C:\B_retro\Ausgabe_40\: Athlon 64 FX-60 und Pentium XE 955 waren „extreme“ CPUs
tl;dr: Im Januar 2006 trafen mit dem pfeilschnellen AMD Athlon 64 FX-60 („Toledo“), der damaligen Speerspitze für den Sockel 939, und dem bärenstarken Intel Pentium XE 955 („Presler“), der Extreme Edition für den Sockel 775, zwei wirkliche sehr „extreme“ CPUs aufeinander, wobei Intel mit 65 vs. 90 nm den Fertigungsvorteil hatte.
Jeden Sonntag wirft diese Serie einen unterhaltsamen Blick zurück auf drei Jahrzehnte voller bewegter Geschichten und interessanten Entwicklungen der Computerszene. Mythen, Meilensteine und Meisterwerke: C:\B_retro\.
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AMD Athlon 64 FX-60 vs. Intel Pentium XE 955
Nachdem sowohl AMD mit dem Athlon 64 FX-51 (Test), Athlon 64 FX-53 (Test) und Athlon 64 FX-55 (Test) als auch Intel mit seinem Pentium 4 Extreme Edition (Test) und Pentium XE 840 (Test) zwischen 2003 und 2005 zahlreiche Spitzenmodelle ihrer jeweils aktuellen Produktreihen vorgestellt hatten, kam es dann im Januar 2006 zum großen Showdown zwischen dem AMD Athlon 64 FX-60 und dem Intel Pentium XE 955.
Noch Ende 2005 vorgestellt, kam es bereits Anfang 2006 zum Vergleich Toledo gegen Presler, 90 nm (SOI) gegen 65 nm und 110 W TDP gegen 130 W TDP, in einem Duell der „Extreme“.
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Die Ausgangslage
AMD hatte sich – auch bedingt durch den Erfolg des Athlon 64 – sehr viel Zeit gelassen um sein Prozessorportfolio nach oben hin auszubauen. Erschien der Athlon 64 X2 4800+ mit 2,4 GHz doch bereits im Mai 2005. Heute kaum vorstellbar, lockte Intel 2005 mit den günstigeren Preisen.
Der Intel Pentium D war für einen Bruchteil dessen zu haben, was bei AMD für einen Athlon 64 X2 aufgerufen wurde. Während der Pentium D 820 für rund 220 Euro über die Ladentheke ging, mussten Käufer für einen Athlon 64 X2 3800+ mindestens 320 Euro locker machen.
Die Spezifikationen
Den Anfang machen die technischen Daten der beiden extremen Kontrahenten, die sich Anfang 2006 – wenig überraschend – in ihrer jeweiligen Modellreihe an die Spitze des Portfolios von AMD und Intel setzten.
Der Athlon 64 FX-60 rundete die Produktpalette mit seinen beiden 2,6 GHz schnellen Toledo-Kernen oberhalb des Athlon 64 X2 4800+ (2,4 GHz) ab, der Pentium XE 955 positionierte sich mit seinen 3,46 GHz oberhalb des Pentium D 950 (3,4 GHz).
Merkmale | Intel Pentium Extreme Edition 955 |
AMD Athlon 64 FX-60 |
---|---|---|
Codename | Presler | Toledo |
Logo | ||
Taktrate oder Modellnummer (Takt in GHz) |
EE 955 (3,46) | FX-60 (2,6) |
Fertigung | 65 nm | 90 nm |
Sockel | Sockel 775 | Sockel 939 |
Dual-Core | ✓ | ✓ |
Multithreading | ✓ | X |
Frontside-Bus | 1.066 MHz QDR | entfällt |
Transistoren | 376 Mio. | 233 Mio. |
Chipgröße | 162 mm² | 199 mm² |
L1-Daten-Cache | 2× 16 kB | 2× 64 kB |
L2-Cache | 2× 2.048 kB | 2× 1.024kB |
L2-Anbindung | 256 Bit | 128 Bit |
L2-Modus | L1 inclusive | L1 exclusive |
Cache insgesamt | 4.096 kB | 1.280 kB 2.304 kB |
ComputerBase inszenierte das Duell der beiden Spitzen-CPUs im Januar 2006 im Stile eines Weltmeisterschaftsboxkampfes im Schwergewicht zwischen „Iron“ Mike Tyson und Evander „The Real Deal“ Holyfield.
