Creative SXFI Gamer im Test: Klang und Mikrofon
2/3Klanglich sehr viel Luft nach oben
Auch das neue SXFI-Headset ist wie seine Vorgänger mit einem 50 mm großen Neodymium-Treiber ausgestattet, der laut Hersteller sowohl bei digitaler wie auch bei analoger Verwendung einen Frequenzgang von 20 Hz bis 20 kHz unterstützen soll. Klanglich orientiert sich das SXFI Gamer somit stark am SXFI Air C, denn auch beim neuen Modell ist der Mitteltonbereich am dominantesten und die Hochtonwiedergabe teilweise etwas zu scharf eingestellt. Auf der anderen Seite hat es Creative versäumt, die größte klangliche Schwachstelle des Air C zu beseitigen – das Bassfundament fällt auch beim neuen Headset zumindest im normalen Stereo-Modus äußerst dürftig aus. Erneut kann der Equalizer hier kaum helfend eingreifen. Dass das Gamer aber zumindest technisch zu mehr in der Lage ist, wird bei aktivierter SXFI-Funktion deutlich, denn dann schafft es das Headset auch mal richtig schön zu scheppern und zu rumoren.
Bass! Wir brauchen mehr Bass!
Im normalen Spielbetrieb hinterlässt das Headset einen gespaltenen Eindruck: Zwar fällt die räumliche Ortung in Spielen aufgrund der teilweise überdeutlichen Hochtonwiedergabe gut aus, dafür verhindert das fehlende Bassfundament in vielen Titeln ein gewisses „Mittendringefühl“. Bei Games wie CS:GO mag das nicht so schlimm sein, da es hier schon auf feinste Nuancen in der Erkennung ankommen kann. Bei epischen Schlachten sieht das aber wiederum anders aus. Hierbei macht es auch keinen Unterschied, ob das Headset per USB oder analoger Verbindung verwendet wird. Lediglich auf die Bedienelemente am Gerät selbst muss der Nutzer dann verzichten – nicht einmal die Lautstärke lässt sich am SXFI Gamer noch regeln.
Das wäre nicht so schlimm, würde Creative dem SXFI Gamer bei der Stereo-Nutzung in der Software die gleichen klanglichen Ressourcen zur Verfügung stellen. Denn wird SXFI aktiviert, kehrt sich das Bild komplett um: Dann liefern die Treiber einen richtig schönen wummernden Tieftonbereich, dafür verschwimmen Mitten und Höhen nicht selten zu einem einzigen Brei, der eine Ortung erschweren kann.
Holografische Halluzinelle
Mit der SXFI-Funktion soll das System Anwendern laut Creative „die perfekte Mischung aus kinoreifen Effekten und präzisen akustischen Details“ bieten, die dabei die „brustschmetternde Wirkung jeder Explosion auf dem Schlachtfeld“ spüren. Wie so oft herrscht zwischen Werbung und Realität eine große, schier unüberwindbare Kluft.
Beim Air C hat Creative noch davon gesprochen, dass die virtuelle Räumlichkeit mit einem ortbaren Hinten oder Vorne nicht das Ziel der Funktion ist, sondern dass der Anwender vergisst, einen Kopfhörer zu tragen. Dass sich im virtuellen Raum die einzelnen klanglichen Komponenten vermischen sollen, könnte aber auch so verstanden werden, dass sich der Träger beim Betrachten eines Konzertes oder eines Filmes wie vor einem TV oder der Stereo-Anlage sitzend fühlen soll. Statt also mittendrin zu sein, soll die Ausgabe des Fernsehers simuliert werden.
Jetzt spricht der Hersteller jedoch davon, dass die Darstellung des Geschehens wie „in der realen Welt“ klingt. Doch ist der Kinosaal, in dem der Nutzer einen Film schaut, die simulierte reale Welt? Oder sollte das nicht die sein, in welcher der Film spielt? Und gehört zu dieser realen Welt nicht auch die örtliche Bestimmung der Objekte? Letztere wird mit der Funktion leider deutlich eingeschränkt. Bei Aufbauspielen kann das noch wirken, ebenso bei Rennsimulationen oder epischen Schlachten – hier kann das Vermischen von Klängen ein deutlich realistischeres Bild liefern. Bei Shootern, bei denen es vor allem auf die leisen Töne ankommt, wird dem Spieler jedoch ein wichtiges Instrument zum Bestehen genommen. Hier soll zwar der neue Battle-Mode Abhilfe und ein besseres Erkennen der Richtung schaffen, doch auch hier liefert die reine Stereo-Ausgabe die brauchbareren Ergebnisse.
