Mercedes-Benz: Im neuen Vito wird der Rückspiegel zum Display
Mercedes-Benz will den jüngst mit einer Modellpflege aufgefrischten Vito zum Frühjahr 2021 optional mit einem digitalen Innenspiegel anbieten. Dieser kombiniert einen klassischen Spiegel mit einem hochauflösenden Display, das Videosignale von einer Kamera erhält. ComputerBase konnte einen Prototypen bereits ausprobieren.
Der Vito ist Mercedes-Benz' Allzweckwaffe für das Handwerk, den Handel und den Service. Das Fahrzeug kommt in verschiedensten Konfigurationen etwa bei Gas- und Wasserinstallateuren, Lieferdiensten, Car-Sharing- und Taxi-Services zum Einsatz.
Neuer eVito Tourer mit 421 km Reichweite
Nachdem der aufgefrischte Vito bereits seit April bestellt werden kann, soll in Kürze der eVito Tourer folgen. Das reine Elektrofahrzeug ist mit einem 100-kWh-Akku ausgestattet, von dem sich 90 kWh netto nutzen lassen. Der eVito Tourer leistet 150 kW (204 PS) über die Vorderachse und entspricht damit dem EQV. Das ist in jeder Disziplin deutlich mehr als beim zuerst eingeführten eVito Kastenwagen mit 41 kWh und 84 kW Leistung. Nach einer Reichweite von bis zu 184 km beim Kastenwagen werden bis zu 421 km für den Tourer genannt.
Preislich startet der eVito Tourer in Deutschland bei 53.990 Euro netto. Enthalten ist ein Wartungspaket für vier Jahre, das in diesem Zeitraum die Kosten der Wartungsarbeiten gemäß Serviceheft und Herstellervorgaben abdeckt, sowie das Mercedes-Benz-Batteriezertifikat bis 160.000 Kilometer Laufleistung oder acht Jahre.
Digitaler Innenspiegel ab Frühjahr 2021
Ab dem Frühjahr 2021 will Mercedes-Benz für den Vito und auch den eVito einen digitalen Innenspiegel als Sonderausstattung anbieten. Der soll vor allem dann sinnvoll sein, wenn Koffer- oder Laderaum bis unters Dach befüllt sind und ein Blick aus der Heckscheibe über den analogen Innenspiegel nicht mehr möglich ist.
Hinweis: Die Redaktion hat das ursprünglich veröffentlichte Video in Folge berechtigter Kritik aus der Community entfernt. Eine gekürzte Variante ohne Fahrtaufnahmen wird in Kürze zur Verfügung stehen.
ComputerBase konnte einen Prototypen des Spiegels in einem normalen, aber leeren Vito bereits ausprobieren und musste schon hier feststellen, dass selbst ohne Ladung alleine die Kopfstützen der zwei hinteren Sitzreihen und die getönte Scheibe im Heck beinahe vollständig die Sicht blockieren. Sollten sich dann noch weitere Mitfahrer im Fahrzeug befinden, ist ein normaler Innenspiegel kaum mehr zu gebrauchen.
Sehr helle 1.600 × 320 Pixel
In diesem Szenario kommt der digitale Innenspiegel ins Spiel, der auf den ersten Blick nicht anders aussieht als jeder normale Innenspiegel in analoger Ausführung. Über den Abblend-Kippschalter lässt sich aber das TFT-LC-Display mit einer Auflösung von 1.600 × 320 Pixeln aktivieren, das sein Bildsignal von einer in der Heckscheibe integrierten HDR-Kamera erhält. Diese ist so im Fahrzeug verbaut, dass sie von Außen nicht erkennbar ist und zudem im Wischbereich des Heckscheibenwischers sitzt, damit dieser stets für einen klaren Blick nach hinten sorgt. Erst wenn die Heckklappe geöffnet wird, ist die mit Kunststoff verkleidete Kamera sichtbar.
Die Nutzung einer HDR-Kamera sorgt dafür, dass dunkle und helle Bildbereiche ausgewogen angezeigt werden. Bei einer ersten Probefahrt von gut einer Stunde mit aktiviertem Spiegel fiel positiv die sehr hohe Maximalhelligkeit des Displays auf, die sich in fünf Stufen regeln lässt. Reflexionen gibt es so gut wie keine, erst bei sehr spitzen, in der Praxis unrealistischen Blickwinkeln treten diese auf. Die Kamera soll auch bei schlechten Sichtverhältnissen, in Tiefgaragen und bei Regen funktionieren, ComputerBase konnte sie aber lediglich tagsüber bei bestem Wetter ausprobieren. Einstellen lässt sich auch der Blickwinkel auf der X-Achse, auf der Y-Achse ist dies nicht notwendig, da das Sichtfeld doppelt so breit ist wie das, was man mit dem menschlichen Auge über einen normalen Innenspiegel durch die Heckscheibe sehen würde.
Während der Probefahrt wurde der digitale Innenspiegel permanent anstelle des analogen Modus' genutzt, da die Sicht nach hinten stets deutlich besser war. Nachteilig könnte die Lösung für den ein oder anderen sein, der unauffällig schnell mal einen Blick auf die hinteren Passagiere werfen möchte, etwa für Taxifahrer und Chauffeure. Dafür ist mit dem neuen Spiegel zunächst der Griff zum Abblend-Kippschalter notwendig.
Keine Option für den Kastenwagen
Für den Kastenwagen wird Mercedes-Benz den neuen Spiegel nach aktuellem Stand nicht anbieten, da hier mangels benötigter Heckscheibe bisher keine zufriedenstellende Integration in die Heckklappe oder Türen möglich ist. Was die Sonderausstattung für den Vito genau kosten wird, ist noch nicht bekannt, vorab genannt wurde aber ein Preisbereich von etwa 500 Euro.
ComputerBase hat Informationen zu diesem Artikel von Mercedes-Benz im Rahmen einer Fahrveranstaltung des Herstellers in Berlin unter NDA erhalten. Die Kosten für An- und Abreise wurden von ComputerBase getragen. Eine Einflussnahme des Herstellers oder eine Verpflichtung zur Berichterstattung bestand nicht.