AMD Ryzen „Matisse 2“ im Test: Benchmarks in Anwendungen
2/4Testsystem und Testmethodik
ComputerBase hat die drei neuen CPUs durch den seit Anfang 2019 genutzten Anwendungsparcours geschickt. Die Vorgänger waren darin bereits enthalten, allerdings mit Stand Juli 2019 und damit einer frühen AGESA-Variante für Zen 2. Um den Vorteil der neuen XT-CPUs isoliert betrachten zu können, hat die Redaktion Ryzen 9 3900X, Ryzen 7 3800X und Ryzen 5 3600X noch einmal mit aktuellstem BIOS für das MSI MEG X570 Godlike (Version 1.95 vom 3. Juli 2020, AGESA ComboAM4v2PI 1.0.0.2) neu getestet.
In ausgewählten Benchmarks wurden neben den Ergebnissen auch Sensordaten für den CPU-Takt (Multi-Core: Durchschnitt über alle Kerne; Single-Core: jeweils höchster Takt), die CPU-Leistungsaufnahme (PPT) und die CPU-Temperatur (Tctl/Tdie) über HWiNFO aufgezeichnet.
Als Kühler kam der Noctua NH-U14S (Test) zum Einsatz, die 2 × 8 GB DDR4-3200 wurden mit den Primär-Timings 14-14-14-14-34-1T betrieben.
Multi-Core-Benchmarks: Ergebnisse und Analysen
Der Durchschnitt über die Ergebnisse in den Multi-Core-Szenarien sieht Ryzen 7 3800XT und Ryzen 5 3600XT mit einem Prozent Vorsprung minimal vor den Vorgängern liegen, Ryzen 9 3900XT und Ryzen 9 3900X sind hingegen gleichauf. Im Vergleich zu den Resultaten von vor einem Jahr wären die Abstände doppelt so groß ausgefallen, respektive hätte auch der 12-Kern-Prozessor einen Leistungszugewinn gezeigt.
Ein detaillierter Blick auf die CPU-Takt-, CPU-Leistungsaufnahme- und CPU-Temperatur-Verläufe in den Benchmarks Blender, Handbrake und Cinebench R20 (Multi-Core) zeigt, warum das so ist, und liefert weitere interessente Einblicke.
Im Blender Benchmark takteten der neue Ryzen 7 und der neue Ryzen 5 im Mittel 62 respektive 50 MHz höher als die Vorgänger, der Ryzen 9 3900XT hingegen nicht. Der 12-Kern-Prozessor mit einer TDP von 105 Watt darf allerdings auch nie mehr als 142 Watt aufnehmen und schon der Ryzen 9 3900X erreichte diesen Wert. Mehr Takt bei gleichem Verbrauch liefert der Ryzen 9 3900XT nicht.
Das tun allerdings auch Ryzen 7 3800XT und Ryzen 5 3600XT nicht: Die von HWiNFO ermittelte Package-Power liegt jeweils knapp 10 Watt höher. In diesem Fall ist der Anstieg noch kein Problem, denn auch der Ryzen 7 3800XT (105 Watt TDP) dürfte bis zu 142 Watt, der Ryzen 5 3600XT (95 Watt TDP) bis zu 129 Watt aufnehmen. Auch die Temperaturen fallen infolgedessen höher aus.
Takt (⌀) | Package-Power (⌀) | Temperatur (⌀) | |
---|---|---|---|
Blender Benchmark – Multi-Core | |||
Ryzen 5 3600X | 4.156 MHz | 70,5 Watt | 68 °C |
Delta | +50 MHz | +9,8 Watt | +10 °C |
Ryzen 5 3600XT | 4.206 MHz | 80,3 Watt | 78 °C |
Ryzen 7 3800X | 4.175 MHz | 89,7 Watt | 73 °C |
Delta | +62 MHz | +9,6 Watt | +6 °C |
Ryzen 7 3800XT | 4.237 MHz | 99,3 Watt | 79 °C |
Ryzen 9 3900X | 4.050 MHz | 141,1 Watt | 81 °C |
Delta | -2 MHz | -0,5 Watt | +8 °C |
Ryzen 9 3900XT | 4.048 MHz | 140,6 Watt | 89 °C |
Cinebench R20 im Multi-Core-Durchlauf zeigt dasselbe Verhalten und liefert damit abermals den Grund für das Abschneiden des Ryzen 9 3900XT: Mehr Takt pro Watt gibt es bei Volllast auf allen zwölf Kernen mit dem XT nicht und weil schon dem X das Leistungsbudget ausging, kann auch der XT nicht höher takten.
