Moto 360 3rd Gen im Test: Die Schöne und der Akku
tl;dr: Der Smartwatch-Wegbereiter Moto 360 versucht nach fünf Jahren Ruhe mit einer dritten Generation wieder aus der Versenkung zu kommen. Das elegante Design allein reicht dafür jedoch nicht, in Folge fehlender Hardware-Spielereien und einer mageren Laufzeit steht die 3. Generation nur noch hinter der Konkurrenz.
Moto 360 (3. Generation) im Test
Beinahe sechs Jahre ist es her, dass die Moto 360 (Test) als einer der Vorreiter das Smartwatch-Zeitalter einläutete. Nur knapp ein Jahr später wurde mit der Moto 360 (2. Generation) (Test) ein weiterer Ableger an den Start geschickt. Zugleich verabschiedete sich Motorola aus dem Smartwatch-Geschäft. Auch mit der Moto 360 (3. Generation) ändert sich daran nichts, denn der jüngste Spross wurde unter Lizenznutzung von dem Elektronik-Unternehmen eBuyNow entwickelt. Der Vertrieb erfolgt über Amazon* oder über die Motorola-Webseite.
Die Moto 360 (3. Gen.) ist bereits erhältlich. Bei der Farbauswahl stehen die Kombinationen Steel Gray mit braunem Lederarmband, Rosé Gold mit hellgrauem Kunststoffarmband und Phantom Black mit schwarzem Kunststoffarmband zur Verfügung. Alle Armbänder sind mit einer Breite von 20 mm wechselbar. Als Preisempfehlung werden für alle drei Varianten rund 270 Euro ausgerufen.
Äußerlich eine Augenweide
Die neue Moto 360 macht äußerlich wirklich einiges her und ist seit Langem mal wieder eine Smartwatch fürs Auge. Hier hat eBuyNow wirklich ganze Arbeit geleistet. Das Designkonzept lehnt sich zwar an das der zweiten Generation an, jedoch sind es die kleinen Details, die der Moto 360 so überaus gut stehen.
Das Gehäuse ist aus 316er-Edelstahl gefertigt, wobei die Lünette poliert und das untere Gehäuse mattgebürstet ist. Hinzu kommen eine feine Schraffur am oberen Knopf (Krone) sowie fein gearbeitete Logos an der Dornschließe und an der Armbandschlaufe.
Aber auch abgesehen von den Details macht die Moto 360 (3. Gen.) eine sehr gute Figur. Makellos gearbeitet und mit einem hervorragendem Lederarmband ausgestattet, stört im abgelegten Zustand in Sachen Optik eigentlich nur der Uhrenboden aus Kunststoff. Die Uhr ist gegenüber ihren direkten Vorgängern erwachsener geworden und das bei einem zeitlos eleganten Design. Dies ist auch daran festzumachen, dass die neue Moto 360 gegenüber ihren Vorgängern auf den unteren schwarzen Display-Balken, in dem sich bislang der Helligkeitssensor für das Display befand, verzichtet. Das Uhrengehäuse misst 42,8 × 42,8 × 11,68 mm.
Die Uhr ist nach Klassifizierung (3 atm) gegen Spritzwasser abgedichtet und sollte somit nicht beim Baden, Duschen oder gar Schwimmen getragen werden.
Aktuelle Technik, wenn auch mit Lücken
Bei der technischen Ausstattung setzt die Moto 360 auf den aktuellen Platzhirsch Snapdragon Wear 3100, der in nahezu allen aktuellen Wear-OS-Smartwatches Verwendung findet. Hinzu kommen 1 GByte RAM und 8 GByte Festspeicher, von dem rund 5,5 GByte zur Verfügung stehen. Bei den Sensoren setzt die Uhr auf einen optischen Herzfrequenzsensor, einen Helligkeitssensor, einen Beschleunigungsmesser, ein Gyroskop und ein Barometer. Als Funkstandards bietet sie NFC, Bluetooth 4.2, WLAN b/g/n sowie Ortung mittels GPS, Glonass, Beidou und Galileo.
So weit, so gut – doch fehlt es der Moto 360 an einigen Dingen, um mit der Smartwatch-Konkurrenz gleichzuziehen. So besitzt die Uhr für Spracheingaben zwar ein Mikrofon, ein Lautsprecher für Interaktionen oder gar Telefonate fehlt jedoch. Eine eSIM-fähige LTE-Variante gibt es auch nicht.
