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C:\B_retro\Ausgabe_39\: Die Sega Dreamcast

Sven Bauduin
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C:\B_retro\Ausgabe_39\: Die Sega Dreamcast
Bild: ArtStation

tl;dr: Im November 1998 erschien mit der Sega Dreamcast eine innovative Spielkonsole der 6. Konsolengeneration und konkurrierte in der Folge mit der PlayStation 2 von Sony, der Microsoft Xbox und dem Nintendo GameCube. Mit ihrer Dreamarena und dem SEGANet waren die Online-Funktionalitäten der Dreamcast ihrer Zeit weit voraus.

Jeden Sonntag wirft diese Serie einen unterhaltsamen Blick zurück auf drei Jahrzehnte voller bewegter Geschichten und interessanten Entwicklungen der Computerszene. Mythen, Meilensteine und Meisterwerke: C:\B_retro\.

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Sega Dreamcast (1998)

Am 14. Oktober 1999 sollte es auch hierzulande endlich soweit sein und die seinerzeit fortschrittlichste Spielkonsole, die am 27. November 1998 in Japan den Startschuss für die 128-Bit-Ära der 6. Konsolengeneration gegeben hatte, erschien in Europa. Bereits am 9. September 1999 erfolgte die Verkaufsfreigabe in den USA, bei dem sich die Dreamcast innerhalb von nur zwei Wochen rund 500.000 Mal verkaufen konnte.

Eine Hitachi-CPU mit 200 MHz und einer Gleitkommaeinheit (FPU) mit 128 Bit sowie die 1,4 GigaFLOPS an Rechenleistung sollten die Sega Dreamcast gemeinsam mit der damals wegweisenden kostenlosen Online-Funktionalität auch außerhalb von Japan zu einem großen Erfolg machen. Der deutlich leistungsstärkeren Konkurrenz von Sony und Microsoft hatte die Dreamcast aber am Ende zu wenig entgegenzusetzen.

Zum Startschuss in den USA und Europa bewarb Sega die Dreamcast mit einer groß angelegten Kampagne namens „It's Thinking“ im TV.

Auch wenn die Produktion der Spielkonsole bereits vor über 19 Jahren eingestellt wurde, erscheinen noch heute neue Spiele, die von Spielern und Fans in Eigenregie programmiert werden (Homebrew).

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Entwicklung

Nachdem Sega bewusst wurde, dass das Unternehmen die Niederlage des Sega Saturn, seiner Spielkonsole der 5. Generation, gegen die Sony PlayStation und das Nintendo 64 nicht mehr würde abwenden können, begannen die Entwickler in Tokio mit den Arbeiten an einer Spielkonsole der nächsten Generation. Sega wollte der Konkurrenz von Sony und Nintendo (später auch Microsoft) dieses Mal einen Schritt voraus sein und begann bereits 1997 mit der Entwicklung der Sega Dreamcast.

Sega wählte zunächst eine zweigleisige Strategie und ließ zwei Entwicklerteams gleichzeitig an einer neuen Plattform arbeiten. Unter der Leitung von Tatsuo Yamamoto arbeitete das eine Team bei IBM an einem Prototyp der neuen Konsole, das andere Team, Segas interne Entwicklungsabteilung, wurde von Hideki Sato geführt.

Sato und sein Team entschieden sich, für die neue Plattform einen Hitachi SH4-Prozessor und einen VideoLogic PowerVR2-Grafikprozessor zu verwenden, während Yamamoto und sein Team sich ebenfalls für einen SH4-Prozessor entschieden, diesen jedoch mit einem Grafikchip von 3dfx kombinierten.

Sega entschied sich schlussendlich für das Konzept von Hideki Sato und PowerVR, was dazu führte, dass 3dfx, die den Millionenauftrag bereits fest einkalkuliert hatten, Sega verklagte. Der darauf folgende Rechtsstreit zwischen 3dfx, Sega, NEC und VideoLogic wurde jedoch vergleichsweise schnell beigelegt.

Hardware

Eine der größten Besonderheiten der Sega Dreamcast war das eigens für die Spielkonsole entwickelte proprietäre optische Speichermedium GD-ROM, das eine Speicherkapazität von 1,2 GB ermöglichte und damit fast doppelt so viele Daten wie eine handelsübliche CD-ROM aufnehmen konnte. Zudem erhöhte der Einsatz der GD-ROM den Schutz vor Raubkopien, da das Speichermedium von CD-ROM-Laufwerken nicht vollständig ausgelesen werden konnte. Das Format wurde von Yamaha für Sega entwickelt und kam später auch in Spielautomaten von Sega zum Einsatz.

Die Dreamcast basierte auf einem 32-Bit-SH-4-RISC-CPU von Hitachi mit 200 MHz und 128-Bit-FPU, der laut Sega in Spielen die typische Rechenleistung eines Intel Pentium III mit 1 GHz Taktfrequenz erreichen sollte. In der Praxis war die CPU der Dreamcast aber sowohl der „Emotion Engine“ der PlayStation 2 als auch dem Custom-Chip auf Basis eines Intel Pentium III („Coppermine“) unterlegen.