Takt (⌀) | Package-Power (⌀) | Temperatur (⌀) | |
---|---|---|---|
Cinebench R20 – Multi-Core | |||
Ryzen 5 3600X | 4.158 MHz | 74,9 Watt | 68 °C |
Delta | +72 MHz | +10,3 Watt | +8 °C |
Ryzen 5 3600XT | 4.230 MHz | 85,3 Watt | 76 °C |
Ryzen 7 3800X | 4.179 MHz | 94,2 Watt | 72 °C |
Delta | +65 MHz | +10,8 Watt | +6 °C |
Ryzen 7 3800XT | 4.244 MHz | 105,0 Watt | 78 °C |
Ryzen 9 3900X | 4.045 MHz | 141,8 Watt | 76 °C |
Delta | +2 MHz | 0,2 Watt | +8 C |
Ryzen 9 3900XT | 4.047 MHz | 142,0 Watt | 84 °C |
In der dritten Multi-Core-Last, die die Redaktion im Detail betrachtet hat, bleiben die maximal 142 Watt für den Ryzen 9 3900XT erneut die Bremse, während Ryzen 7 3800XT und Ryzen 5 3600XT abermals höhere Taktraten bei gestiegener Leistungsaufnahme stemmen können – die Temperaturen liegen auch in diesem Fall höher.
Takt (⌀) | Package-Power (⌀) | Temperatur (⌀) | |
---|---|---|---|
Handbrake – Multi-Core | |||
Ryzen 5 3600X | 4.149 MHz | 75,8 Watt | 70 °C |
Delta | +56 MHz | +9,5 Watt | +8 °C |
Ryzen 5 3600XT | 4.205 MHz | 84,3 Watt | 78 °C |
Ryzen 7 3800X | 4.158 MHz | 92,5 Watt | 75 °C |
Delta | +68 MHz | +10,3 Watt | +6 °C |
Ryzen 7 3800XT | 4.226 MHz | 102,8 Watt | 81 °C |
Ryzen 9 3900X | 4.064 MHz | 137,7 Watt | 80 °C |
Delta | -8 MHz | -1,6 Watt | +7 °C |
Ryzen 9 3900XT | 4.056 MHz | 136,1 Watt | 87 °C |
Höhere Temperaturen zeigt interessanterweise auch der Ryzen 3900XT – trotz gleicher Taktraten bei gleichem Verbrauch und – laut HWiNFO – auch identischer Spannung. Das Verhalten konnte auf dem MSI MEG X570 Godlike sowohl mit einem Beta-BIOS als auch mit dem finalen BIOS nachgestellt werden: Auch im Power-Limit bei gleichem Verbrauch und gleichem Takt wie der Vorgänger ist das Muster des Ryzen 9 3900XT deutlich wärmer unterwegs.
Single-Core-Benchmarks: Ergebnisse und Analysen
Im Single-Core-Leistungs-Rating bestehend aus den Ein-Kern-Benchmarks in Cinebench R15, R20 und POV-ray zeigen alle drei CPUs ein Leistungsplus gegenüber dem jeweiligen Vorgänger – auch beim direkten Vergleich auf derselben Platine mit selber aktueller BIOS-Version. Beim Ryzen 5 beträgt der Zuwachs zwei, beim Ryzen 9 drei und beim Ryzen 7 gar vier Prozent – das passt gut zum von AMD versprochenen zwei (100 MHz) respektive vier (200 MHz) Prozent höheren maximalen Turbotakt.
