Asus ROG Theta Electret im Test: Klang und Mikrofon
2/3Tolle Höhen, dürftige Bässe
Asus stattet das ROG Theta Electret unter anderem mit einem leistungsstarken elektrostatischen Treiber aus. Da diese Technik im Vergleich zu einem normalen Klanggeber für die gleiche Leistung eine größere Fläche benötigt, sind die angegebenen 120 mm keine große Überraschung. Dieser Umstand erklärt am Ende auch die großen Ohrmuscheln.
Elektrostaten sind für ihre sehr gute und differenzierte Wiedergabe im Hoch- und Mitteltonbereich bekannt, die Schwächen liegen dafür in den Bassfrequenzen. Selbst bei Standlautsprechern, die eine deutlich größere Oberfläche zur Klangerzeugung bieten, wird in den meisten Fällen zusätzlich auf einen dynamischen Basstreiber gesetzt – entweder als ergänzende Einheit innerhalb des Lautsprechers oder als externe Lösung. So verfährt auch Asus beim vorliegenden Headset und stellt dem System einen magnetischen Treiber in der Größe von 45 mm zur Seite.
Laut Hersteller verfügt die Kopfhörereinheit des Headsets über einen Frequenzgang von 20 Hz bis 40 kHz, was ihr eine Zertifizierung für hochauflösendes Audio beschert. Hierbei dürfte es sich wie bereits beim XPG Precog (Test) nicht um einen werbewirksamen Frequenzbereich handeln, sondern um die Sicherstellung von genügend Reserven für die verzerrungsfreie Wiedergabe der höheren Frequenzen samt Obertönen.
Tolle Höhen, wenig überzeugender Bass
Dass hier die Stärken des Systems liegen, wird schnell deutlich: Die Wiedergabe der hohen und mittleren Töne erfolgt in einer luftigen und differenzierten Weise, wie sie von normalen dynamischen Treibern nur schwer erreicht werden kann. Dementsprechend fällt auch das räumliche Spektrum sehr breit aus. Dies wird vor allem bei der Musikwiedergabe deutlich. Dabei macht das Headset auch am heimischen Verstärker (im hiesigen Fall ein Harman Kardon HK 6250 aus dem Jahr 1993) eine gute Figur.
Dem halboffenen System, das beim Theta Electret Verwendung findet, wird oft eine geringere Basswiedergabe nachgesagt. Zumindest in Kombination mit dem nicht unbedingt großen dynamischen Treiber (andere Headsets setzen schon lange auf Varianten mit 55 mm Größe) bestätigt sich diese Aussage: Während die anderen Bereiche sehr gut abgebildet werden, darf die Basswiedergabe ohne Umschweife als „flau“ bezeichnet werden. Werden zudem die Stoffbezüge verwendet, verstärkt sich der Effekt noch einmal – zwar nicht allzu stark, aber dennoch hörbar. Ob dies am verwendeten Material oder an der stärkeren Dicke (1,5 cm bei den Lederpolstern und 2,5 cm bei der Stoffvariante) liegt, bleibt dabei ungeklärt.
Und hier liegt der Knackpunkt – Asus vermarktet das Theta Electret als Gaming-Headset, womit es verschiedene Bereiche abdecken muss: Auf der einen Seite eine gute Wiedergabe des Mittel- und Hochtonbereiches, um bei Schleich-Shootern den Gegner rechtzeitig orten zu können, aber auch, um auf den großen Schlachtfeldern zu bestehen. Letztere machen mit dem Headset nur wenig Spaß. Je nach Soundkarte kann zwar im Bassbereich nachreguliert werden, doch sollte sich davon nicht zu viel erhofft werden. So bleibt vor allem bei Spielen mit großer Geräuschkulisse, egal ob Shooter, Sport- oder Rennspiel, der Sog-Effekt aus. Hier wirken viele Titel in ihrem akustischen Erscheinungsbild flach.
Gleiches gilt für die Wiedergabe von Musik oder Filmen. Klassische Musik macht auf dem Theta Electret noch Spaß; wenn es aber rockiger oder poppiger wird, könnten Hörer mit entsprechenden Vorlieben schnell die Lust verlieren. Musikliebhaber, die wiederum Wert auf ein neutrales Klangbild legen, könnten beim Theta Electret dagegen eventuell auf ihre Kosten kommen.
Die halboffene Bauweise zieht zudem eine geringere Abschirmung nach sich. Ob das ein Vor- oder Nachteil ist, muss jeder Nutzer für sich selbst entscheiden. Auf der einen Seite schwächt diese, wie bereits beschrieben, die Basswiedergabe ab. Zudem gelangen störende Geräusche von außen stärker an das Ohr. Auf der anderen Seite ist der Nutzer damit nicht komplett von der Außenwelt abgeschnitten und bekommt eher mit, was um ihn herum passiert.
Enttäuschendes Mikrofon
Laut Asus ermöglicht das Mikrofon eine Stimmenübertragung im Frequenzbereich von 100 Hz bis 10 kHz, was die Frequenzanalyse der Testaufnahmen auch bestätigt. Teilweise reicht das Mikrofon sogar darüber hinaus. Das ist jedoch schon der einzige Pluspunkt, der dem Klangaufnehmer bescheinigt werden kann.
So bildet die verbaute Aufnahmeeinheit die Stimme sehr dumpf ab. Die höheren Nuancen, die Systeme dieser Klasse durchaus abzubilden in der Lage sind, fehlen fast komplett. Dafür hat das Mikrofon sehr stark mit niederfrequenten Störgeräuschen zu kämpfen, die vor allem in Mundnähe bei Aussprache von Plosiv- und Reibelauten entstehen können. Zur Linderung kann die Aufnahmeeinheit zwar durch den Schwanenhals leicht vom Mund entfernter platziert werden, doch das verringert wiederum die Sprachqualität hörbar und gänzlich verhindern lassen sich die Störungen dadurch am Ende ebenfalls nicht.
Besser wäre es gewesen, diese durch einen einfachen Poppschutz herauszufiltern – ohne großen Einfluss auf die Klangqualität. Doch wieder einmal zeigt sich, wie Hersteller selbst bei Produkten der gehobeneren Preisklassen mit Komponenten zu Cent-Beträgen geizen, welche die Qualität jedoch deutlich erhöht hätten. Dabei nehmen die Unternehmen lieber schlechtere Bewertungen in Kauf, was den Absatzzahlen oder dem Verkauf am Ende sicherlich nicht zuträglich ist.
Keine Chance bei Störgeräuschen
Noch deutlicher werden die Defizite bei Störgeräuschen: Zwar gibt es bei den angeführten Testaufnahmen auch den einen oder anderen getesteten Vertreter, der mit einem daneben stehenden Ventilator so seine Probleme hatte, doch bei solchen Modellen wird zumindest die Stimme besser wiedergegeben. Was aber alleine ein Poppschutz in dieser Situation bringen kann, wird am Beispiel des Custom Game von beyerdynamic (Test) deutlich.