Spezifikationen der Spielkonsolen der 6. Konsolengeneration (1999 – 2005)
Sega Dreamcast Sony PlayStation 2 Microsoft Xbox Nintendo GameCube
CPU Hitachi SH-4 MIPS R5900
(„EmotionEngine“)
Intel Pentium III
(„Coppermine“)
IBM PowerPC 750CXe
(„Gekko“)
CPU-Takt 200 MHz 299 MHz 733 MHz 485 MHz
GPU NEC PowerVR Series 2 Graphics Synthesizer Nvidia MCPX X3 ATi/Nintendo
(„Flipper“)
GPU-Takt 100 MHz 147 MHz 233 MHz 162 MHz
Leistung ~ 1,4 GigaFLOPS ~ 6,2 GigaFLOPS ~ 13,0 GigaFLOPS ~ 9,4 GigaFLOPS
Innenleben der Konsole
Innenleben der Konsole (Bild: Wikipedia)
Mainboard der Konsole
Mainboard der Konsole (Bild: Wikipedia)

Die Spezifikationen der Dreamcast, mit der sich Sega in der 6. Konsolengeneration auf verlorenen Posten wiederfinden sollte, sahen wie folgt aus.

Spezifikationen der Sega Dreamcast
  • 32-Bit Hitachi SH-4 mit 200 MHz und 128-Bit-FPU
  • 16 MByte Hauptspeicher vom Typ SD-RAM
  • NEC PowerVR Series2 (PVR2DC) mit 100 MHz und 100 Megapixel pro Sekunde
  • 8 MByte Grafikspeicher von Typ SG-RAM
  • 640 x 480 Pixel bei 16,7 Millionen Farben („True Color“)
  • 1,4 GigaFLOPS und 360 MIPS
  • Yamaha AICA-Soundchip mit 45 MHz und 64 Stimmen auf ARM7-Basis
  • 2 MByte Soundspeicher
  • 12× GD-ROM-Laufwerk von Yamaha mit 1,2 GB Speichermedien
  • Modem mit 33 KBit/s (Europa) respektive 56 KBit/s (USA)
Der Hauptprozessor der Sega Dreamcast vom Typ Hitachi SH-4
Der Hauptprozessor der Sega Dreamcast vom Typ Hitachi SH-4 (Bild: Wikipedia)

Als Software kam das Dreamcast-Konsolensystem zum Starten von GD-ROMs und das Ändern von Einstellungen zum Einsatz, das eigentliche Betriebssystem, das Sega Operating System, wurde dabei immer von der jeweiligen GD-ROM gestartet.

Außerdem liefen Sega Katana, KallistiOS auf BSD-Basis sowie Windows CE für Sega Dreamcast auf der Spielkonsole.

Zubehör

Neben dem eigens für die Dreamcast entwickelten GD-ROM-Laufwerk und den entsprechenden Speichermedien war der Visual Memory (VM) eine der größten Neuerungen der Spielkonsole.

Im Gegensatz zu anderen Speicherkarten anderer Spielkonsolen diente der Visual Memory nicht nur als Speichermedium für Spielstände, sondern konnte außerdem als zusätzliches Display im Gamepad und sogar als eigenständiger Handheld fungieren.

Der Visual Memory besaß einen eigenen 6 MHz schnellen Sanyo LC8670 („Potato“) , ein speziell für Sega hergestellter Prozessor, 128 KB Flash-Speicher sowie 24 KB ROM und 1 KB RAM.

Sega Dreamcast VMU
Sega Dreamcast VMU (Bild: Wikipedia)

Über das ab Werk integrierte und 33,3 kbit/s (Europa) respektive 56 kbit/s (USA) schnelle Modem ließen sich schon lange bevor auch Sony und Microsoft mit dem PlayStation Network und Xbox Live die Online-Funktionalität der Spielkonsolen für sich entdeckt haben, Onlinespiele gegen- und miteinander austragen.

Später wurde zudem ein Breitbandadapter angeboten, mit dem Spieler mit DSL-Geschwindigkeit online gehen konnten. Gespielt wurde über den kostenlosen Online-Dienst Dreamarena und das SEGANet, in das sich Spieler mit Viag Interkom über einen eigenen Internet Service Provider (ISP) einwählen konnten.

Bis zu seiner Schließung Anfang 2003 verzeichnete die Dreamarena mehr als 600.000 registrierte Nutzer, die vor allem populäre Titel wie Quake III Arena sowie Phantasy Star Online spielten. Auch die Nutzung von Internetdiensten wie E-Mail und dem World Wide Web waren mit der Sega Dreamcast möglich. Zudem gab es regelmäßige Gewinnspiele, Diskussionsforen, einen Chat und aktuelle Dreamcast-Informationen.

Spiele

Neben dem Ego-Shooter Quake III Arena und Phantasy Star Online, dem ersten MMORPG auf einer Spielkonsole überhaupt, galt vor allem Soul Calibur lange Zeit als Vorzeigetitel und Referenz für die Grafik der 6. Konsolengeneration. Zudem setzte der Titel Shenmue in den Bereichen Spielgrafik und Spielweltgröße neue Maßstäbe.

Zwischen 1998 und 2007 erschienen insgesamt 216 offizielle PAL-Spiele für die Sega Dreamcast, die durch die noch heute aktive Dreamcast-Homebrew-Szene nach wie vor mit neuen Anwendungen, Spielen und Emulatoren versorgt wird.

Der auf Retro Games spezialisierte YouTube-Kanal „Top Retro Games“ hat seine persönliche Top 30 der besten Spiele für die Sega Dreamcast veröffentlicht, die das „Who is Who“ der beliebtesten Titel sehr gut einfängt.

Mit DCEmulation und dem Sega-Club sind zwei der ältesten Szene-Websites nach wie vor online und verfügen noch immer über eine aktive Community.

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