Elgato Wave:3 im Test: Software und Klang
2/3Nützliche, aber auch aufgezwungene Software
Das Wave:3 lässt sich an jeder DAW („Digital Audio Workstation“) sowie mit jedem Aufnahme- oder Streaming-Programm nutzen. Um dem Anwender jedoch den Einstieg zu erleichtern, stellt Elgato die rund 87 MByte große und sich vor allem an Streamer richtende sowie ausschließlich unter Windows 10 und macOS verwendbare Software „Wave Link“ bereit. Die Applikation ist dabei lediglich eine Schnittstelle zur eigentlichen Aufnahme- oder Streaming-Software, kann also selbst weder aufzeichnen noch senden. Dafür bietet die Software die Möglichkeit, bis zu neun voneinander unabhängige Quellen zusammenzufügen. Diese können aus Eingängen der Soundkarte wie auch aus Abspiel- oder Streaming-Programmen wie VLC oder Spotify sowie dem Spielton oder Systemklängen gespeist werden. Darüber hinaus eröffnet die Software zwei Instanzen, die sich in den nachfolgenden Programmen separat einbinden lassen. So besteht die Möglichkeit, den Stream direkt an zwei verschiedene Dienste aufbereitet zu senden oder einen Ausgang für ein spezielles Monitoring zu nutzen.
Übersteuerungswächter nur per Software aktivierbar
Wie bereits beschrieben kann das Mikrofon als Quelle in jeder gängigen Aufnahme-Software verwendet werden. Dann muss der Anwender jedoch auf die Clipguard-Funktion und den Lowcut-Filter verzichten, die sich lediglich über die Wave-Link-Software aktivieren lassen. Während gut ausgestattete Audio-Programme meist einen Lowcut-Filter mit sich bringen, kann Übersteuerungen höchstens über einen Limiter entgegengetreten werden, der das Signal ab einer bestimmten Lautstärke abschneidet. Dies wirkt sich jedoch lediglich dann aus, wenn das Signal für die weitere Verarbeitung zu laut ist – gegen Verzerrungen, die bereits im Mikrofon auftreten, ist das Werkzeug machtlos. Jeder Anwender muss also darauf achten, wie seine Signalkette aussieht, und entscheiden, ob er Wave Link als zusätzliche Schicht nutzen will.
Darüber hinaus ist die Software nicht nur zum Open Broadcaster (OBS), sondern ebenfalls zum von Elgato gefertigten Stream Deck kompatibel, sodass sie auch auf Eingaben über das Board reagiert.
Überzeugender Klang
Im Test galt es herauszufinden, unter welchen Bedingungen und Szenarien das Wave:3 die besten Ergebnisse liefert. Wird das Mikrofon für einen Videostream herangezogen, bei dem aber nicht die ganze Zeit das Gesicht des Moderators halb verdeckt werden soll und die Aufnahmeeinheit somit ein deutliches Stück von der Quelle entfernt steht? Oder handelt es sich eher um einen Podcast, bei dem ein solches Szenario das geringere Problem darstellt? Aus diesem Grund wurden Testaufnahmen in verschiedenen Abständen (50 cm, 20 cm und 10 cm) gemacht und die Ergebnisse am Ende verglichen.
Generell liefert das Wave:3 in allen Szenarien eine gute Qualität ab. Auf den Tisch mit einem halben Meter Abstand stellt der durch den jeweiligen Raum erzeugte Hall eine nicht zu unterschätzende Komponente dar. Ebenso sorgt das Mikrofon bei dieser Entfernung für ein leicht vernehmbares Grundrauschen. Bei einem Abstand von 20 cm wirkt die Aufnahme bereits deutlich voller, auch der Tieftonbereich kommt mehr zur Geltung. Reflexionen der räumlichen Umgebung streuen sich, wenn auch hörbar geringer, dennoch weiterhin mit ein.
Elgato Wave:3
Das beste Ergebnis liefert das Wave:3 bei einem Abstand von rund 10 cm. In diesem Anwendungsszenario wirkt die Aufnahme voll, die tieferen Anteile der Stimme verleihen dieser den nötigen Charakter. Auch das Grundrauschen ist hierbei kaum noch vorhanden. Darüber hinaus zeigt sich das Mikrofon trotz fehlenden separaten Schutzes unempfindlich gegenüber Plosiv- und R-Lauten. Erstaunlich ist ebenso, wie gut beim Wave:3 Windgeräusche alleine schon durch die Konstruktion unterdrückt werden.
Großmembran-Mikrofone haben jedoch mit einem großen Problem zu kämpfen, bei dem auch das Wave:3 keine Ausnahme macht: Stör- und Nebengeräusche. Aufnahmen mit dem Wave:3 sollten nur bei vollkommener Stille gemacht werden. Nicht nur Tastaturen oder Blätter können bei Nutzung als störend empfunden werden, selbst normal laute Gespräche aus dem Nebenraum können später auf der Aufnahme zu hören sein.
Der Lowcut-Filter verrichtet seinen Dienst gut und schneidet eventuell störende Tieftöne verlässlich ab, wobei die Stimme aber auch einen großen Teil ihrer Ausstrahlung verliert und gegebenenfalls recht langweilig werden kann. Bei der Clipguard-Funktion hat Elgato ebenfalls nicht zu viel versprochen. Gerade bei lauten Umgebungen kann diese die Aufnahme durchaus retten. Inwieweit solche Situationen im heimischen Studio auftreten, ist wieder etwas anderes, schließlich handelt es sich beim Wave:3 nicht um ein rein mobiles Mikrofon. Sollte jedoch einmal der Bedarf auftreten, können sich Anwender auf die Funktion verlassen. Dabei sollte jedem Nutzer klar sein, dass der Eingriff nicht ohne klangliche Einbußen einhergeht: So wirkt die Aufnahme komprimiert, je nach Lautstärke der Quelle ist auch ein deutliches Pumpen zu vernehmen. Dennoch ist das immer noch besser als Verzerrungen durch ein ständiges Übersteuern.