Beim Display kommt ein OLED-Panel zum Einsatz, das abgesehen vom Ablesen bei direktem Sonnenlicht einen tadellosen Dienst verrichtet. Bei stark einfallendem Sonnenlicht genügt die höchste Helligkeitsstufe hingegen gerade einmal dafür aus, um die Uhrzeit halbwegs entziffern zu können. Das Display ist 1,2 Zoll groß und misst in der Achse 390 Pixel. Als Schutz ist Corning Gorilla Glass 3 angebracht. Negativ fällt der äußerst breite Display-Rahmen auf, den die Vorgänger nicht in diesem Maße aufwiesen und der im Radius gut zwei Millimeter beträgt. Anlass zur Kritik gibt es auch bei der Aktivierungszeit des Displays. Die Animation zwischen Heben des Handgelenks und Erwachen aus dem Always-on-Zifferblatt beansprucht gut zwei Sekunden, was zwar nicht lange klingen mag, im Test jedoch gleich mehrfach aufstößt.
App und Bedienung machen Spaß
Die Moto 360 setzt in der dritten Generation ebenfalls auf Android Wear, das sich mittlerweile unter dem Namen Wear OS auch für iOS-Geräte offen zeigt. Beide Kopplungsvarianten wurden im Test angewandt. Bis auf die typischen Einschränkungen, wie die fehlende Funktion zum Antworten auf Nachrichten und das Fehlen der kontaktlosen GooglePay-Funktion, stehen sich die beiden Optionen in nahezu nichts mehr nach.
Das Betriebssystem steht der Uhr überaus gut und macht in der Version 2.12 eine tolle Figur. Die Menüführung ist leicht verständlich und die gewünschten Optionen sind ohne Umwege stets erreichbar. Die Scroll-Funktion der Krone der Moto 360 passt hervorragend in das Ökosystem. Die Hardware-Leistung zeigte sich zu keiner Zeit ungenügend, sodass butterweich durch das Menü gescrollt werden konnte.
Nach wie vor nervig: Wear-OS-Smartwatches benötigen stets zwei Apps, um sie vollends nutzen zu können. Die Wear-OS-App kommt lediglich zur Kopplung und Einstellung der Smartwatch zum Einsatz. Sämtliche Vitalanalysen werden über die Google-Fit- oder eine Drittanbieter-App durchgeführt. Der Weg hin zu einer All-in-one-Lösung wäre hier – zumindest für Android-Geräte – die bessere Wahl.
Dessen ungeachtet sind beide Apps leicht verständlich umgesetzt. Die Google-Fit-App zeigt sich überaus schlank. Ohne unnötigen Schnickschnack wird sich auf das Wesentliche konzentriert, sodass lediglich die Vitalanalyse eingesehen und Trainingseinheiten manuell gestartet werden können. Die Hauptübersicht zeigt dabei in Form eines Kreisdiagramms die täglichen Schritte und sogenannte Kardiopunkte an. Besondere Punkte als weitere Zielvorgabe implementieren derweil viele Smartwatch-Hersteller – bei Fitbit werden sie beispielsweise „Aktivminuten“ genannt. Alle verfolgen dabei jedoch das gleiche Ziel. Punkte oder Minuten werden bei längeren Bewegungseinheiten, beim Training oder bei Bewegungen oberhalb einer gewissen Pulsfrequenz automatisch vergeben und angesammelt. Mit einer zweiten Zielvorgabe soll so ein weiterer Ansporn geschaffen werden.
Durch Tippen auf das Diagramm lassen sich Tages-, Wochen- und Monatsübersichten zu beiden Parametern einsehen. Im unteren Bereich der Startseite werden außerdem das Puls-, Schlaf- und Gewichts-Tracking ausgewertet. In der Trainingsübersicht werden alle gesammelten (längeren) Tracking-Einheiten sowohl mit als auch ohne GPS-Verfolgung aufgelistet. Bei der GPS-Genauigkeit wurde beim Begutachten eines längeren Spaziergangs indes festgestellt, dass die Ortung zumindest auf der Karte sehr „wackelig“ ist und teils etwa falsche Straßenseiten darauf wiedergegeben werden.
Gute Tracking-Ergebnisse mit minimalen Abweichungen
Legte die zweite Generation eine Punktlandung bei der Vitalaufzeichnung hin, kann die dritte Generation diese Leistung leider nicht wiederholen. Dennoch ermittelt die neue Moto 360 die Herzschläge zuverlässig und weicht bei Anstrengungen um durchschnittlich einen Schlag ab, was jedoch auch auf die Trageweise zurückgeführt werden könnte. Leichte Abweichungen gibt es ebenso bei der Schrittanalyse. Die 1.000 gezählten Schritte wertet die Uhr mit 1.011 Schritten aus.