Dem amtierende Champion wurde dabei traditionell die Ehre zuteil, dem Publikum zuerst vorgestellt zu werden.
In der rechten Ecke, mit einem Kampfgewicht von 233,2 Millionen Transistoren und einer Größe von 199 mm² in 90 nm feinen Strukturen, der Weltmeister! Der unglaubliche AMD Athlon 64 FX-60!
Er hat die Sommerpause genutzt um sich ein zweites Herz anzutrainieren und die Schlagrate von 2,4 GHz auf 2,6 GHz zu steigern. Die Kombination aus starker Linken und durchschlagendem rechten Haken soll bei 2,6 GHz schon vorzeitig zum Sieg führen.
ComputerBase, am 10. Januar 2006
Doch auch der äußerst vielversprechende Herausforderer aus der blauen Ecke wurde den Lesern nicht weniger imposant nähergebracht.
Doch auch die Herausforderer in der linken Ecke fühlen sich bestens gewappnet. Intel hat den Pentium Extreme Edition 840 aus dem Kader gestrichen und greift nun mit der Modellnummer „955“ an.
Schlanker ist er geworden. Mit fortschrittlicher 65-nm-Fertigungstechnologie wurden die Beweglichkeit gesteigert und Leckströme nach eigenen Angaben gesenkt. Die Schlagzahl wurde bei beiden Fäusten auf 3,46 GHz gesteigert.
ComputerBase, am 10. Januar 2006
Die Rahmenbedingungen
Das Duell sollte seinerzeit mit zahlreichen Anwendungsbenchmarks eröffnet werden, wobei beiden Prozessoren dabei auf das folgende Testsystem zurückgreifen konnten.
- Prozessor
- AMD Athlon 64 FX-60 (2,6 GHz)
- AMD Athlon 64 FX-57 (2,8 GHz)
- AMD Athlon 64 X2 4800+ (Toledo E6)
- AMD Athlon 64 X2 4600+ (Manchester E4)
- Intel Pentium Extreme Edition 955 (Presler B1)
- Intel Pentium Extreme Edition 840 (Smithfield A0)
- Intel Pentium D 670 (Prescott 2M E0)
- Motherboard
- Athlon 64 Sockel 939 Plattform:
Asus A8N-SLI Premium (nForce 4 SLI) - Pentium 4 Sockel 775 Plattform:
Intel D975XBX (i975X Express)
- Athlon 64 Sockel 939 Plattform:
- Arbeitsspeicher
- 2× 512 MB DDR400 Corsair TwinXP1024-3200XL (CL2-3-2-6)
- 2× 512 MB DDR2-667 Crucial Ballistix (CL5-5-5-12)
- Grafikkarte
- Gigabyte GeForce 7800 GT (PCI Express)
- Peripherie
- Hitachi HDS722516VLSA80
- Netzteil
- Tagan TG480-U22
- Treiberversionen
- Nvidia Detonator 81.98 (x64)
- Nvidia nForce 4 AMD Edition 6.69 (x64)
- Intel Chipsatz-Treiber 7.2.2.1006 (x64)
- Intel Audio-Treiber 5.10.4825 (x64)
- Intel Netzwerktreiber 10.2 (x64)
- Intel Southbridge-Treiber 5.5.0.1035 (x64)
- Software
- Microsoft Windows XP Professional x64
- Microsoft DirectX 9.0c Dezember 2005
- Microsoft Windows XP x64 Sicherheitspatches
Nachdem mit dem Testsystemen auch die Rahmenbedingungen abgesteckt wurden, konnte es endlich losgehen. Für alle Kenner des gepflegten CPU-Kampfes durfte abschließend das Featureset der beiden Kontrahenten natürlich nicht fehlen.