AMD weist noch höhere Zuwächse aus. Allerdings erreichten die XT-CPUs in der Redaktion nicht das vom Hersteller genannte Niveau, während die X-Modelle es in zwei Fällen übertrafen, in einem erreichten und ansonsten nur knapp verfehlten. Dass die von AMD genannten Werte für die X-Modelle möglich sind, daran besteht kein Zweifel, aber es dürften seltene Ergebnisse unter optimalen Bedingungen ohne einen dazwischenfunkenden (Windows-)Prozess gewesen sein.
Cinebench R20 | Cinebench R15 | |||
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CPU | Redaktion | AMD | Redaktion | AMD |
Ryzen 9 3900XT | 539 | 547 | 220 | 222 |
Ryzen 9 3900X | 531 | 528 | 215 | 215 |
Ryzen 7 3800XT | 539 | 547 | 220 | 222 |
Ryzen 7 3800X | 522 | 524 | 209 | 211 |
Ryzen 5 3600XT | 521 | 528 | 207 | 215 |
Ryzen 5 3600X | 513 | 510 | 202 | 204 |
Doch zurück zu den Benchmarks der Redaktion: Der detaillierte Blick auf den Cinebench R15 zeigt wie erwartet den größten durchschnittlichen Taktzuwachs beim Ryzen 7 3800XT: 142 MHz mehr liefert die CPU im Durchschnitt bei einem Mehrverbrauch von 2,8 Watt respektive 13 Prozent – auch die Temperatur steigt.
Interessant verhält sich in diesem Fall der Ryzen 9 3900XT im Vergleich zu seinem Vorgänger: Sein Taktplus fällt mit im Durchschnitt 83 MHz ebenfalls deutlich aus, der Verbrauch steigt hingegen nicht und die Temperatur nur moderat.
Takt (⌀) | Package-Power (⌀) | Temperatur (⌀) | |
---|---|---|---|
Cinebench R15 – Single-Core | |||
Ryzen 5 3600X | 4.400 MHz | 20,6 Watt | 49 °C |
Delta | +91 MHz | +3,2 Watt | +9 °C |
Ryzen 5 3600XT | 4.491 MHz | 23,8 Watt | 58 °C |
Ryzen 7 3800X | 4.477 MHz | 22,0 Watt | 57 °C |
Delta | +142 MHz | +2,8 Watt | +4 °C |
Ryzen 7 3800XT | 4.619 MHz | 24,8 Watt | 61 °C |
Ryzen 9 3900X | 4.562 MHz | 31,8 Watt | 58 °C |
Delta | +83 MHz | -0,1 Watt | +2 °C |
Ryzen 9 3900XT | 4.645 MHz | 31,7 Watt | 60 °C |
In Summe fallen die Leistungsvorteile der XT-CPUs im App-Testparcours der Redaktion gering aus. Bei Volllast auf allen Kernen verhindern die maximal erlaubten 142 Watt Package-Power beim Ryzen 9 3900XT sogar jeglichen Fortschritt, während die beiden kleineren CPUs um ein mageres Prozent zulegen – bei höherem Verbrauch und höheren Temperaturen. Mit 2 bis 4 Prozent deutlich sind die Zugewinne in Single-Core-Lasten. Ryzen 9 3900XT und Ryzen 7 3800XT sind ab sofort AMDs schnellste CPUs in dieser Disziplin und liegen weniger als 5 Prozent hinter dem 5,3-GHz-Prozessor Intel Core i9-10900K zurück.
App-Leistungsaufnahme an der Steckdose
Dass die von HWiNFO auf Basis von internen Sensordaten ausgewiesenen höheren Verbräuche der XT-CPUs der Serien Ryzen 5 und 7 der Realität entsprechen, zeigt zum Abschluss der Betrachtung der Leistung in Apps ein Blick auf den Verbrauch des gesamten Testsystems an der Steckdose (Netzteil: Corsair RM750). Ryzen 9 3900XT und 3900X nehmen sich hingegen kaum etwas, weil schon die X-Version in Multi-Core-Anwendungen in der Regel am Limit der 105-Watt-TDP-CPUs von 142 Watt hing.