Musik: Mal so, mal so.
Generell ist zu sagen, dass der Anwender seinem Gehör einige Zeit geben sollte, sich an die neue Art der Ausgabe zu gewöhnen. Ständiges Hin-und-her-Schalten irritiert dieses nur, womit beide Ausgaben schlecht klingen werden.
Beim Hören von Musik hängen die Qualität und die Wirksamkeit des Effektes ebenso stark vom Ausgangsmaterial ab: Bei elektronischer Musik sowie Klassik tritt dieser stärker auf, bei Rock wandelt sich die Ausgabe schnell ins Gegenteil und wird breiig. So macht das erhöhte Bassfundament besonders bei Live-Konzerten Spaß, die Hallenatmosphäre kommt bei der normalen Stereo-Abmischung jedoch oftmals besser rüber. Dies wird vor allem dann deutlich, wenn die SXFI-Funktion wieder deaktiviert wird.
Bei Filmen ändert sich das akustische Bild ebenso wenig. Gerade bei actionreichen Inhalten birgt das stärkere Fundament einen Zugewinn, dafür wirken Stimmen etwas künstlich und die Räumlichkeit nimmt wie beschrieben ab. Nicht selten kommt bei den Dialogen das Gefühl auf, einen im Kino abgefilmten Streifen zu schauen. Dennoch kann der Effekt hier positiver in Erscheinung treten. Einen deutlichen Vorteil bietet die Funktion hingegen vor allem bei Mono-Quellen, also bei alten Filmen, aber auch bei reinen Hörbüchern. Hier gewinnt die Darstellung hörbar an Breite.
Verbessertes Mikrofon
Mit dem neuen und nach wie vor abnehmbaren „CommanderMic“ präsentiert Creative einige Änderungen. So hat sich der Frequenzgang mit 100 Hz bis 16 kHz gegenüber dem Vorgänger leicht verschoben. Den größeren Einfluss auf die Klangqualität soll aber die neue Konstruktion mit integriertem Pop-Filter bieten, der Plosiv-Laute deutlich reduzieren soll. Gleichzeitig hat der Hersteller das System mit der SXFI-in-Person-Technologie ausgestattet, welche die Stimme erkennen und effektiv verbessern soll, während Störgeräusche dem Hersteller nach wirkungsvoll eliminiert werden.
Die neuen Maßnahmen sorgen in der Summe tatsächlich für eine Verbesserung der abgebildeten Stimme, wenn auch aufgrund des weiten Frequenzganges die hohen Anteile stärker hätten zur Geltung kommen können. Dennoch wird die Stimme gut und verständlich wiedergegeben, während Störgeräusche zumindest im Ansatz effektiv unterdrückt werden. Dass diese Funktion jedoch schnell an ihre Grenzen kommt, zeigt das Hörbeispiel mit ausgeprägten Störgeräuschen: Fallen diese zu hoch aus, kann die Stimme nicht mehr gut erkannt und von den Störungen getrennt werden, womit die Funktion nicht nur diese, sondern auch Teile der Stimmeingabe unterdrückt. Das Ergebnis ist eine pumpende Ausgabe mit leichtem Flanger-Effekt. Ein Pop-Filter in Form eines Schaumstoffüberzuges wäre also auch hierbei die bessere Alternative zur digitalen Variante gewesen.
Creative SXFI Gamer
Creative SXFI Air C
beyerdynamic Custom Game
Lioncast LX55
Lioncast LX55 USB
Asus Rog Theta Electret
XPG Precog
HP Omen Mindframe Prime
Corsair Virtuoso RGB Wireless
HyperX Cloud Flight S
Cooler Master MH670
Wie effektiv die neue Funktion dennoch arbeitet, wird deutlich, sobald das Headset rein analog verwendet wird. Dann verliert das Mikrofon einen deutlichen Anteil der hohen Frequenzen bei einem stärker vernehmbaren Grundrauschen.
Per USB angeschlossen lässt sich das Mikrofon während der Verwendung einfach an der linken Ohrmuschel stummschalten, der jeweilige Zustand ist an einer LED-Leuchte am Mikrofon selbst zu erkennen. Analog genutzt entfällt diese Möglichkeit aber, sodass die Aufnahmeeinheit an der Soundkarte oder im System selbst deaktiviert werden muss.