Schwinn IC8 im Test: Vernetztes Spinning-Bike profitiert von Peloton
tl;dr: Das Schwinn IC8 ist ein vernetztes Spinning-Bike, das das digitale Training mit Apps ermöglicht. Während es mit Zwift und Kinomap noch Probleme gibt, fehlt es an einer rundum gelungenen App vom Hersteller selbst. Die beste App mit umfangreichem Kursangebot stammt deshalb vom Konkurrenten Peloton.
Nachdem sich ComputerBase mit dem Bowflex Max Trainer M8 (Test) einen digital vernetzten Crosstrainer angesehen hatte, folgt mit dem Spinning-Bike Schwinn IC8 ein weiterer Ausflug in den Bereich des vernetzten Sports. Erneut steht dabei im Fokus, welche Möglichkeiten sich für den Privatanwender zuhause bieten, das Trainingsgerät mit aktueller Technik zu verbinden, und ob dies im Alltag Vorteile bringt.
Denn einer der neuesten Trends unter den vernetzten Fitnessgeräten sind Indoor-Bikes mit Software und integriertem Touchscreen oder verbundenem Tablet, mit denen man zuhause an Indoor-Cycling-Kursen in einer Community teilnehmen kann. Bei den Kursen handelt es sich dabei nicht immer nur um Videos, sondern selbst Live-Kurse wie im Fitnessstudio werden inzwischen in Abonnements angeboten, um die Motivation und den gegenseitigen Ansporn zu erhöhen.
Das Schwinn IC8 ist seit Anfang des Jahres in Deutschland erhältlich und wird vom Hersteller mit einer „voll-digitalen Vernetzung“ beworben. Als Spinning-Bike bietet es keinen Freilauf und ist für eine Vielzahl von Trainingsarten geeignet, beispielsweise „High Intensity Interval Training“ (HIIT), Cardio, Ausdauer oder Kraft. Im Handel ist das Modell derzeit ab rund 980 Euro erhältlich, womit es trotz des nominell hohen Wertes in Relation zu Alternativen im günstigeren Preisbereich liegt. Schwinn gehört wie Bowflex zur Muttergesellschaft Nautilus.
Die digitale Anbindung des Schwinn IC8
Das Schwinn IC8 setzt nicht auf ein integriertes Tablet, sondern bietet wie der Bowflex Max Trainer M8 eine Bluetooth-Verbindung für die Verbindung zu einem Android- oder iOS-Tablet und zusätzlich ein integriertes Display, so dass das Spinning-Bike auch völlig ohne digitale Vernetzung genutzt werden kann. Als Funkstandard kommt Bluetooth 4.0 zum Einsatz.
Bei dem integrierten Display handelt es sich um ein vollfarbiges, hintergrundbeleuchtetes LCD, auf dem sich die gefahrene Zeit, die zurückgelegte Entfernung, die verbrauchten Kalorien, die Widerstandsstufe (1–100), die Geschwindigkeit und die Drehzahl während des Trainings ablesen lassen. Sofern ein optionaler Herzfrequenzmesser über Bluetooth verbunden ist, wird auch sein ermittelter Wert auf dem Display ausgegeben. Zudem zeigen diese Verbindungen ebenso wie die Verbindung zu einer App zwei kleine Symbole auf dem Bildschirm an.
Peloton, Explore the World, RideSocial, Zwift und Kinomap als Apps
Über dieser Konsole befindet sich ein Medienhalter, in den ein Tablet eingesetzt werden kann, das sich über Bluetooth mit dem IC8 verbindet. Über dieses kann das Training verfolgt oder an Live-Trainings teilgenommen werden. Das IC8 ist dabei nicht an eine Bluetooth-App gebunden, sondern kann mit unterschiedlichen Apps verbunden werden. Derzeit werden beispielsweise die Apps „Explore the World“, RideSocial, Zwift , Kinomap, Rouvy, Bkool, RGT Cycling und Peloton unterstützt, die Abonnements erforderlich machen, worauf noch gesondert näher eingegangen wird.