Merkmale | Intel Pentium Extreme Edition 955 |
AMD Athlon 64 FX-60 |
---|---|---|
Logo | ||
Energiesparfunktion | Noch defekt | Cool'n'Quiet |
Date Execution Prevention (NX-Bit) |
✓ | ✓ |
64-Bit-Technologie | ✓ (EM64T) | ✓ (AMD64) |
Virtualisierungs- Technologie |
✓ (Vanderpool) | X |
CPU-Architektur | 31-stufige Pipeline |
17-stufige (FPU) 12-stufige (ALU) Pipeline |
Befehlssätze | MMX SSE SSE2 SSE3 |
MMX 3DNow! 3DNow!+ SSE SSE2 SSE3 |
Es versprach also ein äußerst interessanter WM-Kampf zu werden und so hieß es dann auch endlich, Ring frei zur Runde eins.
Die Anwendungsleistung
Den Anfang machte das Duell um die beste Anwendungsleistung, das in den Kategorien Multimedia, Office, Packen und Rendern ausgefochten wurde.
Das Multimedia-Rating setzte sich seinerzeit aus sämtlichen Video- und Audio-Encoding-Tests zusammen. Bei der Umwandlung der WAV-Dateien in das MP3-Format mit Lame kamen dabei die Ergebnisse der Version 3.97a Alpha 2 (32-Bit) zum tragen, bei Ogg die Ergebnisse, die mit der P4-Version ermittelt wurden.
Der Athlon 64 FX-60 konnte die Kategorie Multimedia mit 4 Prozent Vorsprung gegenüber dem Pentium XE 955 für sich entscheiden.
In Sachen Office-Rating setzte ComputerBase Anfang 2006 vollständig auf die Einzelergebnissen von Sysmark 2004 SE der Business Applications Performance Corporation (BAPCo), dem seinerzeit führenden Office-Benchmark, mit dem die Leistungsfähigkeit von PCs beurteilt und verglichen werden konnte.
In der Kategorie Office konnte sich der Athlon 64 FX-60 noch ein Stück weiter von Intels Extreme Edition absetzen und entschied auch diese Kategorie für sich, diesmal mit 6 Prozent Vorsprung vor seinem Herausforderer.
In das Rating der Datenkompression flossen die gemittelten Ergebnisse von 7-Zip (32-Bit und 64-Bit) und die Einzelergebnisse von WinRAR (Rar, Zip) mit gleicher Gewichtung ein. Hierbei konnte der FX-60 den XE 955 um 9 Prozent hinter sich lassen, wenngleich der FX-57 mit nur einem Kern und hohem Takt noch einmal 5 Prozent mehr Leistung drauflegen konnte.
7-Zip und WinRAR waren Anno 2006 noch nicht wirklich auf Multi-Core-Prozessoren ausgelegt, weshalb die 2,8 GHz des FX-57 den Ausschlag gegenüber den 2,6 GHz des FX-60 gaben.
Die Render-/Raytracing-Rating, für das die Ergebnisse von Lightwave (nur 8 Threads) und die gemittelten Werte von Cinebench 2003 (32- und 64-Bit jeweils der Wert für das Rendern mit sämtlichen vorhandenen Prozessoren) sowie Pov-Ray 3.7 (32-Bit, 32-Bit SSE2, 64-Bit) miteinander verrechnet wurden, konnte der Herausforderer aus der blauen Ecke klar für sich entscheiden und gewann diese Runde mit 10 Prozent Vorsprung vor dem amtierenden Champion.
Hier schlug auch erstmals die Optimierung auf Dual-Core-Prozessoren richtig durch, weshalb ein Athlon 64 FX-57 um 90 Prozent geschlagen wurde.
Als nächstes mussten sich die beiden High-End-Prozessoren in der Kategorie Spieleleistung miteinander messen und sich auch gegenüber ihren Vorgängern behaupten.
Die Spieleleistung
In das damalige Spiele-Rating flossen sämtliche Spiele mit ein. Sofern bei einem der Spiele Ergebnisse einer 32-Bit- und 64-Bit-Version vorlagen, wurde zuvor ein Mittelwert berechnet. Beim 3DMark03 und 05 wurde nur der Wert in der vorgeschriebenen Testauflösung (1.280 × 1.024, 2× FSAA, 8× AF) verwendet.