Moto 360 3nd Gen | Referenz | Abweichung |
---|---|---|
73 | 73 | 0 % |
116 | 117 | -0,85 % |
100 | 99 | +1,01 % |
Magere Laufzeit und Rückschritt beim Laden
Die größte Enttäuschung der neuen Moto 360 ist die Akkulaufzeit. Zwar wächst der Akku von 300 auf nunmehr 355 mAh, doch genügt auch dies – trotz vermeintlich sparsamerer Hardware – nicht um konkurrenzfähig ausdauernd zu sein. Übersteht die Konkurrenz mittlerweile mehrere Tage oder gar Wochen ohne Ladung, sind es bei der Moto 360 im Höchstfall zwei Tage – mit energiesparenden Einstellungen. Hier muss der Träger jedoch auf einigen Komfort verzichten und etwa ohne Always-on, der Aktivierung beim Armheben/Neigen oder eine automatische Helligkeitsanpassung auskommen.
Im normalen Alltagsgeschehen, mit den genannten Komfortfunktionen, dem Sichten sowie dem Beantworten von Nachrichten und dem Tracking von kleineren Spaziergängen übersteht die Uhr mit Mühe etwas mehr als einen Tag. Bei vielen Nachrichten und der Steuerung von Musik verkündete die Uhr auch schon nach gut 17 Stunden ihren Feierabend. Als Anhaltspunkt: Bereits eine Trainingseinheit von etwa einer Stunde verschlingt bei aktivierter Ortung 20 Prozent der Akkuladung.
Damit nicht genug, sorgt das Thema Akku noch für einen weiteren Kritikpunkt. Die beiden vorherigen Ableger der Moto 360 wurden seinerzeit stets für eine kontaktlose Ladeschale, die von allen Seiten benutzt werden konnte, gelobt. Die Moto 360 (3. Generation) kommt hingegen mit Ladekontakten am Uhrenboden daher, sodass das Laden auch nur in eine Richtung möglich ist. Es tut dem Laden zwar keinen Abbruch, das ohnehin in knapp einer Stunde vollzogen ist, doch ist es ein Rückschritt.
Fazit
eBuyNow hat mit der dritten Moto-360-Generation der Serie einen überaus würdigen Nachfolger beschert, der sich dank Lizenzierung nahtlos in das einstige Image des Smartwatch-Wegbereiters Moto 360 einreiht. Und dennoch hinkt der neue Ableger der Konkurrenz hinterher. Zwar mit aktueller Hardware ausgestattet, fehlen – je nach Käufersegment – wichtige Funktionen wie beispielsweise ein Lautsprecher zur Interaktion oder LTE-Unterstützung.
Ebenfalls kritisch sind die breiten Display-Ränder und die mäßige Ablesbarkeit bei Sonnenlicht zu betrachten. Den größten Minuspunkt muss die Uhr jedoch bei der Akkulaufzeit verbuchen. Waren Laufzeiten von durchschnittlich einem Tag vor einigen Jahren noch vertretbar, zeigt die Konkurrenz bereits seit geraumer Zeit, dass es auch anders geht.
Auf der Habenseite kann die neue Moto 360 demgegenüber eine tadellose Verarbeitung vorweisen. Das Design der Uhr passt vollends und auch die Kronenfunktion harmoniert hervorragend mit dem Wear-OS-Ökosystem. Wenn auch subjektiv betrachtet, zählt die Moto 360 3. Generation aktuell zu den schönsten (vollwertigen) Smartwatches am Markt. Das allein genügt jedoch nicht für eine Empfehlung. Wer hingegen mit den Laufzeiten leben kann, erhält mit kleineren Abstrichen eine tolle Smartwatch, bei der Bedienung, Design und System stimmig sind.
ComputerBase hat die Moto 360 leihweise von Motorola zum Testen erhalten. Eine Einflussnahme des Herstellers auf den Testbericht fand nicht statt, eine Verpflichtung zur Veröffentlichung bestand nicht. Es gab kein NDA.
(*) Bei den mit Sternchen markierten Links handelt es sich um Affiliate-Links. Im Fall einer Bestellung über einen solchen Link wird ComputerBase am Verkaufserlös beteiligt, ohne dass der Preis für den Kunden steigt.
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