Desperados 3 im Test: Spielkritik und Fazit
3/3Wie gut ist Desperados 3?
THQ Nordic hat nach dem Kauf verschiedener alter Marken eine Reihe von Reanimationsprozessen begonnen, die darbenden Genres wieder Leben einhauchen. Desperados 3 etwa bringt Freunden von Stealth-Taktik-Spielen wieder frische Ware. Der Preis? Frustresistenz!
Ohne Karten-Studium kein Erfolg
Erfolg hat in dieser Art Spiel nur, wer wirklich unentdeckt bleibt und die weitläufigen Gebiete des Wilden Westens ohne Aufregung durchquert. Dazu müssen die vier wechselnden Streiter auf dem Bildschirm nicht nur ihre verschiedenen Fertigkeiten einsetzen, sondern sie außerdem sinnvoll und situativ unterschiedlich kombinieren – während gleichzeitig auch das Timing und die Berücksichtigung von Sichtlinien eine Rolle spielt. Wie seine Vorgänger und dessen Vorbilder der Commandos-Reihe wird Desperados 3 schnell knüppelhart und beginnt das Gehirn zu fordern.
In gewisser Hinsicht ist Desperados deshalb hübsch traditionsgerecht fast schon ein geruhsames Knobelspiel. Vor jeder Ecke der gerne weitläufigen Karten heißt es, zunächst einmal die Lage zu beobachten, Sichtkegel zu prüfen und sich Sichtketten zu merken. Erst danach kann überlegt werden, welche Gegner wie in welcher Reihenfolge auszuschalten, wegzulocken, abzulenken oder mit Hilfe der Umgebung auszuschalten ist. Beim Planen hilft außerdem ein praktischer Showdown-Modus, der das Geschehen pausiert und es erlaubt, die Western-Bande gleichzeitig mit Befehlen zu versorgen. Auch das ist ein Element, das zur Komplexität beiträgt, denn etwas theoretisch tun zu können heißt hier auch es zu müssen, um eine Chance haben zu können.
Es kann deshalb vorkommen, dass die lenkende Hand des Spielers die Western-Haudegen in der selben Situation wieder und wieder in den Tod führt. Scheitern ist bei einem solchen Spiel schlicht fester Teil der DNA, entsprechend häufig kommt die Schnellspeicher- und Schnellade-Funktion zum Einsatz - weil doch ein Gangster übersehen wurde, weil doch eine Abfolge nicht perfekt war oder weil einfach die Steuerung genervt hat. Denn die macht nicht eindeutig klar, welche Spielfigur gerade ausgewählt ist, sodass ungewollt ungewünschte Bewegungen zu erwartbar tödlichen Ergebnissen führen.
Zudem lässt sich festhalten, dass manch eskalierte Situation in letztem Moment noch drehbar ist und gar zu unerwarteten Lösungen führt. Nicht zuletzt bleibt Desperados fair: Bei ausreichend ruhiger Betrachtungsweise und Puzzle-Geduld zeichnen sich stets Lösungen ab. Die Belohnung dieses Anspruchs-Denkens ist wie bei manchem Remaster der jüngeren Zeit, das neben alten Konzepten gleich das ganze alte Spiel hervorholt, ein Belohnungsgefühl, das seichtere Unterhaltung mit adaptivem Schwierigkeitsgrad nicht produzieren kann. Die Motivation aus diesen Erfolgserlebnissen reicht zusammen mit authentischer Atmosphäre, um in den Bann zu ziehen. Die Story kann dazu nur einen geringeren Beitrag leisten.
Schwer und gut
Aus dem Nichts kommt diese gelungene Komposition nicht. Das letzte Projekt der Entwickler bei Mimimi war das gefeierte Shadow Tactics: Blades of the Shogun aus dem gleichen Genre. Ihre Fertigkeiten stellen sie mit Desperados 3 wieder unter Beweis. Das Spiel ist, Frustresistenz vorausgesetzt, knorke, also erneut ein packender Vertreter seines Genres.
Fazit
Desperados 3 ist spürbar keine AAA-Produktion, Mimimi Productions hat als recht kleines Team bei der PC-Version von Desperados 3 aber alles richtig gemacht. Das fängt beim Spiel selbst schon an, das wie seine mindestens 14 Jahre alten Vorgänger ein spaßiges Spiel im alten Stil ist und als solches mit einer detaillierten Spielwelt, vielen Herausforderungen und einer Menge Quickload zu gefallen weiß.
Das Spiel bietet eine gute Performance und läuft auch auf Einsteiger-Grafikkarten flüssig, solange es nicht gleich Ultra HD sein muss. Doch selbst dann reicht ein Modell der alten oder der aktuellen Mittelklasse. Die Grafik liegt zwar nicht auf Top-Niveau, weiß aber mit den zahlreichen Details zu gefallen.
ComputerBase hat Desperados 3 vom Publisher THQ zum Testen erhalten. Das Spiel wurde unter NDA zur Verfügung gestellt. Die einzige Vorgabe war der frühstmögliche Veröffentlichungszeitpunkt. Eine Einflussnahme des Entwicklers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht.
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