USB-Anschluss zum Laden
Das IC8 bietet einen USB-Anschluss, der einzig zum Aufladen von Geräten während des Trainings gedacht ist. Während der USB-Port erneut nicht ausreichend Energie liefert, um ein iPad zu laden, kann ein Smartphone problemlos während des Trainings aufgeladen werden.
Das Spinning-Bike Schwinn IC8 im Detail
Das Schwinn IC8 bringt es auf Abmessungen von 124 × 137 × 132 cm (L × B × H) und ein Gesamtgewicht von 48,1 kg. Der Hersteller empfiehlt einen Trainingsbereich von 2,5 × 1,8 m, damit ausreichend Freiraum in alle Richtungen gegeben ist. Das Maximalgewicht des Nutzers liegt bei 150 kg. Freigegeben ist das Gerät ab 14 Jahren.
Magnetischer Widerstand mit 18 kg Schwungmasse
Das IC8 setzt auf ein magnetisches Widerstandssystem über einen Drehknopf in der Mittelstange und bietet insgesamt 100 Widerstandsstufen von 0 bis 1.000 Watt Leistung, so dass es sich sehr feingliedrig den Bedürfnissen des Nutzers anpassen lässt. Um den Widerstand zu erhöhen, wird der Widerstands-Einstellknopf im Uhrzeigersinn gedreht. Um ihn zu verringern, wird er gegen den Uhrzeigersinn gedreht – hierüber wird der Abstand des Magneten zum Schwungrad verändert, was den Widerstand beziehungsweise die Bremswirkung anpasst. Durch diese Magnettechnik entstehen weder Geräusche, noch kommt es zu Verschleiß durch Abrieb.
Die Widerstandsstufe wird dabei zwischen 1 und 100 angezeigt. Außerhalb dieses Bereichs sollte das IC8 nicht betrieben werden, da dann das Bremssystem beschädigt werden kann. Dies greift, indem der Knopf schnell und kräftig nach unten gedrückt wird. Dann halten die 18 kg schwere perimetrische Schwungmasse und die Pedale sofort an. Für die Lagerung sollte die Schwungmasse immer festgestellt werden, indem der Widerstandsregler festgedreht wird.
Der für den Antrieb genutzte, verdeckt verbaute Riemen lässt sich in seiner Spannung anpassen. Sollte der Antriebsriemen bei schnellen Geschwindigkeitswechseln durchrutschen, muss hierfür nur eine Halteschraube eingestellt werden.
Um das Training zu intensivieren, können Knochenhanteln eingesetzt werden, wofür das IC8 Kurzhantelklammern für 1,5-kg-Exemplare bietet, die jedoch nicht im Lieferumfang enthalten sind. Beim IC4 werden 2,7 kg schwere Hanteln mitgeliefert. Diesem liegt auch ein Bluetooth-Herzfrequenzarmband bei, das mit dem Spinning-Bike verbunden werden kann. Sensoren zur Handpulsmessung bietet das IC8 nicht.
Klick- und Riemenpedale
Die Pedale des IC8 sind als Klick- und Riemenpedale ausgelegt. Sie lassen sich also sowohl mit Schuh-Clips (Cleats) nutzen als auch mit herkömmlichen Schuhe, die in die Riemen festgeschnallt werden können. Die Cleats sind SPD-kompatibel und lassen sich mit Schuhen mit Standard-2-Loch-MTB-SPD-Cleat-Vorrichtung nutzen. Wie üblich wird die Verbindung der Schuhe mit den Klickpedalen durch ein Drücken nach vorne und unten erzielt, während für das Lösen die Ferse nach außen und oben bewegt werden muss. Sollte der Mechanismus zu schwer eingestellt sein, lässt er sich über eine Einstellschraube an der Rückseite der Pedale justieren. Wer immer mit Cleats fährt, kann die Pedalriemen auch demontieren, damit sie beim Training keine Geräusche erzeugen können.
