Display, die nicht vorhandene Always-on-Funktion und die – ausgenommen vom Trainingsmodus – sehr großen Abstände bei der Herzfrequenzmessung sein. Dennoch schlägt die Uhr die alten „Billig“-Ableger X10 und K88H und sogar gestandene Smartwatch-Größen um Längen.
Fazit
Die Arbily SW01 kann in manchen Punkten glänzen, allen voran bei Verarbeitungsqualität und Laufzeit, die so nicht erwartet wurden und gerade in diesem Preissegment hervorstechen. Auf der Gegenseite stehen jedoch auch einige Probleme, etwa eine träge Hardware und ein Display, das im Freien nahezu nichts taugt. Hinzu kommen eine durchwachsene App und eine schwankende Herzfrequenzanalyse. In Summe halten sich die negativen und positiven Punkte die Waage, sodass sich die potentiellen Träger selbst fragen müssen, ob sie mit den Einschnitten umgehen können. Die perfekte Smartwatch gibt es für unter 50 Euro jedoch nicht.
ComputerBase hat die Smartwatch SW01 von Arbily zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.
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