Huawei MatePad Pro im Test: Konnektivität und System
3/6Konnektivität
Die vorliegende Variante des MatePad Pro unterstützt LTE nach CAT 19, was eine theoretische Download-Rate von bis zu 1,6 Gbit/s und einen Upload von bis zu 225 Mbit/s ermöglicht. Für Käufer in Deutschland interessanter ist die WLAN-Unterstützung nach Standard 802.11a/b/g/n/ac in den Bändern 2,4 und 5 GHz sowie Bluetooth 5.1. Auf NFC muss nativ verzichtet werden, es ist aber über das Smart Magic Keyboard verfügbar.
Die Übertragungsraten im heimischen WLAN-Netz halten sich trotz der technisch guten Ausstattung in Grenzen: Im 2,4-GHz-Band kam das MatePad Pro im Test auf 7,7 MByte/Sekunde, mit 5 GHz verdoppelt sich die Rate immerhin auf 15,5 MByte/Sekunde.
Als Navigationssysteme werden sowohl GPS und Galileo wie auch Glonass und BeiDou unterstützt.
System
Als Software-Unterbau greift Huawei auf Android 10 zurück, das der Hersteller mit der eigenen Benutzeroberfläche EMUI 10 ausstattet. Die Android-Sicherheitspatches datieren auf den 1. Juni 2020 und sind damit relativ aktuell.
Frisch eingerichtet ist das System vor allem auf die Nutzung mit Gesten ausgelegt, was nicht immer jedermanns Sache ist. In den Einstellungen lassen sich aber einige weitere Nutzungsmöglichkeiten wie der App-Drawer (der jedoch ebenfalls nur über eine Geste und nicht per Software-Button erreicht wird) sowie die von einigen Android-Nutzern nach wie vor präferierte 3-Tasten-Navigation inklusive Zurück-Button aktivieren.
Für ein Business-Tablet geringe Software-Ausstattung
Die Software-Ausstattung, die das MatePad Pro von Hause aus mitbringt, ist nicht groß, zeichnet sich aber durch manches sinnvolle Tool aus. So lassen sich über die Notiz-App „Nebo for Huawei“ schnell Infos handschriftlich festhalten, bearbeiten und gleichzeitig in Druckschrift konvertieren. Die Bearbeitung ist dabei einfach, ein Wort durchstreichen löscht dieses, ein Strich von oben nach unten zwischen zwei Buchstaben trennt das Wort, zwischen zwei Wörtern wird der nachfolgende Teil in eine neue Zeile geschoben. Mit einem Strich von unten nach oben wird in beiden Situationen genau das Gegenteil erreicht.
Darüber hinaus verfügt das System über eine Taschenrechner-App, die handschriftlich gestellte Aufgaben umwandelt und ausrechnet. Das klappt in manchen Situationen sehr gut, in anderen gar nicht. Dies ist dabei nicht abhängig von der Komplexität der Aufgabe, sondern von den verwendeten Zeichen. Während normale Grundrechenarten, aber auch Bruchrechnen bis hin zur Geometrie keine Probleme darstellen, kommt die App schon bei kleinsten Aufgaben mit Unbekannten ins Schleudern – vor allem, weil in diesem Fall das „x“ als Multiplikationszeichen gewertet wird.
Eine Skizzen-App fehlt der Ausstattung wiederum und hier tritt das größte Problem des MatePad Pro zutage: Aufgrund der Wirtschaftsauseinandersetzungen zwischen den USA und China darf Google aktuell an Huawei keine Lizenz für die Verwendung seiner Play-Dienste vergeben. Es ist zwar möglich, die Google-Dienste und damit auch Googles Marktplatz nachzuinstallieren, dies aber nur mit erheblichen Aufwand. Anders als bei den Fire-Tablets von Amazon, bei denen lediglich vier Apps in der richtigen Reihenfolge installiert werden müssen, kann das Aufspielen des Play Store beim MatePad Pro gerne 30 Minuten in Anspruch nehmen – Erfolg ungewiss. Und selbst wenn dieser am Ende funktioniert, bleibt immer noch die Frage: Für wie lange? Spätestens nach einer Aktualisierung der Play-Dienste oder nach einem Update des Android-Systems können die Apps ihren Dienst versagen und damit ebenso alle darüber installierten Programme. Funktionieren die Google-Apps aber erst einmal, verrichten sie weitestgehend ihren Dienst. Lediglich bei einigen Messenger-Programmen muss auf Push-Benachrichtigungen verzichtet werden. Alternativ hat sich im Test auch der App Store von Amazon als funktionierend erwiesen – ganz ohne Einrichtungsorgie und nur durch das Aufspielen der bei Amazon heruntergeladenen APK-Datei. Doch hier trübt nach wie vor das geringe Software-Angebot das Bild.
Eigene Lösung noch weit zurück
Huawei versucht zwar mit der AppGallery einen eigenen Marktplatz zu etablieren, dieser ist jedoch zum jetzigen Zeitpunkt noch weniger gefüllt als der App Store von Amazon. Zudem fehlen dort viele der bekannten Apps oder sind mit dem Vermerk „Noch nicht verfügbar“ versehen. Bei vielen anderen beliebten Applikationen wie Netflix, Facebook, Instagram, Twitter oder YouTube wird entweder auf alternative Download-Seiten wie APKPure oder zum Web-Auftritt des jeweiligen Dienstes geleitet. Dass diese als US-amerikanische Unternehmen ihre Programme in absehbarer Zeit im App Store von Huawei anbieten, darf nach jetziger Sachlage als nahezu ausgeschlossen angesehen werden. Damit stellen die jetzigen Methoden mehr eine wenig praktikable Notlösung als eine wirkliche Alternative dar.
Kinderecke mit leeren Kisten
Mit dem Kids-Corner liefert Huawei ähnlich wie Samsung einen Bereich für Kinder, mit dem Eltern ihren Sprösslingen eine abgesicherte Umgebung bieten können. In dieser können die Nutzungszeiten in Form eines Tageslimits bzw. einer bestimmten Stundenanzahl oder die Dauer einer Sitzung sowie die Pausen zwischen diesen passwortgeschützt festgelegt werden. Die Ausstattung fällt jedoch genauso mickrig wie bei der Konkurrenz aus und ist in keiner Weise mit der von Amazons FreeTime (Test) vergleichbar. Zur Auswahl stehen lediglich ein Audio-Rekorder, die Kamera (nur dass nach der Zugriffsberechtigung erst beim Aufruf und nicht bei der Einrichtung des Bereichs gefragt wird), ein Medienplayer sowie ein Zeichenprogramm. Über die Einstellungen können aber bereits installierte Apps sowie eigene Inhalte für den Kids-Corner freigegeben werden.
Standardsicherheit
Neben den üblichen Sicherheitsvorkehrungen wie PIN, Passwort oder Muster verfügt das MatePad Pro auch über eine Gesichtserkennung. Diese arbeitet sehr schnell und im Gegensatz zu anderen Lösungen wie unter anderem von Samsung können bei Huawei bis zu fünf Profile angelegt werden, womit das Tablet auch für verschiedene Nutzer freigegeben werden kann. Da das MatePad Pro nicht über einen frontseitigen LED-Blitz verfügt, wird bei schlechten Lichtverhältnissen zur besseren Ausleuchtung das Display als Lichtquelle hinzugezogen.
Über die Smart-Unlock-Funktion kann das Tablet zudem über ein weiteres Bluetooth-Gerät wie Smartwatch oder Smartphone entsperrt werden. Auf einen Fingerabdrucksensor muss der Nutzer jedoch verzichten.