Der Q-Faktor, also der seitliche Abstand der Montagepunkte der Pedale an der Kurbelgarnitur, beträgt 200 mm.
Hantel- und Flaschenhalter
Am Multipositionslenker mit Urethanbeschichtung sind zwei Wasserflaschenhalterungen befestigt, so dass sich ausreichend Flüssigkeit beim Training am Fahrrad platzieren lässt. In diese Wasserflaschenhalterungen sind auch die bereits erwähnten Kurzhantelklammern integriert.
An den hinteren und vorderen Stabilisatoren befinden sich Drehregler zum Nivellieren des Speed-Bikes, so dass sich leichte Unebenheiten des Bodens ausgleichen lassen. Über die Rollen am vorderen Stabilisator lässt es sich auch alleine verstellen und nach dem Training zur Seite schieben.
Medienhalter für das Tablet
Wie bereits erwähnt bietet das IC8 ein vollfarbiges, hintergrundbeleuchtetes LC-Display. Alternativ lässt sich ein Tablet oder Smartphone in die Medienablage stellen. Wer die Bluetooth-Anbindung des IC8 nicht nutzen möchte, kann so auch seine Lieblingsserien oder Filme während des Trainings auf dem Smartphone oder Tablet wiedergeben und das integrierte LC-Display des IC8 nutzen.
Maße und Größen des IC8
Wie bei jedem Fahrrad besitzt auch das IC8 ein Intervall der Schrittlänge, für die es geeignet ist. Dieses Intervall liegt zwischen 68 und 96 cm. Das entspricht meist einer Körpergröße von rund 155 bis 192 cm.
Die Höheneinstellung des Sattels kann in 1,5-cm-Schritten in 15 Stufen um insgesamt 21 cm angepasst werden. Durch den geringen Abstand der einzelnen Stufen ist auch in diesem Bereich eine sehr genaue Einstellung an die eigenen Bedürfnisse möglich. Die horizontale Verschiebung des Sattels bietet einen stufenlosen Spielraum von 7,5 cm, wobei sich rein theoretisch die Halterung umdrehen lässt, um noch einmal rund 3,5 cm näher an den Lenker heranzurutschen.
Beim Lenker gibt es hingegen keine festen Abstufungen, sondern dieser kann frei in der Höhe verstellt werden. Dafür fällt die Anpassung mit 10 cm geringer aus. Die horizontale Anpassung liegt beim Lenker bei 7 cm und ist ebenfalls stufenlos.
Der maximale Abstand zwischen Lenker und Sattel beträgt rund 60 cm, der minimale Abstand liegt hingegen bei rund 46 cm – gemessen von der Sattelspitze bis zum Lenkeranfang.
Schneller Aufbau
Der Aufbau des Schwinn IC8 dauert knapp 30 Minuten und kann zur Not auch alleine durchgeführt werden. Das notwendige Werkzeug in Form eines 3- und 6-mm-Sechskantschlüssels und eines universalen Kreuz-Schraubendrehers mit 13-, 14- und 15-mm-Maulschlüssels wird mitgeliefert. Wer einen guten Werkzeugkasten besitzt, greift aber auf diesen zurück.
Mit Ausnahme des Lenkeraufbaus, des Sattels, der Pedale und der Stabilisatoren ist das Speed-Bike bereits vormontiert. Die Anleitung ist verständlich und gut strukturiert. Fast gänzlich ausgespart werden in ihr jedoch die digitalen Möglichkeiten des IC8 und wie man es mit passenden Apps verbindet. Auch die Erläuterungen zur Funktionsweise der Konsole fehlen in der mitgelieferten Anleitung, obwohl sie in der PDF-Version enthalten sind.
Beim Verschrauben des Displays an der dafür vorgesehenen Halterung empfiehlt es sich, erst die Halterung am Rahmen zu befestigen und dann das Display aufzusetzen, weil sonst die Schrauben am Lenkeraufbau kaum zugänglich sind, da der Bildschirm im Weg ist – hier ist ein Abweichen von der Anleitung der einfachere Weg. An der Konsole befindet sich auch das Kabel, das mit der Basiseinheit des IC8 verbunden werden muss. Das Kabel am IC8 ist im Rahmen verlegt.
