Open-Source-Strategie: Schleswig-Holstein stellt bis 2025 auf freie Software um

Sven Bauduin
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Open-Source-Strategie: Schleswig-Holstein stellt bis 2025 auf freie Software um
Bild: Schleswig-Holsteinischer Landtag

Das Bundesland Schleswig-Holstein hat heute seine Open-Source-Strategie für mehr freie Software und mehr Souveränität im Bereich des IT-Sektors vorgestellt. Bis 2025 beabsichtigt die Landesregierung, seine Software-Infrastruktur „weitestmöglich“ auf bestehende oder neue Open-Source-Lösungen umzustellen.

Land plant kompletten Umstieg bis 2025

Die Landesregierung von Schleswig-Holstein beabsichtigt, die IT-Systeme der Landesverwaltung bis zum Jahr 2025 vollständig auf Open Source umzustellen, um flexibler und souveräner zu werden und die Behörden des Bundeslandes unabhängig von Microsoft sowie dessen Betriebssystem und Anwendungssoftware zu machen.

Am vergangenen Donnerstag hatte der schleswig-holsteinische Landtag den bereits zum 1. Juni 2018 von der Landesregierung, bestehend aus CDU, Bündnis 90/Die Grünen und FDP, eingebrachten Antrag zur Nutzung von Open-Source-Software (PDF) mit breiter Mehrheit beschlossen. Für die vollständige Umstellung auf freie Software stimmten neben den Abgeordneten von CDU, Grünen und FDP auch die SPD und die AfD.

Schleswig-Holstein will langfristig komplett auf Open-Source-Software umsteuern. Ein entsprechender Antrag der Jamaika-Koalition wurde bei Enthaltung des SSW angenommen.

Schleswig-Holsteinischer Landtag

Das teilte der schleswig-holsteinische Landtag bereits am 18. Juni 2018 in seiner Bekanntmachung Open-Source-Software als Chance für moderne Verwaltung aus der 27. Sitzungswoche des Landesparlamentes mit. Dieses Vorhaben soll nun bis 2025 in die Tat umgesetzt werden.

Bundesland möchte unabhängig von Microsoft werden

Die Landesregierung veröffentlichte anlässlich ihres Juni-Plenums vom 19. Juni jetzt ihren abschließenden Bericht zur Nutzung von Open-Source-Software (PDF) und beabsichtigt demnach bis 2025 „eine vollständige Ablösung heute eingesetzter proprietärer Software“.

Fahrplan der Landesregierung von Microsoft hin zu Open Source
Fahrplan der Landesregierung von Microsoft hin zu Open Source (Bild: Schleswig-Holsteinischer Landtag)

Die Umstellung soll im Rahmen des zweiten nationalen Aktionsplans Deutschlands sowie der Open Government Partnership (OGP) erfolgen und neben Microsoft und dessen Client-Betriebssystem Windows 10 auch folgende Softwareprodukte anderer großer IT-Unternehmen betreffen, die teilweise bereits auf Open-Source-Lösungen migriert wurden und bis 2025 vollständig auf Open Source umgestellt sein sollen.

Der Plan der Landesregierung unterscheidet hierbei zwischen Frontend- und Backend-Migration.

Backend-Migration auf Open Source
Open Source Produkt Ersetztes Produkt Betroffene Schicht
Ubuntu Server Windows Server Server-Betriebssystem
Suse Linux Enterprise Edition (SLES)
Red Hat Enterprise Linux (RHEL)
MariaDB Microsoft SQL
Oracle DB
Datenbank
PostgreSQL
Apache HTTP-Server IIS Web-Server
Tomcat Application Server
Nextcloud Microsoft SharePoint Datenaustausch
OpenLDAP Microsoft Active Directory Verzeichnisdienst
Open-Xchange Microsoft Exchange Groupware

Auch im Frontend von Verwaltungen und Behörden wurden bereits zahlreiche Microsoft-Anwendungen durch Open-Source-Lösungen ersetzt, weitere sollen dem Bericht nach bis spätestens zum Jahre 2025 folgen.

Frontend-Migration auf Open Source
Open Source Produkt Ersetztes Produkt Betroffene Schicht
Mozilla Firefox Microsoft Edge
Internet Explorer
Webbrowser
VLC Media Player Windows Media Player Medienwiedergabe
OnlyOffice Microsoft Office Office Paket
LibreOffice
Matrix Messenger Skype for Business Kommunikation

Linux als alternatives Client-Betriebssystem

Auch der Einsatz von Linux als alternatives Client-Betriebssystem auf den Arbeitsplätzen der Landesverwaltung und Behörden werde zurzeit bereits „konzeptionell erarbeitet“, um einen „hochintegrierten und automatisierten Betrieb für Linux herzustellen“, wie er bereits mit Windows 10 erreicht wurde, so der schleswig-holsteinische Landtag in seinem aktuellen Bericht.

Mit dem Dataport-Projekt „Phoenix“ sei die Entwicklung eines Web-basierten Verwaltungsarbeitsplatzes bereits im vollen Gange, der durch seinen modularen Aufbau auch Groupware-Dienste wie E-Mail, Kalender und ein zentrales Dashboard, sichere und verschlüsselte Kommunikationsdienste wie Chats und Videokonferenzen sowie eine gemeinsame Dokumentbearbeitung per Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und Präsentationen ermöglichen soll.

Die Teilkomponenten der Plattform werden agil entwickelt – „auf der Basis der besten Open Source Lösungen“ und werden bereits seit April im Pilotbetrieb erprobt. Noch Mitte des Jahres soll die Plattform vollständig einsatzfähig sein.

Mit Microsoft an Grenzen gestoßen

Gegenüber Heise sagte der schleswig-holsteinische Digitalminister Jan Philipp Albrecht von Bündnis 90/Die Grünen, dass die Landesregierung vor allem in der Kommunikation mit den Bürgerinnen und Bürgern an Grenzen gestoßen sei.

Es ist bei uns häufig der Fall, dass wir bei bestimmten Diensten mit den entsprechenden Angeboten von Microsoft an unsere Grenzen gestoßen sind, etwa wenn es um die Kommunikation zwischen Verwaltung und Bürgerinnen und Bürgern oder auch innerhalb der Verwaltung geht.

Uns geht es deshalb darum, der Verwaltung in ihrer Infrastruktur möglichst viele Spielräume zu schaffen, so dass sie bestimmen kann, wie die Anwendungen tatsächlich zum Einsatz kommen.

Jan Philipp Albrecht (Bündnis 90/Die Grünen), Digitalminister, Schleswig-Holstein

Der Bund zeige sich „immer noch sehr zurückhaltend“, so Jan Philipp Albrecht weiter und ergänzte abschließend, dass letztlich „auch der Bund unter Druck geraten wird, weil die Situation ja klar ist. Die Frage der digitalen Souveränität wird eine größere Rolle spielen, allein schon aus Sicherheitsinteressen.