Huawei: So beliebt ist die AppGallery in Europa und was noch kommt

Nicolas La Rocco
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Huawei: So beliebt ist die AppGallery in Europa und was noch kommt
Bild: Huawei

Mittelfristig ist nicht absehbar, dass sich die Situation zwischen den USA und China entspannt und Huawei wieder Zugriff auf die Google Mobile Services (GMS) erhalten wird. Das eigene Ökosystem der Huawei Mobile Services (HMS) wird deshalb stetig erweitert. Dabei sollen auch Dienste zum Bezahlen und fürs Auto Einzug halten.

Die P30-Serie war die letzte Flaggschiff-Familie von Huawei, die mit dem gewohnten Software-Paket aus Android mit EMUI und Google Mobile Services ausgeliefert wurde. Seit Mai des letzten Jahres greifen die Sanktionen der USA, die unter anderem Google dazu zwangen, die Geschäftsbeziehungen zu Huawei zu kappen. Seitdem werden vollständig neue Smartphones und Tablets ausschließlich mit den Huawei Mobile Services ausgeliefert, die unter anderem die AppGallery für den App-Download nutzen.

Suchmaschine für neue Apps

Anwender können ihre Apps aber nicht nur über die AppGallery beziehen, sondern auch alternative App-Stores dafür nutzen oder die manuelle Installation von APK-Dateien durchführen. Um nicht jeden alternativen App-Store einzeln besuchen und nach einer spezifischen App durchsuchen zu müssen, bietet Huawei die sogenannte Petal-Suche an, die als Metasuchmaschine zehn verschiedene Portale nach APK-Dateien durchsucht. Zu den Quellen zählen unter anderem bekannte Größen wie der Amazon Appstore oder APK Pure. Dass aus diesen Quellen nur sichere und keine manipulierten APK-Pakete auf den Smartphones der Anwender landen, will Huawei regelmäßig kontrollieren.

Trotz alternativer Bezugsquellen, die zumindest den ersten Schritt der Installation einer App ermöglichen, kann es bei vielen Anwendungen dazu kommen, dass diese nicht lauffähig sind, da sie so konzipiert wurden, dass sie gewisse Dienste von Google voraussetzen. Dazu zählen vor allem viele Transport-Apps für Car-Sharing-, Scooter- und Taxi-Dienste, die auf Google Maps setzen. Huawei will deshalb mit einem erweiterten Angebot an Software-Frameworks, den sogenannten Kits, Entwicklern die gleichen Möglichkeiten der Umsetzung innerhalb der HMS bieten. Automatisch lauffähig sind die Anwendungen damit zwar nicht, ein Entwickler, der ausschließlich auf Google setzt, soll aber zumindest die gleichen Voraussetzungen bei Huawei erhalten.

Huawei Map Kit integriert eigenen Kartendienst in Apps
Huawei Map Kit integriert eigenen Kartendienst in Apps (Bild: Huawei)

Wie die Kits bei den Entwicklern aufgenommen werden, zeigen für den Zeitraum von Januar bis April 2020 veröffentlichte Daten von Huawei. Die Nutzung von Map Kit sei global betrachtet mit einem Plus von 1.300 Prozent am stärksten gestiegen, dahinter liegt das Analytics Kit mit 500 Prozent Zuwachs. Die Nutzung des eigenen Software-Frameworks für In-App-Käufe ist dagegen gerade einmal um 7 Prozent gewachsen.

7 Prozent europäische AppGallery-Nutzer

Wie groß der Anteil europäischer Nutzer in der AppGallery ist, legt Huawei erstmals für das erste Halbjahr 2020 offen. Demnach zählt der eigene App-Store durchschnittlich 33 Millionen monatlich aktive Nutzer (MAU) in Europa. Das ist ein Anteil von 7 Prozent gemessen an der globalen MAU-Zahl von 460 Millionen. Der Großteil der Anwender dürfte weiterhin aus China kommen, wo Huawei-Geräte ausschließlich mit HMS laufen. Bezogen auf einzelne, von Huawei vorinstallierte Apps, ist der Anteil in Europa mit zum Beispiel 9 Prozent (19 Millionen) bei der Cloud-App größer. Den Huawei-Browser nutzen 2,6 Millionen Anwender (0,8 Prozent), Huaweis Musik-App kommt auf 5 Millionen MAUs in Europa und bei der eigenen Video-App sind es aktuell 3,9 Millionen Anwender.

Ein MAU ist zumindest schon einmal ein monatlich aktiver Nutzer, wie viele Apps dieser aktive europäische Anwender aber aus der AppGallery geladen hat, bleibt unbekannt. Im ersten Halbjahr 2020 seien global betrachtet mehr als 184 Milliarden Apps aus der AppGallery geladen worden, erklärte Huawei. Für Europa ist zudem bekannt, dass die Anzahl der Anwender mit einem Huawei-Konto (Huawei ID) vom ersten Halbjahr 2019 um 62 Prozent auf mehr als 73 Millionen im ersten Halbjahr 2020 gestiegen ist.

Monatlich aktive Nutzer (MAU) im ersten Halbjahr 2020
Anwendung Global Europa Anteil
AppGallery 460 Mio. 33 Mio. 7,17 %
Browser 320 Mio. 2,6 Mio. 0,81 %
Cloud 210 Mio. 19 Mio. 9,05 %
Themes 100 Mio. 8 Mio. 8,00 %
Music 160 Mio. 5 Mio. 3,13 %
Video 170 Mio. 3,9 Mio. 2,29 %
Assistant 210 Mio. 2,2 Mio. 1,05 %

Das Bezahlen mit dem Smartphone soll (irgendwann) kommen

Lücken in Huaweis Ökosystem klaffen derzeit vor allem beim Bezahlen mit dem Smartphone und der Nutzung im Auto. Bei Huawei gibt es bisher keine Alternative für das Bezahlen im Geschäft mit Google Pay oder die Nutzung des Smartphones auf dem Infotainmentsystem mit Android Auto. Wer diese Dienste in der alltäglichen Nutzung gewohnt ist und nicht mehr darauf verzichten möchte, muss zwangsweise einen Bogen und die Produkte von Huawei schlagen. Denn Google Pay oder Android Auto lassen sich auch nach der manuellen Installation von APK-Dateien nicht auf den Geräten ausführen.

Beidem sei sich Huawei bewusst und will für Abhilfe sorgen. Mit Huawei HiCar ist seit dem letzten Jahr bereits ein eigenes Betriebssystem für Autos in der Entwicklung, das mit Plattformen wie Android Automotive von Google, das zum Beispiel Volvo und Polestar nutzen, konkurrieren soll. Doch auch ein vergleichbares Produkt zu Android Auto sei von Huawei geplant. Einen öffentlich kommunizierten Zeitplan dafür gibt es allerdings nicht.

Ähnlich ist es um das Bezahlen mit dem Huawei-Smartphone im Laden bestellt. Mit Huawei Pay gibt es aber immerhin schon eine fertig entwickelte Lösung, die allerdings nicht in Deutschland oder allgemein Europa verfügbar ist. Bisher können Huawei Pay nur Anwender aus China (inklusive Hongkong und Macau), Singapur, Pakistan und Russland nutzen. Auch für die Verfügbarkeit von Huawei Pay in Europa gibt es bisher keinen Zeitplan, den das Unternehmen bereits teilen wollte.

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