Sowohl am Lenker als auch Sattel kommen Einstellgriffe zum Einsatz, die eine werkzeuglose vertikale und horizontale Verstellung ermöglichen. Beim Aufbau ist auf ihre korrekte Ausrichtung zu achten, worauf in der Anleitung aber auch explizit hingewiesen wird. Der Sattel kann zudem geneigt werden. Sofern mehrere Personen das Spinning-Bike nutzen, bietet es sich an, die Höheneinstellungen des Lenkers und Sattels mit Klebebändern zu markieren.
Der Lenker bietet die Möglichkeit, verschiedene Griffpositionen mit breitem, engem oder weitem Griff zu nutzen, wenn man längere Trainingseinheiten absolviert.
Sattel und Pedale lassen sich austauschen
Wer beim Sattel und bei den Pedalen auf eine eigene Ausrüstung setzen möchte, kann diese problemlos austauschen. Bei der Sattelaufnahme des ab Werk belüfteten Rennsattels kommt ein Standardkolben zum Einsatz und die 9/16"-Pedalgewinde passen für herkömmliche Fahrradpedale. Die Kurbelarme bieten hingegen keine Standardmaße und können nicht einfach gegen normale ausgetauscht werden. Die Kurbelarme des IC8 sind 170 mm lang.
Sehr gute Verarbeitung, leises Fahrgeräusch
Die Verarbeitung des Schwinn IC8 ist sehr gut. Alle Schweißnähte des pulverbeschichteten Stahlrahmens sind sauber ausgeführt und die beweglichen Teile bieten einen leichtgängigen Lauf. Das Spinning-Bike hat dank des hohen Eigengewichts von fast 50 kg einen sicheren Stand. Der Lenker bietet in allen Positionen einen guten, festen Griff und man kommt beim Training mit keinerlei scharfkantigen Teilen in Berührung, an denen man sich verletzten könnte. Nur die Sattelstange hat etwas zu viel seitliches Spiel. Dies ist im Training allerdings nicht negativ aufgefallen.
Während des Trainings ist das Schwinn IC8 angenehm leise, was auch dem magnetischen Widerstandssystem geschuldet ist, da der Magnet das Schwungrad nicht berührt. Wer bislang beispielsweise ein Ergometer mit Filzbremse genutzt hat, wie sie Schwinn selbst auch beim IC7 noch einsetzt, wird das leisere Fahrgeräusch des IC8 sofort positiv bemerken.
Das Display selbst setzt auf eine weiche Kunststoffabdeckung, die leicht zerkratzt. Die Tasten bieten einen guten und klaren Druckpunkt, die Konsole versprüht optisch und haptisch aber weniger Moderne als das restliche Speedbike.
Programme ohne App-Anbindung
Wer das Schwinn IC8 ohne App-Anbindung nutzen möchte, der kann auf dem Display ein Training in Abhängigkeit der Zeit, Distanz oder des Kalorienverbrauchs einstellen. Hierzu wird über die Auf-/Ab-Taste zunächst der gewünschte Zeitwert eingestellt, im nächsten Schritt die Kalorien, die verbraucht werden sollen, und schließlich die Distanz, die zurückgelegt werden soll. Während des Trainings werden diese Werte nun fortwährend angezeigt beziehungsweise heruntergezählt. Das Training startet, sobald man in die Pedale tritt.
Da es auf dem IC8 keine Benutzerprofile mit Alter, Geschlecht, Größe und Gewicht gibt, können für die Bestimmung der verbrauchten Kalorien lediglich der Widerstand und die Umdrehungen herangezogen werden, was die Angaben nur zu einem groben Schätzwert macht.
Durch die Anzeige des Widerstandsniveaus auf dem Display lassen sich Trainingseinheiten wiederholen und fallen nicht jedes Mal unterschiedlich aus.