In Sachen Spieleleistung gelang es nicht nur dem Athlon 64 FX-60 sondern auch dem FX-57 sowie dem Athlon 64 X2 4800+ und 4600+ den Pentium XE 955 zu schlagen. Der FX-60 war im Schnitt 8 Prozent schneller in Spielen unterwegs als der XE 955.
Auch hier fehlte es zu Beginn des Jahres 2006 noch an einer ordentlichen Implementierung einer entsprechenden Multi-Core-Unterstützung, weshalb der FX-57 nur rund 1 Prozent hinter dem FX-60 ins Ziel kam.
Am deutlichsten konnte sich AMDs neue Speerspitze in Unreal Tournament 2004 mit 15 Prozent (32-Bit) respektive 21 Prozent (64-Bit), Serious Sam 2 (30 Prozent) und Painkiller Booh (34 Prozent) absetzen.
In Half Life 2, Quake 4, FarCry und Fear ging es hingegen sehr viel enger zur Sache, wozu nicht zuletzt auch ein deutlich zu Tage tretendes GPU-Limit beitrug. Alles in allem war der Athlon 64 FX-60 ab diesem Zeitpunkt aber der deutlich schnellste Prozessor für Spiele, was mit der zunehmender Unterstützung für Dual-Core-Prozessoren noch stärker zum Tragen kam.
Alles sah also danach aus, dass AMD seinen Weltmeistertitel würde verteidigen können. Doch noch mussten die Verbrauchswerte mit in die Punktewertung einfließen.
Der Verbrauch
Spätestens in der Kategorie Stromverbrauch sorgte der Athlon 64 FX-60 dann für die endgültige Entscheidung und konnte den Pentium XE 955 sowohl in Sachen typischer Desktop-Verbrauch (Idle) als auch unter Vollast im PCMark05 auf die Bretter schicken. Gemessen wurde der Verbrauch des gesamten Testsystems.
Mit einem 50 Prozent höheren Verbrauch auf dem Desktop und einer gar 70 Prozent höheren Leistungsaufnahmen unter Last, hatte der Pentium XE 955 in Sachen Effizient klar das Nachsehen gegen den Athlon 64 FX-60, was zumindest zum Teil auch an den nicht funktionierenden Stromsparfunktionen des blauen Herausforderers lag.
Der Athlon 64 FX-60 entschied damit auch das Gesamtergebnis für sich und nahm damit im Januar 2006 verdient seinen Platz an der Spitze der CPU-Nahrungskette ein.
Am Ende war es der erwartete spannende Kampf der Extreme, der keinen der Augenzeugen im Jahr 2006 kalt lies, weshalb das endgültige Kampfurteil auch dem damaligen Punktrichter überlassen bleibt.
Was gibt es zum Abschluss zu sagen? Eigentlich sprechen sowohl die Performance-Messungen als auch der ermittelte Stromverbrauch der Boliden eine klare Sprache. „Gut gekämpft, Intel! Doch für den Weltmeistertitel hat es leider nicht gereicht“.
Zusammengefasst: Setzt man die Performance des XE 955 als Maßstab an, so erhält man bei AMD mit dem Athlon 64 4600+ für 620 Euro ein gleich schnelles Produkt. Wer dagegen gerne das schnellste vom Schnellsten sein Eigen nennt, der sollte zum neuen Athlon 64 FX-60 greifen.
Der Intel Pentium XE 955 kostete Anfang 2006 bei einer Abnahmemenge von 1.000 Stück exakt 999 US-Dollar, der AMD Athlon 64 X-60 schlug bei gleichen Rahmenbedingungen mit 1.031 US-Dollar zu Buche.
Der Geheimtipp damals: der AMD Athlon 64 X2 4600+ für 599 US-Dollar.
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Die letzten fünf Ausgaben in der Übersicht
An dieser Stelle finden sich die letzten fünf Themen der vorangegangenen Ausgaben von C:\B_retro\:
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